Herdeck. Revisions-Höhepunkt 2020 im Pumpspeicherkraftwerk Herdecke: Ein Kran zieht den 50 Tonnen schweren Stöpsel aus dem Speicherbecken. Das ist leer.

Im Prinzip geht es um eine XXL-Badewanne, aus der nun Fachleute einen gigantischen Stöpsel gezogen haben. Ohne Plopp-Geräusch. Dafür mit einem ständigen Surren zweier großer Kranausleger.

Damit hinein ins Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Herdecke. Dort hat RWE Mitte Juni mit der Revision begonnen. Höhepunkt dieser Inspektion in diesem Jahr: Erstmals in der langen Geschichte der großen Betonschüssel tauscht der Energiekonzern den Stöpsel (Fachbegriff Zylinderschütz) aus. Wobei die Szenerie im Ardeygebirge ebenso spannend erscheint: Wo sich sonst zur Stromproduktion bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser befinden könnten, verkehren seit Tagen einige Baufahrzeuge.

Nachdem RWE das Wasser aus dem Speicherbecken abgelassen hatte, hob ein 500-Tonnen-Kran von der Staumauer seinen 200 Tonnen „leichteren“ Bruder hinein in die RWE-Wanne. Auftrag: Das Duo soll nach Vorarbeiten und Besichtigungen auch von Kletterern das Zylinderschütz aus dem 40 Meter hohen Einlaufturm herausziehen. Dieser hat seit einigen Tagen kein Dach mehr, die 17-Tonnen-Konstruktion liegt neben einer Behelfsbrücke auf dem Boden des Beckens. Dann aber stoppt Wind das Vorhaben am Dienstag. „Es bläst mit rund 20 km/h, wir brauchen weniger und verschieben die Aktion in Absprache mit der ausführenden Firma auf morgen“, erklärt Hubert Fabinski, stellvertretender Betriebsleiter des Pumpspeicherkraftwerks.

50-Tonnen-Stöpsel schwebt durch Speicherbecken in Herdecke

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Am frühen Mittwoch – es riecht noch modriger als am Vortag – regnet es in Strömen. Doch Wasser ist für die Teile im Speicherbecken naturgemäß kein Problem. 6 Uhr, recht windstill, es kann losgehen. Jetzt kommt es auf Zentimeter an. 50 Tonnen wiegt der Stöpsel, der normalerweise zehn Meter unter dem Beckenboden den Zufluss zur Rohrleitung im Hang hinunter zum Hengsteysee abriegelt. Ein Kran zieht diesen an einem Ausleger bzw. Gestell mit vier Ketten nach oben. Ein schwebendes Verfahren. Nachdem das leicht baumelnde Zylinderschütz beinahe die Frontscheibe getroffen hat, liegt die alte Stahlkonstruktion dann später dank der Hilfe des zweiten Krans auf dem Beton. Geschafft. Und bereit zum Zerkleinern vor dem Abtransport.

Nachfolgemodell gleich groß

„Nach 25 oder 30 Jahren hat sich der Korrosionsschutz abgenutzt, deshalb tauschen wir das Zylinderschütz aus“, sagt Fabinski im Beisein von Sven-Erik Wadewitz. Der Maschinenbau-Fachleiter von RWE hat im März die Anlieferung des neuen Stahl-Stöpsels (ebenfalls 6,50 Meter hoch, 5,50 Meter Durchmesser) mit entsprechender Beschichtung begleitet, ehe Corona für Verzögerungen sorgte.

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Zur Revision gehört auch, Schäden am Boden im geleerten Becken zu beheben. „Das sind nicht allzu viele“, berichtet Fabinski und blickt auf herumfahrende Bagger, die zuvor ein 100-Tonnen-Kran in die Betonschüssel hineingehoben hat.

Im nächsten Jahr stehen noch aufwendigere Arbeiten an. Dann ruht die Stromerzeugung voraussichtlich von Februar bis November. Beispielsweise wegen der Druckrohrleitung, die auf einer Länge von rund 400 Metern unterirdisch im Ardeygebirge verläuft. Nach einigen Inspektionen dort folgt ebenfalls eine Premiere: „Wir werden die Rohre neu beschichten lassen“, so der stellvertretende Kraftwerksleiter. In der Anlage am Ufer begutachten Fachleute dann den Maschinenpark mit Turbine, Generator und Kugelschieber, um nach einem entsprechenden Ausbau Schäden zu beheben oder Teile auszutauschen.