Herdecke. Tonnenschwere Lieferung: Zur Vorbereitung der Revision im Pumpspeicherkraftwerk Herdecke startet RWE mit Sanierungsarbeiten am Speicherbecken.

Fast geschafft. Nur noch wenige Meter müssen die zwei Lkw zurücklegen, dann ist die schwere Last am Ziel. Doch das dauert. Und das liegt nicht am schlechten Wetter, zumal es fast ununterbrochen regnet. Nein, der Weg ist zu schmal. Also reißt ein Bagger vorübergehend den Zaun aus der Verankerung, damit die Fahrzeuge die kurze Rampe hinauf gelangen können.

Am Ende dieser Zufahrt befindet sich das Speicherbecken des Herdecker Pumpspeicherkraftwerks. Dort stehen in diesem und im nächsten Jahr vielfältige Arbeiten an. Grund: In diesem Sommer startet an dem traditionsreichen Standort von RWE die Revision der Anlage, die 1989 das alte und mittlerweile denkmalgeschützte Koepchenwerk gewissermaßen abgelöst hat. Somit geht das Kraftwerk dann über mehrere Monate vom Netz und produziert in dieser Zeit logischerweise auch keinen Strom.

Wasser durch Druckrohrleitung

Die Energie gewinnt RWE an dieser Örtlichkeit bekanntlich durch Wasser. Dieses gelangt über Pumpen und unterirdische Druckrohrleitungen (die alten Koepchenwerk-Rohre befinden sich noch sichtbar am Hang) vom Hengsteysee hoch ins Speicherbecken. Bei entsprechendem Bedarf bzw. je nach Nachfrage kann das Wasser dann zur Stromproduktion wieder hinunter durch die Turbinen rauschen.

Das Speicherbecken oberhalb des Hengsteysees: Rechts am Bildrand ist der so genannte Einlaufturm mit Zugangsbrücke zu erkennen.
Das Speicherbecken oberhalb des Hengsteysees: Rechts am Bildrand ist der so genannte Einlaufturm mit Zugangsbrücke zu erkennen. © Hans Blossey

Entsprechend wichtig ist das für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Speicherbecken. Dessen Fassungsvermögen hat RWE zuletzt 2016 um 103.000 auf etwas mehr als 1,6 Millionen Kubikmeter erweitert. Nach jenem Millionen-Projekt folgen in diesem Jahr Sanierungsarbeiten. Diese betreffen das Verschlussorgan des Oberbeckens, das 165 Meter oberhalb des Stausees liegt. RWE will in der nächsten Zeit den so genannten Zylinderschütz austauschen. „Das ist eine Vorab-Aktion, ehe im Sommer die Hauptrevision beginnt“, sagt Sven-Erik Wadewitz, Fachbauleiter Maschinenbau beim Energiekonzern.

Konkret geht es am Speicherbecken um den Einlaufturm. Dort befindet sich das Verschlussorgan zum 396 Meter langen Druckstollen. Über einen Zylinderschütz regeln die Kraftwerks-Verantwortlichen die Wasserzufuhr. Diesbezüglich steht jetzt eine Erneuerung an.

Austausch von Mitte März bis Mai

Dafür setzte sich am vergangenen Dienstag ein Schwertransport in der Stadt Wels (Oberösterreich) in Bewegung. Der Konvoi mit zwei großen Lkw-Ladungen konnte sich nur nachts Herdecke annähern. Freitagmorgen trafen die beiden 25 Tonnen schweren Zylinderschütz-Lieferungen am Wittbräucker Waldweg ein.

Staumauer 2016 für mehr Produktivität erhöht

2016 waren RWE und eine Firma etwa drei Monate damit beschäftigt, die 1,2 Kilometer lange Staumauer des Speicherbeckens um 1,20 Meter zwecks Erweiterung des Fassungsvermögens zu erhöhen. Seither kann das Pumpspeicherkraftwerk Herdecke rund 45 Megawattstunden mehr Strom produzieren.

2007 gab es Sanierungsarbeiten an der Betonmauer (24.000 Quadratmeter) des Oberbeckens.

„Ab dem 16. März wollen wir den Einlaufturm demontieren. Nach dem Ausbau wollen wir dann bis Ende Mai den neuen Zylinderschütz, dessen zwei Teile mit einem Durchmesser von rund fünf Metern jetzt noch zusammengeschweißt werden müssen, einbauen“, so Wadewitz. Später gehe es an die Sanierung der Druckrohrleitungen (Korrosionsschutz).