Herdecke. . Batteriespeicher: Trotz geringer Erlöse des Pumpspeicherkraftwerks hat RWE den Standort Herdecke aufgewertet. Wichtige Entscheidungen stehen aus.
Es sind turbulente Zeiten für das Pumpspeicherkraftwerk (PSW) von RWE in Herdecke. Wie von anderen Standorten kommen auch vom Hengsteysee Klagen angesichts der schwierigen Erlössituation mit der 165-Megawatt-Anlage. „In den vergangenen Jahren ist es auf dem Strommarkt für uns nicht einfacher geworden“, sagt Kathrin Schmelter, die seit etwas mehr als einem Jahr Betriebsleiterin auf dem Koepchenwerk-Gelände ist.
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Nach sinkenden Erlösen gebe es zwar seit Herbst 2017 Anzeichen der Besserung, aber das sei nicht zufriedenstellend. „Die Nachfrage ist konstant, die Einsatzzeiten nehmen zu, dennoch verdienen wir weniger Geld. Wir glauben aber, dass die Talsohle erreicht ist“, fasst Schmelter die Entwicklung zusammen. Also gehe es für den Energiekonzern um kontinuierliche Optimierungen und weitere Steigerung der Flexibilität, um den niedrigen Preisen zu trotzen und weiter bei Schwankungen der erneuerbaren Energiequellen zur Verfügung zu stehen. In der nahen Zukunft warten weitere wichtige Herausforderungen. Eine Übersicht.
Revision
1989 ging das neue Pumpspeicherkraftwerk als Nachfolger des Koepchenwerks in Betrieb. Nach 30 Jahren steht gewöhnlich eine große Generalüberholung an. Was ursprünglich für 2018/19 geplant war, verschiebt sich. Die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit und der Marktlage habe ergeben, dass es für einen dann anstehenden mehrmonatigen Stillstand der Anlage einen anderen Zeitpunkt geben muss. „RWE betrachtet dabei den gesamten PSW-Pool, um die flexible Leistungsfähigkeit immer aufrecht erhalten zu können“, sagt Kathrin Schmelter. Kurz: Stehen Revisionsarbeiten in einem Kraftwerk an, müssen andere verfügbar sein. In Herdecke könnten die Pumpturbine, die 400 Meter lange Druckrohrleitung und der Generator frühestens ab 2020 überarbeitet bzw. ausgetauscht werden, dann müsste das PSW für rund elf Monate vom Netz.
Batteriespeicher
Die millionenschweren Investitionen für den ersten RWE-Batteriespeicher überhaupt nennt Schmelter „einen Meilenstein“. Zudem betrachtet sie dies auch als Aufwertung für den Standort Herdecke, als Absicherung für Arbeitsplätze und als Auszeichnung für die hiesige Mannschaft, die sich lösungsorientiert und mit vielen guten Ideen eingebracht habe.
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„Offenbar haben wir einen so guten Job gemacht, dass die Verantwortlichen uns den erfolgreichen Betrieb dieser Pilotanlage zutrauen.“ Nach der Inbetriebnahme müsse nun das Monitoring zeigen, ob dieses Projekt bei RWE auch andernorts infrage kommt. „Die Überwachung ist ähnlich wie beim PSW und unseren Laufwasserkraftwerken. Auch wenn die Anlage voll automatisiert läuft, sind wir beispielsweise bei Störungen gefordert.“
Schienen
In der Vergangenheit benötigte der Energiekonzern die Gleise am Schiffswinkel, die seit der Gründung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion diesem gehören, als Transportweg. Nun hat sich eine Situation mit offenen Fragen ergeben. Sollte Amprion die viel diskutierte 380-kV-Leitung durch Herdecke bauen dürfen, müsste auch am Koepchenwerk-Standort ein neuer Netzanschluss wegen einer anderen Spannungsebene her. Dabei geraten 110-kV-Trafos ins Blickfeld. „Wir prüfen gerade und gehen – Stand jetzt – davon aus, dass wir diese über einen Schwertransport auf der Straße anliefern könnten“, so Schmelter. Heißt: Nach dem Abtransport des alten und dann nicht mehr benötigten 220-kV-Trafos würden die Schienen, die vielen Radfahrern schon zum Verhängnis wurden, überflüssig und könnten eines Tages zugunsten einer glatten Asphaltdecke entfallen. „Wir werden das mit Amprion besprechen , sagt die Betriebsleiterin.
Kurzfristig will RWE als Grundstückseigentümerin die Baustellen (Kabelverlegung vom PSW zum Laufwasserkraftwerk Hengstey) am Seeweg fertig stellen, ehe weitere Schilder auf die Sturzgefahr durch die Schienen hinweisen. Das erfolge jetzt im Frühjahr in Absprache mit der Stadt Herdecke. Das Ordnungsamt wisse auch von den Plänen, Piktogramme und Fahrbahnmarkierungen anzubringen. Das Ziel: Gefahren besser wahrnehmen können, die Sicherheit erhöhen. Das betrifft auch die Brücke am Schiffswinkel als Verbindungsweg nach Hagen, die ebenfalls Amprion gehört und für die es bei Entfall des Gleisanschlusses auch Änderungen geben könnte.
Stiftung
„Partnerschaftlich und sehr kooperativ“ nennt Schmelter das Verhältnis zur Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Mit dem „netten Nachbarn“ gebe es enge Absprachen, zumal auf dem schmalen RWE-Betriebsgelände am Hengsteysee eine gegenseitige Rücksichtnahme im Sinne der Sicherheit und des Arbeitsschutzes unabdingbar sei. „Es hat funktioniert, das Denkmal aus der Anlage herauszulösen. Das ist ein schönes Ergebnis“, sagt die Betriebsleiterin, die mit einem guten Gefühl zurück und nach vorn blickt: „In den letzten Jahren ist hier am Standort Herdecke viel passiert, wir haben einige Projekte erfolgreich umgesetzt und unterstützt. Da unsere Mitarbeiter mit jeder Herausforderung kreativ und positiv umgehen, können wir optimistisch voraus schauen.“