Herdecke. Zur Hauptrevision im Pumpspeicherkraftwerk Herdecke hat RWE das große Oberbecken komplett entleert. Die Anlage geht für einige Wochen vom Netz.
Bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser passen ins Speicherbecken von RWE in Herdecke. Doch aktuell steht das leer – erstmals seit mehr als 30 Jahren. Das liegt am ersten Teil der Hauptrevision. Daher ist das größte Pumpspeicherkraftwerk (PSW) in Nordrhein-Westfalen voraussichtlich zehn Wochen vom Stromnetz getrennt, so der Energiekonzern.
Neben zahlreichen kleineren Instandsetzungen stehen Arbeiten an zwei Großkomponenten auf dem Plan: in der Sohle des Staubeckens und am Zylinderschütz, das den Abfluss von oben in die 400 Meter langen Druckrohrleitung verschließen kann. Die Inspektions-Kosten betragen rund 15 Millionen Euro. An den Arbeiten sind rund 35 Mitarbeiter von RWE sowie von Partnerfirmen beteiligt. „Mit dieser Revision machen wir unser Pumpspeicherkraftwerk in Herdecke fit für die nächsten Jahrzehnte“, sagt Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender der RWE Generation. Dafür stehe ein engagiertes Kraftwerksteam bereit, so dass die aufwendigen Tätigkeiten „auch unter den aktuell schwierigen Bedingungen sicher und zuverlässig“ ausgeführt werden können.
Im Februar 2021 folgt zweiter Abschnitt
In Herdecke betreibt RWE seit 1930 ein Pumpspeicherkraftwerk. Das Koepchenwerk wurde 1989 durch einen Neubau ersetzt. Diese Anlage geht nach gut 30 Betriebsjahren nun erstmals in eine Hauptrevision.
Nach den Arbeiten am Becken und Zylinderschütz ist der zweite Teil der Hauptrevision für Februar 2021 geplant (neuen Motorgenerator installieren, Pumpturbine instand setzen, Korrosionsschutz der Druckrohrleitung erneuern).
Knapp fünf Stunden dauerte es laut RWE, das Wasser aus dem Oberbecken ablaufen zu lassen. Seitdem reinigen Spezialfirmen das Becken und suchen demnach die Böschung sowie die Sohle auf Oberflächenschäden und undichte Stellen ab. Sobald der betonierte Boden aufgearbeitet sei, stehe der logistische Höhepunkt der Revision an: Mit mehr als 30 Betriebsjahren habe das Zylinderschütz seine maximale Lebensdauer erreicht und müsse ersetzt werden. Dazu werde ein Teil des Einlaufturms demontiert und das fünf Meter lange sowie 50 Tonnen schwere Bauteil mit zwei Mobilkränen aus der tiefsten Stelle des Oberbeckens gehoben. An seine Stelle komme ein baugleiches Ersatzteil, das (wie berichtet) im März zum ursprünglich geplanten Revisionstermin angeliefert worden war.
Im Blackout-Fall schnell reagieren
Normalerweise bleibe immer eine kleine Menge Wasser im Becken, da das PSW für sogenannte Schwarzstarts stets etwas im Speicher behalten muss, um schnell Strom für den Wiederaufbau des Netzes bereitstellen zu können. RWE habe den Stillstand des Kraftwerks für die Dauer der Revision rechtzeitig bei der Bundesnetzagentur angemeldet.
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Zur Revision in Corona-Zeiten erläutert Kathrin Schmelter als Leiterin des PSW Herdecke, dass Arbeitssicherheit und Infektionsschutz höchste Priorität habe. Um Ansteckungen auf der Baustelle zu vermeiden, gebe es Einweisungen, ein Hygienekonzept mit Abstandsregeln und Baustellenbesprechungen im Freien mit möglichst wenigen Teilnehmern. „Zudem haben wir zusätzliche Sozialcontainer aufgestellt, um Berührungspunkte zwischen verschiedenen Arbeitsteams auf ein Minimum zu reduzieren.“