Wetter. Internationale Gartenausstellung 2027: Die Stadt Wetter will per Studie Fragen zum Wasserwerk Volmarstein klären. Auch die Freiheit ist ein Thema
Das Coronavirus hat viele Themen in den Hintergrund gedrängt. Internationale Gartenausstellung? Ach ja, richtig, da war was. Die IGA soll 2027 Auswärtige auch an die Ruhr locken. Über einen aktuellen Sachstand der Planungen informiert die Stadt Wetter im Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss am morgigen Dienstag. Zentraler Aspekt: eine Machbarkeitsstudie zur Nachnutzung des Wasserwerks Volmarstein. Über diese soll dann der Rat abschließend am 23. Juni abstimmen, damit noch in diesem Jahr ein Konzept vorliegt.
Laut Vorlage, die Nadine Schmutzler vom Fachdienst Stadtentwicklung für die Sitzung am 9. Juni ab 17 Uhr im Veranstaltungszentrum am Bahnhof erstellt hat, will die AVU ihr Reserve-Wasserwerk am Kaltenborn „nach aktuellem Stand“ 2021 und damit ein Jahr später als geplant stilllegen. Das liege an Verzögerungen beim Bau von Ersatzleitungen. Während der Anschluss nach Hagen-Hengstey zur Anlage von Mark-E derzeit laufe, habe die Stadt Wetter Gespräche mit der AVU, dem Regionalverband Ruhr (RVR) als „wichtigem Kooperationspartner“ sowie mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur geführt. Letztere kennen vor allem Herdecker als Eigentümerin des Koepchenwerks.
Zwischenlösungen denkbar
Nach den Sondierungen will die Verwaltung in Wetter eine Machbarkeitsstudie entwickeln. Es soll Antworten auf die Frage geben: Was soll aus dem Wasserwerk Volmarstein werden? Konkretes fehlt noch, aber einige Parameter liegen auf dem Tisch. Die im 19. Jahrhundert gebaute Anlage soll der Öffentlichkeit nach der Stilllegung möglichst bald zugänglich gemacht werden, denkbar seien vor der IGA auch Zwischenlösungen. Grundsätzlich gehe es sowohl bei dem Gebäude als auch dem Umfeld um eine wirtschaftlich sinnvolle und nachhaltige Nutzung. Auch das hochwertige Umfeld, das dortige Wasserschutzgebiet, sei unter ökologischen Gesichtspunkten einzubeziehen.
Etwas konkreter: „Aufgreifen der Idee eines Naturlandschaftspfades zwischen dem Kraftwerk Harkort und der Seilhängebrücke unter Berücksichtigung der Naturschutzbelange sowie Prüfung alternativer Wegeverbindungen über die Ruhrbrücken.“ Auf der Agenda stehe also auch die Anbindung des Geländes an die Stadtteile Volmarstein und Alt-Wetter. Und wie Fußgänger oder Radfahrer von dort beispielsweise zum Bruno-Taut-Kraftwerk (steht ebenso unter Denkmalschutz wie die marode Seilhängebrücke neben dem Wasserwerk) am Obergraben gelangen. Hinzu kommen Fragen zu Pkw-Anfahrtsmöglichkeiten oder Parkraum.
Für das nachhaltige Nachnutzungskonzept mit einem dauerhaften Konzept zum Wasserwerk braucht die Stadt Wetter Partner. Über die Machbarkeitsstudie soll ein Trägermodell entstehen und Klarheit herrschen, wer die Flächen von der AVU kauft. Die Verwaltung hofft, über das „Aktionsprogramm Grüne Lückenschlüsse“ bzw. „Grüne Infrastruktur“ an Fördergeld zu kommen. Dabei sei die Zusammenarbeit mit dem RVR wichtig.
Förder-Fortschritt für die Freiheit
Zur IGA will die Stadt auch das Areal in der Freiheit mit der Burgruine präsentieren. Zur Gestaltung dieser historischen Örtlichkeit gab es zwei Förderansätze. Weitere Planungen (auch zum Rad- und Fußweg als Harkortsee-Anbindung) mit anschließender Umsetzung sollen 2020 und 2021 erfolgen, da kürzlich erfreulicherweise Zuwendungsbescheide eintrafen. Auch Bürger bzw. Anwohner sollen demnächst erneut ihre Meinung zu den Plänen äußern können. Zu Denkmal-Aspekten habe der zuständige Landschaftsverband Westfalen-Lippe Zustimmung signalisiert. Obendrein wolle die Initiative „Unser Friedrich“ eine Großskulptur des Harkort-Kopfes nahe der Burgruine installieren.
Weg zum Harkortsee in schlechtem Zustand
Im Umwelt- und Verkehrsausschuss hatte Alexander Stuckenholz von der FDP auf den schlechten Zustand des Weges bzw. einer Treppe von der Freiheit hinunter zum Harkortsee hingewiesen. Ulrich Conrads vom Stadtbetrieb Wetter bestätigte, dass wegen eines Mauerschadens vorsorglich ein Bauzaun dort stehe. Ein externer Gutachter und Statiker hätten sich die Bruchsteinmauer angeschaut.
Ergebnis: An Kanälen oder Leitungen gebe es dort keine Schäden, die das Problem verursacht haben könnten. Es bedarf weiterer Untersuchungen, so Conrads.
Birgit Gräfen-Loer (Leiterin des städtischen Fachbereichs Bauwesen) verwies auf die mittelfristige Planung, die Freiheit und den Ruhrtalradweg attraktiver zu verknüpfen. Für die anstehende Reparatur gebe es Kostenschätzungen, aber wohl kein Fördergeld. Dazu soll im Herbst ein zweiter Anlauf erfolgen und dann die Entscheidung fallen, ob der Weg 2021 neu gestaltet werden kann.
Das Wasserwerk und die Freiheit hat die Stadt bekanntlich auf der Ebene „Unsere Gärten“ als ihre zentralen Projekte in der Entwicklungsstudie „Flusslandschaft Mittleres Ruhrtal“ für die IGA 2027 benannt. Den Angaben zufolge laufen dazu weitere Gespräche in einer Lenkungsgruppe mit Vertretern der Städte Witten, Hattingen, Herdecke und neuerdings auch Hagen.
Wanderausstellung als Info-Quelle
Einerseits treibe jede Kommune ihre Ideen voran, andererseits gebe es weiter gemeinsame Ansätze. Etwa beim Ruhrhöhenwanderweg oder Hagens Tourismuskonzept, in dem die Belange der anderen Städte auftauchen. All das erhalte dann die Bezirksregierung Arnsberg, um finanzielle Förderfragen zu klären.
Zudem heißt es in der Ausschuss-Vorlage: „Neue Schubkraft ist auch auf der Ebene der Kooperation mit dem RVR im gemeinsamen IGA-Prozess zu erwarten.“ Eine dort installierte Einrichtung als gGmbH soll die einzelnen Vorschläge bündeln, so dass ab Herbst 2020 kontinuierlich förderantragsreife Projekte diskutiert werden können. Bürger der Partnerstädte erhalten dazu Auskünfte per Wanderausstellung.