Wetter/Breckerfeld/Gevelsberg. Rekordzahlen: Laut AVU fließen am Mittwoch 31,4 Millionen Liter aus dem Wasserwerk Rohland in Breckerfeld und der Reserveanlage Volmarstein.

Die heißen Hundstage sorgen auch bei der Trinkwasserversorgung im Ennepe-Ruhr-Kreis für Rekordwerte. Die AVU meldete am Mittwoch einen Verbrauch von 31,4 Millionen Liter innerhalb von 24 Stunden. So viel wie noch nie in diesem Jahr.

Aus diesem Grund hat der Versorger neben der Hauptanlage in Breckerfeld auch das zweite Wasserwerk in Volmarstein, das sonst als Reserve-Station vorgehalten wird, zur Trinkwassergewinnung dazu geschaltet, „um die Ressourcen der Hauptentnahmequelle Talsperre zu schonen“, erklärt Markus Kosch von der zuständigen AVU Netz GmbH. Er sei nicht besorgt, behalte aber die Situation genau im Blick.

Trockenes Jahr 2018 spürbar

Markus Kosch sitzt an einem Schreibtisch und blickt auf mehrere Monitore. Dort sind die Verbrauchsdaten der AVU zu sehen, das Versorgungsnetz, einzelne Leitungen, viele Zahlen und Kurven. Die AVU versorgt große Teile des EN-Kreises (ausgenommen Herdecke, Witten und Hattingen) mit Trinkwasser. Etwa 128 Liter verbraucht eine Person pro Tag im Schnitt in dieser Region. Die Hitze und Trockenheit sorgen derzeit für viel höhere Werte. Wasserknappheit herrsche zwar nicht, aber der Stand der Ennepetalsperre, aus der die AVU das Trinkwasser regulär gewinnt, liege unter dem Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Davon ausgenommen ist das trockene Jahr 2018, dessen Folgen auch heute noch spürbar seien.

Kosch macht das an Zahlen deutlich. Am 2. Dezember 2018 war mit 5,3 Millionen Kubikmeter der Tiefststand erreicht. Kurz darauf, am 17. Januar, war die Ennepetalsperre mit 12 Millionen Kubikmeter wieder randvoll. Donnerstagvormittag betrug der Stand jetzt 8,2 Mio. Kubikmeter. Kosch schaut sich jeden Morgen die Prognose des Wetterdienstes an. Die besagt, dass die nächsten vier Wochen keine substanziellen Änderungen bringen. Eigentlich fülle sich die Talsperre nach Regen schnell. „Aber da die Böden ausgetrocknet sind, benötigt die Natur das Wasser für sich. Es kommt dadurch weniger in der Talsperre an.“

2018 habe es zu wenig Niederschlag gegeben, die Böden hätten sich noch nicht davon erholt, jetzt die nächste trockene und vor allem heiße Periode. Dazu kommt: „Das Jahr 2019 verhält sich nicht wesentlich anders als 2018“, sagt Kosch und erklärt: „Aktuell geht mehr aus der Talsperre raus, als reinkommt.“

1257 Kilometer Wasserleitung

So erklärt sich das Zuschalten des Wasserwerks Volmarstein, das mit Ruhrwasser angereichertes Grundwasser nutzt. Die Qualität aus dieser Anlage sei ebenfalls gut, die Filterung mehrstufig und umfassend, die Kontrollen seien engmaschig. Aber: „Ein geschulter Teetrinker kann den geschmacklichen Unterschied wahrnehmen“, sagt der Prokurist.

Das System

Am 22. Juni 1979 ist das Wasserwerk Rohland in Breckerfeld, ans Netz gegangen. Es liegt direkt an der Ennepetalsperre, die vom Ruhrverband betrieben wird. Das Wasserwerk Rohland ist die Haupteinrichtung der AVU bei der heimischen Wasserversorgung.

Neben dem Wasserwerk Volmarstein, das nur – wie derzeit – zur Entlastung der Ennepetalsperre zugeschaltet wird, sorgt „Rohland“ dafür, dass Trinkwasser aus den Leitungen in Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm, Sprockhövel und Wetter läuft. Das Wasser aus der Ruhr wird mit Chlor desinfiziert, das Talsperrenwasser mit Chlordioxid. So erklären sich geschmackliche Unterschiede.

Die heißen Temperaturen und der harte Boden stellen auch die Technik vor Herausforderungen, manche Versorgungsleitung sei an ihrer Grenze angelangt. Aktuell gebe es vermehrt Rohrbrüche. Mitarbeiter der AVU seien immer in Bereitschaft für Strom, Gas und Wasser. 1257 Kilometer umfasst das AVU-Wassernetz zu den Haushalten.

Am 24. Juni wurde schon einmal die 30 Millionen-Liter-Marke geknackt. Kosch ist sicher: Im Juli werden noch einige Tage dazu kommen.