Wengern. . Bleistahl zeigt zum 60-jährigen Jubiläum im eigenen Museum Fahrzeugmodelle und Bilder aus der Firmengeschichte.
Ein Motor steht mitten im Raum, angestrahlt von kleinen Lampen. „Unsere Ventil-Sitzringe sieht man leider nicht, aber unsere Auszubildenden haben den Motor überholt. Sie fanden ihn so interessant, dass sie ihn ausstellen wollten. Von ihnen kommt auch die Idee mit den Lampen“, erklärt Carola Köhler. Sie führte nun die ersten Besucher durch das neu eröffnete Museum der Firma Bleistahl.
Mehr als 300 Fahrzeug-Modelle sind dort zu sehen. Vor einigen Modellen stehen Ringe oder Ventile des Unternehmens. Diese Teile sind in den echten Autos, Motorrädern, Traktoren oder Lastwagen verbaut. Sogar Rennwagen der Formel 1 fahren mit Teilen der Firma mit Sitz in Wengern. Welche das sind, darf Carola Köhler aber nicht verraten, nur so viel: „Wir haben in der letzten Zeit schon gewonnen.“
Angefangen hat alles viel kleiner, nämlich mit dem VW-Käfer. Dessen Modell steht daher ganz am Anfang der Ausstellung in einer Vitrine. Im Motor des Käfers waren die ersten Ventil-Sitzringe von Bleistahl eingebaut. Diese Ringe stecken im Zylinderkopf des Motors und dichten den Bereich ab, in dem der Treibstoff verbrannt wird.
Das Besondere an den Ringen war, dass sie aus Blei und Stahl bestanden; zwei Metalle, die sich nur schwer miteinander verbinden lassen. Das Blei im Stahl wirkte als Schmiermittel, so dass kein Blei im Benzin mehr notwendig war, um die Ventile zu schmieren.
Diese und andere Entwicklungen zeigt ein Zeitstrahl, der sich durch den größten der Ausstellungsräume zieht. Unter dem Zeitstrahl stehen Modelle von VW-Bullis, von Sportwagen und Motorrädern. Nicht in allen Fahrzeugen stecken Teile von Bleistahl. Zuerst belieferte die Firma nur VW, dann kamen die Autohersteller NSU, Daimler-Benz, Peugeot, Fiat und andere hinzu. Inzwischen hat die Firma auch Niederlassungen in Shanghai und den USA.
Erinnerungen auch für Mitarbeiter
Die Geschichte von Bleistahl ist eng mit der Geschichte des Autos verbunden. Das ist auch der Grund, warum Ekkehard Köhler, der Enkel des Firmengründers, ein Museum einrichten ließ. „Meine Mitarbeiter sollen wissen, wofür sie arbeiten. Wenn sie an der Ampel stehen, können sie zu ihrem Partner sagen: einen Teil von diesem Auto dort habe ich gemacht“, erklärt Köhler.
Als Bleistahl im September 2014 60 Jahre alt wurde, eröffnete Köhler das Museum für die Mitarbeiter. Seit Ostern ist es für Besucher geöffnet.
Wer mag, kann einen Blick in alte Kundenlisten werfen. In ordentlicher Handschrift haben Mitarbeiter in den 1950-er Jahren Bestellungen notiert. Alte und neue Prospekte hängen an Wänden, auch Patent-Urkunden aus Deutschland und den USA sind zu sehen. Sie zeigen, wie sich die Firma entwickelt hat.
Daneben sind Möbel aus dem Arbeitszimmer des Firmengründers Max Köhler aufgebaut. Sie zeigen, wie vor 60 Jahren gearbeitet wurde – mit Wählscheiben-Telefon, Schreibmaschine und Hutständer.
Dass die Geräte zwar anders aussehen, viele Arbeitsschritte aber gleich geblieben sind, beweisen Fotos. Schwarz-weiß-Bilder zeigen Mitarbeiter kurz nach der Firmengründung 1954 an Mikroskopen und Maschinen. Direkt daneben hängen Fotos aus den heutigen Werkstätten. Auch dort sitzen Menschen am Mikroskop oder bearbeiten Metallteile. Den ganzen Prozess, wie aus Metallstaub Motorenteile werden, stellen Zeichnungen und Texte dar. Die Rohstoffe werden gemischt, gesintert und schließlich in Form gebracht. Dabei machen Maschinen die Vorarbeit und Menschen die Feinheiten. Auf einen tausendstel Millimeter genau feilen sie die Ringe zurecht.
Spenden für die Feuerwehr
Und die landen dann in Autos und in Rennwagen. Auch in Kränen, Baggern und Traktoren stecken Teile aus Wetter. Eine ganze Sammlung dieser Fahrzeuge zeigt das Museum in einem weiteren Raum. Dort steht auch eine Vitrine mit Feuerwehrautos. „Für die stellen wir zwar keine Teile her, aber die Einnahmen aus dem Museum verdoppeln wir und spenden sie der Freiwilligen Feuerwehr Wetter“, erklärt Ekkehard Köhler.
Hinter dem Museum geht es weiter mit neuester Technik: Dort steht das Schoollab, eine Werkstatt, in der Schüler der Sekundarschule Wetter einen Einblick in technische Berufe bekommen. Derzeit gehen 15 Siebtklässler in die Arbeitsgemeinschaft. Sie haben aus Fischer-Technik einen Handtrockner gebaut und ein Puzzle mit dem 3D-Drucker hergestellt. „Wichtig ist, dass die Kinder immer wieder etwas mit nach Hause nehmen dürfen“, findet Ekkehard Köhler.
Demnächst soll noch ein Laubengang das Schoollab mit dem Museum verbinden. Und auch der soll lehrreich sein: „Man geht durch das menschliche Haar. Und das Geländer ist im Verhältnis dazu ein Mü, also ein tausendstel Millimeter. So genau stellen wir unsere Werkstücke her“, sagt Köhler.
Das Museum in Wengerns Osterfeldstraße 47 ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr geöffnet