Wengern. Die Gerüchteküche brodelt in Wengern. Die Feuerwehr soll zum Neubau der Wache einen Architekten beauftragt haben. Anwohner wollen sich wehren.

„Bei uns brodelt die Gerüchteküche. Die Feuerwehr soll auf eigene Rechnung ein Architektenteam mit der Planung eines Neubaus mitten im Dorfkern von Wengern beauftragt haben“, berichtet Hotelier Norbert Willam. Und: „Ich kenne jemanden, der die Zeichnungen schon gesehen hat, und ich selbst habe den Architekten hier herumlaufen sehen und mit ihm gesprochen.“

Offizielles gebe es dazu von der Löschgruppe Wengern nicht: „Die Feuerwehr beteiligt also noch nicht mal die direkten Anwohner.“ Gemeinsam mit einigen von ihnen hat Norbert Willam deswegen jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet: Mit seiner Hilfe sollen die vermeintlichen Neubau-Pläne der Feuerwehr Wengern gestoppt werden.

Im März jedenfalls hatten die Anwohner des Dorfzentrums Wengern ein Gespräch mit Bürgermeister Frank Hasenberg, in dem dieser den Bürgern die Sachlage darlegte. „Er hat uns von dem riesengroßen Problem berichtet, das auf die Stadt zukomme, wenn sie eine hauptamtliche Feuerwehr finanzieren müsse. Denn so eine Feuerwehr ist teuer“, berichtet Norbert Willam. Deswegen mache ein weiteres Gerücht im Dorf die Runde: „Die setzen dem Bürgermeister und der Verwaltung die Pistole auf die Brust, nach dem Motto: Wenn Du nicht tust, was wir wollen, verlassen wir Mitglieder geschlossen den Verein.“

Gestaltungssatzung für das Dorf

Für ihn und etliche weitere Wengeraner aber stehe andererseits fest: „Wir wollen solch einen Funktionsbau nicht in unserem historischen Dorf. Der gehört an ein entsprechendes Straßen- und Wegenetz. Bundesweit werden die Wachen aus den Dorfzentren verbannt, nur hier in Wengern nicht.“ 1977 habe die Stadtverwaltung Wetter eine Gestaltungssatzung für das Dorf Wengern erlassen. „Wir als Anwohner mit unseren alten Häusern sind daran gebunden, um den Charakter des alten Dorfkerns zu erhalten. Und die Wehr will einen Neubau mitten hinein setzen. Das geht gar nicht“, sagt Willam. Auch mit dem Presbyterium habe er gesprochen, das einem solchen Neubau eine klare Absage erteile.

Die lange Suche nach Ausweichmöglichkeiten für einen Neubau der Feuerwache Wengern

Das alte Gerätehaus ist wegen zahlreicher Defizite nicht mehr zu nutzen, ein sicheres Arbeiten ist dort nicht mehr möglich.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Bürgermeister Frank Hasenberg im zuständigen Fachausschuss erklärt, dass sich die Verwaltung schon lange Gedanken mache und nach Ausweichmöglichkeiten suche.

Ein adäquates städtisches Grundstück für einen Neubau, so der Bürgermeister damals, sei letztlich nur am Heringhäuser Feld gefunden worden.

Geprüft und zügig wieder verworfen wurde die Idee, eine Wache am Ort der ehemaligen Dorfschule zu errichten.

Ebenfalls geprüft wurde ein Grundstück an der Nordstraße, das sich aber wegen der Zu- und Abfahrt und wegen rechtlich ungeklärter Grundstücksfragen als suboptimal erwies.

Bereits in der damaligen Ausschusssitzung im November letzten Jahres hatte die Feuerwehr signalisiert, dass es ihr Wunsch sei, am alten Standort im Dorfzentrum zu bleiben.

Wobei die Wengeraner nichts dagegen hätten, wenn die Feuerwehr weiterhin ihr Sommerfest im Dorf feiert, auch wenn sie woanders stationiert werde: „Das haben wir dem Bürgermeister bei seinem Besuch auch gesagt. Obwohl drei Gastro-Betriebe an dem Wochenende schließen, sind wir zu diesem Kompromiss bereit“, so Willam weiter.

Fakt sei jedenfalls, dass die Anwohner sich juristischen Beistand gesucht haben: „Der Rechtsanwalt hat an alle Fraktionen, an den Bürgermeister und an den Denkmalpfleger in Münster geschrieben, um klar zu machen, dass wir das nicht wollen. Die Feuerwehr soll an adäquater Stelle einen adäquaten Bau bekommen, aber nicht hier im Dorfzentrum. Sonst gibt es richtig Stress.“

Sorgen um Wert der Häuser

Gastronom Udo Görlich vom „Leimkasten“ nickt und sagt: „Mich grüßen sie schon nicht mehr.“ Er sei selbst ewig Feuerwehrmann gewesen und unterstreicht: „Ich mag die, und wir brauchen die auch. Ich unterstütze die Feuerwehr hier in Wengern, aber die können nicht so ein Ding da hinbauen. Sollen sie doch da hinten (am Heringhäuser Feld, Anm. der Redaktion) bauen, da ist es groß genug.“ Auch Dieter Dittmer vom benachbarten Heizung- und Sanitärunternehmen hat sich dem Protest angeschlossen: „Das alte schöne Dorfzentrum soll bleiben, sonst kommen die Busse mit Besuchern sonntags nicht mehr zu uns. Und die schönen Rabatten, die wir gerade von der Stadt übernommen haben, würden natürlich komplett verschwinden.“

Silke Michaelis-Lichey sieht sich als Anwohnerin noch mit einer ganz anderen Folge konfrontiert, sollte die Feuerwehr wirklich einen Neubau mitten ins Dorfzentrum erhalten: „Unsere Häuser werden dann auf jeden Fall weniger wert sein.“

Verweis an die Stadt

Auf Nachfrage beim Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Wetter, was denn an all den Gerüchten dran sei, verwies Patric Poblotzki an die Pressestelle der Stadt Wetter, da es sich hier um eine städtische Angelegenheit handele. „Ich kann nur so viel sagen: Die Feuerwehr hat keinen Architekten beauftragt; und erst recht nicht auf eigene Rechnung.“