Wetter. Bei der Vorstellung der Pläne zur Umgestaltung des Stadtsaalumfelds wurde auch bekannt, dass die Hälfte der alten Platanen gefällt werden sollen.

Nanu, das Thema ist doch kein Neues. So ähnlich werden sich einige Politiker gewundert haben, als Landschaftsplaner Gordon Brandenfels vom Büro brandenfels landscape + enviroment die Pläne für die Umgestaltung des Stadtsaalumfeldes vorstellte und damit die Fällung der Hälfte der dortigen Platanen in Aussicht stellte. Karen Haltaufderheide, Fraktionssprecherin der Grünen, hat die Belege sogar noch schwarz auf weiß.

Vor neun Jahren der Fällung entgangen

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Die fachliche Stellungnahme, die sie in Händen hält, wurde 2012 vom Baumsachverständigen Bernd A. Fischer für den Umwelt- und Verkehrsausschuss erstellt. Damals sollten die Platanen weichen, weil eine Massaria-Erkrankung an einigen von ihnen festgestellt worden war. Zur Kostenersparnis sollten die Bäume schrittweise entnommen werden. In der Stellungnahme geht der Sachverständige auf den Wert der Platanen ein, berechnet den prozentualen Kostenfaktor für die Pflege der erkrankten Bäume und auf die Zumutbarkeit des Aufwands für die Stadt Wetter.

Zumutbare Aufwendungen

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„Eine 90 Jahre alte Platane bedarf dazu zum Zeitpunkt ihrer Entnahme mindestens 25 angewachsener junger Bäume in der Nachfolge. Diese Zahlen sind in der Praxis nicht realisierbar, so dass der Baum als solcher immer dann zu erhalten ist, wenn dieser Aufwand für den Eigentümer zumutbar erscheint“, heißt es in dem Bericht. Die Kosten pro Baum berechnete der Sachverständige mit rund 250 Euro jährlich. Die Entnahmekosten von rund 1000 Euro pro Baum ohne Nachpflanzung stellt er dem zusätzlich gegenüber. So kommt er dann zu seiner Schlussfolgerung: „Die betroffenen Bäume können weitestgehend erhalten und mit zumutbaren Aufwendungen verkehrssicher gehalten werden.“

Entdichten heißt fällen

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Die Krankheit ist zwar noch nicht ganz beseitigt, aber die Platanen haben den versuchten Fäll-Angriff von 2012 unbeschadet überstanden – und nun der neue Versuch. Wenn Norbert Klauke, Fraktionsmitglied der Grünen Wetter, nur hört, unter welchen Bedingungen die Stadtsaalumgestaltung stattfinden soll, dann stellen sich bei ihm die Nackenhaare hoch. „Da ist immer die Rede von ,entdichten’. Wir sind zwar ein Land der Dichter und Denker, aber damit hat das Wort nichts zu tun. Aber keiner will ja davon sprechen, dass die Bäume gefällt werden müssen“, sagt Klauke und schüttelt mit dem Kopf.

Bäume sind markiert

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Er hat sich die Pläne ganz genau angesehen und gemeinsam mit den Fraktionskollegen die Bäume markiert, die weg sollen. Sie tragen seit neustem rote Schleifen und Schilder mit QR-Codes. Bei der Betrachtung wird deutlich: Es geht nicht darum zu entdichten, denn ganze Baumzüge sollen der Fällung zum Opfer fallen. Egal, ob krank oder nicht. „Wenn ein oder zwei Bäume so krank wären, dass sie deswegen gefällt werden müssen, dann würden wir uns nicht dagegen sperren, wir sind ja nicht vernagelt“, erklärt Haltaufderheide.

Keine Einzelentscheidungen

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Aber es sei nicht einzeln über die Bäume entschieden worden, sondern als Gesamtkonzept. „Angeblich sollen die Sichtachsen auf den Stadtsaal freigelegt werden, aber die Bäume stehen zum Teil nicht in den Sichtachsen“, so Haltaufderheide weiter. Die Fraktion ist nicht bereit, die Platanen so schnell aufzugeben und hat bereits einige Aktionen hinter sich. So strickten sie Schals, die sie um die Bäume wickelten, damit sie sichtbar wurden, veranstalteten ein Picknick und eine Mahnwache darunter.

Unterschriftenlisten liegen aus

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Seit einiger Zeit liegen nun Unterschriftenlisten in Altwetter in der Tierarztpraxis Drowatzky, in der Zahnarztpraxis Hofmann-Klein, beides direkt am Stadtsaal und im Salon Stein, Königstraße sowie in der Buchhandlung Draht in der Bismarckstraße aus. Weitere Stellen in den anderen Stadtteilen sollen noch hinzukommen. Die Unterschriftenliste soll dem Bürgermeister übergeben werden. Außerdem soll das Thema Baumfällung in der Sitzungsperiode nach den Sommerferien erneut auf die Tagesordnungen rücken. „Wir wünschen uns, dass das Konzept für die Stadtsaalumgestaltung auf der Grundlage weiterentwickelt wird, dass die Platanen stehen bleiben“, erläutert Haltaufderheide das Ziel. Wie weit sie damit kommen, ist fraglich. Denn ein Beginn der Arbeiten wäre schon im Oktober 2019 möglich.