Herdecke/Potsdam. . Beim Dortmunder Tatort geht es wie gewohnt weiter, sonst warten 2019 neue Projekte auf Jörg Hartmann aus Herdecke, wie der Schauspieler verrät.
Hinter Jörg Hartmann liegt ein besonderes Jahr. Beruflich wie privat. Sein Job führte den Schauspieler und Tatort-Kommissar 2018 gleich vier Mal ins Ausland. Auch für 2019 hat der 49-Jährige, der in Herdecke aufwuchs und hier am Stiftsplatz-Theater seine erste Rolle hatte, viele Pläne und freut sich auf interessante Rollen.
Als deutschsprachiger Schauspieler ging es in diesem Jahr nach Luxemburg, Frankreich, Shanghai und Uruguay. Wie kam es dazu?
Jörg Hartmann: Zuletzt war ich für Dreharbeiten in Uruguay, im Thriller „Zielfahnder - Blutiger Tango“ spiele ich mit Heike Makatsch ein Gangsterpärchen. Anfang des Jahres waren wir mit der Schaubühne und dem Stück Professor Bernhardi in Luxenburg. Vor Jahren gab es mit dem Berliner Theater noch viel mehr Gastspiele, das sind mittlerweile homöopathische Dosen. Eine davon führte uns im Mai nach Lyon, ehe es dann im August für eine Woche nach Shanghai ging, wo wir mit der Schaubühne Ibsens Hedda Gabler aufführten, seit vielen Jahren unser Dauerbrenner.
Bleibt bei diesen Gastspielen etwas Zeit für Erkundigungen oder ist die Zeit komplett beruflich belegt?
Die Dreharbeiten in Uruguay waren auf vier Wochen angesetzt, da ergaben sich schon Gelegenheiten zum Reisen, in dem Land selbst oder auch nach Argentinien. In Buenos Aires etwa bin ich Kanzlerin Merkel über den Weg gelaufen, deren Mitarbeiter haben mich am Rande des G-20-Gipfels erkannt, mit denen habe ich etwas geplaudert. In Shanghai hatte ich etwas frei und konnte viele Eindrücke sammeln. Ich hatte mit einer Smog-Wolke gerechnet, wurde aber positiv überrascht, so dass ich dort Lust auf mehr bekommen habe. Und mit der Schaubühne waren wir schon oft in Frankreich, das ist zu einer schönen Normalität geworden, da habe ich keinen Touri-Druck mehr. Grundsätzlich machen mir Gastspiele wie dieses Jahr in Hamburg mit Professor Bernhardi auch Spaß. Dabei hat mich übrigens gewundert, wieso solch ein Stück mit vielen Dialogen im Ausland so gefragt ist. Wie auch immer (lacht).
2019 geht es wieder ins Ausland, und zwar zu den Salzburger Festspielen. Unter der Regie von Thomas Ostermeier wartet in Ödön von Horvaths Klassiker „Jugend ohne Gott“ die Hauptrolle...
Ja, Salzburg hat für uns Theaterleute einen besonderen Klang, versprüht einen speziellen Reiz. Daher freue ich mich auf mein erstes Mal dort, gerade bei dem Stück. Zumal dieser Antikriegsroman aus der Hitlerzeit auch jetzt wieder ein wichtiges Thema ist. Das lässt sich übrigens gut lesen, das gebe ich einfach mal so als Literaturtipp aus. Und mit Thomas Ostermeier arbeite ich einfach gerne, sicherlich mehr als ein Dutzend Stücke haben wir mittlerweile zusammen. Dabei ist das nicht immer einfach, meine Theater-Aktivitäten mit Dreharbeiten für das Fernsehen zu koordinieren.
Dem Vernehmen nach sind neben der Schauspielerei für 2019 noch andere Projekte geplant...
Ja, eine Idee betrifft das Schreiben. Das kann ich aber noch nicht konkretisieren und wird über 2019 hinaus andauern. Zudem hoffe ich, dass ein bisher verschobenes Projekt 2019 endlich klappt und auch in Richtung Komödie was passiert, doch auch dazu kann ich noch nicht mehr sagen. Manches ist halt noch nicht spruchreif und muss terminlich abgestimmt werden, dabei habe ich natürlich auch meine Familie im Blick. Viele Weichen sind gestellt, 2019 zeigt sich dann hoffentlich hier und da der Endbahnhof. Ich bekomme einerseits viele Anfragen, andererseits will ich auch selbst etwas ins Rollen bringen. Ich suche gerne nach neuen Herausforderungen, ehe mich etwas langweilt.
Beim Dortmund-Tatort ging es, auch dank der Sprüche von Kommissar Peter Faber, zuletzt etwas leichter zu. Wie steht es um Humor-Rollen?
Ja, der komödiantische Ton tat den Figuren und dem Zuschauer gut. Aber das zieht wieder an, die leichtere Färbung ist nicht von Dauer. Und das ist auch gut so. Vor dem Uruguay-Aufenthalt war ich mit Dreharbeiten für die TV-Komödie „Der König von Köln“ beschäftigt.
Wie gut lassen sich denn eigentlich Herdecker Entwicklungen im Wohnort Potsdam verfolgen?
Das ging 2018 speziell im Frühjahr ganz gut, da Dreharbeiten für zwei Dortmund-Tatorte auf dem Programm standen. Mich freut zum Beispiel die Entwicklung am Koepchenwerk. Da ich auch mit der dazugehörigen Herdecker Arbeitsgemeinschaft und der Industriedenkmal-Stiftung in Kontakt bin, weiß ich darüber ganz gut Bescheid und bin froh, dass solche Wahrzeichen des Ruhrgebiets erhalten bleiben. Zudem werde ich häufiger für Sprech-Rollen angefragt, beispielsweise über die 1980-er Jahre in Nordrhein-Westfalen, vor allem für Arte-Dokumentationen. Das macht mir große Freude, denn dadurch kann ich auch andere Facetten meines abwechslungsreichen Berufes zeigen.
Und dann ist da ja noch der Bauhaus-Film, der am 13. Februar zu sehen ist und für einen Architektur-Fan wie Sie von besonderer Bedeutung sein dürfte...
In der Tat ist das genau mein Ding. Auch wenn meine Rolle als Walter Gropius nicht die Hauptfigur ist, so hat es mir große Freude bereitet, sich mit dieser Person auseinanderzusetzen. Dazu die Dreharbeiten an Original-Bauhaus-Schauplätzen – der Film ist wunderbar in Szene gesetzt, echt grandios. Vielleicht wird der eine oder andere ja dadurch zum Architektur-Fan, was gerade im Bauhaus-Jubiläumsjahr wünschenswert wäre.
Wie sehen die Dortmunder Tatort-Pläne für das nächste Jahr aus? Wie geht es an der Schaubühne in Berlin weiter?
Wir haben 2019 zwei Tatort-Drehphasen, eine im Frühjahr, eine weitere am Jahresende. Zudem bleibe ich festes Mitglied der Schaubühne. Das Horvath-Stück aus Salzburg führen wir im Herbst in Berlin auf, dort laufen Professor Bernhardi und Hedda Gabler weiter. Und dann bin ich offen für neue Rollen als Sprecher. Vielleicht ergibt sich da auch mal etwas kurzfristig, wobei im Januar schon ein Radio-Termin ansteht. Ansonsten bin ich gespannt, was auf mich zukommt.
Drei kurze Ergänzungen
Das Ende für mich bei Weissensee und der Fernsehtod meiner Figur Falk Kupfer ... ist auf meinem Mist gewachsen. Man soll die Party verlassen, so lange sie noch gut ist. Es war wunderbar, jetzt ist Platz für Neues.
Dass meine Kollegin Aylin Tezel und ich beim Dortmunder Tatort bald aufhören wollen...ist totaler Quatsch.
Sind es zu viele Termine und Projekte? Theater, Film und Sprech-Rollen...sind für mich gut kombinierbar, zeitlich ist das nicht immer einfach.