Herdecke. . Noch mehr Kritik am Beschluss zur Amprion-Trasse: Die Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom und ein Fachanwalt bedauern den Beschluss.

Nach dem Beschluss der Bezirksregierung Arnsberg, die dem Netzbetreiber Amprion eine neue 380-Kilovolt-Stromtrasse auch durch Herdecke genehmigt hat, gibt es weitere kritische Reaktionen, beispielsweise von der Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom.

„Jetzt sind wir Bürger, die an der Trasse wohnen, auf uns gestellt“, sagte Wolfgang Heuer. Der Mitbegründer der Prozessgemeinschaft habe vergeblich auf eine Überraschung gehofft und beklagt nun beim Blick auf Formulierungen wie „insgesamt schonendste Lösung für Menschen und Umwelt“ Zynismus. Er befürchtet Beeinträchtigungen der schönen Landschaft durch die neue Masten. „Um den Bau der Monstertrasse zu verhindern, bleibt uns nur die Klage von Bürgern, die direkt vom Trassenbau betroffen sind. Wir haben Geld gesammelt und Direkt-Betroffene, die zur Klage bereit wären. Uns fehlt aber noch Geld, um uns sicher gegen die finanzielle Klagekasse von Großkonzern Amprion vorwagen zu können“, so Heuer, der um Unterstützung im Sinne Herdeckes bittet.

Zeitpunkt als „taktisches Spielchen“

Lars Strodmeyer, der für die Prozessgemeinschaft und in der Bürgerinitiative Semberg gegen die Pläne gekämpft hat, ist von dem Beschluss enttäuscht. Für ihn zähle der Mensch mehr als die Natur. „Zumal man für die Bäume Ersatzpflanzungen hätte vornehmen können“, so Strodmeyer. Auch der Zeitpunkt der Bekanntgabe sei unglücklich: „Es ist klar, dass die Akteure auf unserer Seite teils im Urlaub sind. Solche taktischen Spielchen zu Lasten der Reaktionszeit und auch zu Lasten der Bürger sollte eine Bezirksregierung nicht nötig haben.“

Die Beteiligten wollen sich den Beschluss nun gemeinsam mit Anwalt Philipp Heinz genau angucken und weitere Schritte überlegen.

Fehlentscheidung nicht korrigiert

Der juristische Experte für Energie-Streitfragen meint, „dass derartige Leitungserneuungen die einmalige Chance bieten, frühere Fehlentscheidungen zu korrigieren. Das gilt in besonderem Maße dann, wenn – wie in Herdecke – sogar Wohngebiete unmittelbar überspannt werden. Diese Chance haben die Bezirksregierung und Amprion nicht genutzt. Sie haben vielmehr die schlechte Situation für die nächsten 80 bis 100 Jahre festgeschrieben und mit bis zu knapp 90 Meter hohen Masten sogar weiter verschlechtert.“

Eine Umgehung der Wohngebiete entlang der Autobahn hätte neue Betroffenheiten geschaffen. „Aber zur direkten Überspannung von Siedlungsbereichen und Wohnhäusern wäre es nicht mehr gekommen“, so Heinz. „Jetzt eine mutige Entscheidung zu treffen, hätte mit einiger Wahrscheinlichkeit auch dazu geführt, dass auch die anderen Freileitungstrassen bei ihrer nächsten Erneuerung nicht mehr quer durch Herdecke und über die Siedlungsbereiche geführt werden würden.“