Hagen. Zwei Fälle von sexuellen Übergriffen auf junge Frauen hat es zuletzt in der Hagener Innenstadt gegeben – mutmaßlich war es derselbe Täter, der noch nicht gefasst ist. Wie sollen sich Frauen nun abends und nachts in Hagen verhalten? Polizei-Experte Wolfgang Heidl gibt Ratschläge im Interview.

Wolfgang Heidl (59) ist Kriminalbeamter in der Abteilung Opferschutz des Polizeipräsidiums Hagen. Nach zwei sexuellen Übergriffen innerhalb weniger Tage steigt bei jungen Frauen die Angst vor weiteren Verbrechen in der Innenstadt. Heidl rät zur Vorsicht.

Zwei sexuelle Attacken innerhalb von sechs Tagen – wird es der Täter wieder versuchen?

Wolfgang Heidl: Das ist schwer zu sagen, aber wenn es in beiden Fällen wirklich derselbe Mann gewesen ist, dann kann ich das nicht ausschließen.

Sollten Frauen den Bereich rund um den Volkspark nachts meiden?

Heidl: Nein, es wäre falsch, wenn sich die Frauen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Aber sie sollten Vorsicht walten lassen und möglichst nicht allein in der Innenstadt unterwegs sein. Im Zweifelsfall können sie vielleicht ein Taxi nehmen, statt sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Aber vor allem ist es nun unsere Aufgabe, den Täter zu fassen.

Wenn eine Frau doch in Bedrängnis gerät: Wie sollte sie sich verhalten?

Heidl: Die beiden bisherigen Opfer haben fast alles richtig gemacht. Sie haben laut gesprochen und sich im richtigen Moment gewehrt. Grundsätzliche sollten Frauen in einer solch heiklen Situation nicht in die passive Kaninchenrolle fallen, sondern aktiv bleiben und möglichst stetig, aber ruhig mit dem Angreifer sprechen. Falls sich die Möglichkeit ergibt: Weglaufen! Aber den Täter bitte nicht beleidigen oder bedrohen, das schürt nur seine Aggressivität.

Was ist mit Pfefferspray?

Heidl: Wenn man damit umzugehen weiß, ist es ein probates Abwehrmittel. Wir empfehlen ein Handalarmgerät – ein elek­tronisches Gerät, das einen schrillen Ton mit über 110 Dezibel von sich gibt. Die Frau wirft es einige Meter weit fort. Dann wird der Täter flüchten oder versuchen, das Gerät auszuschalten.

Und Gegenwehr?

Heidl: Wenn man einen Selbstverteidigungskursus besucht hat oder sogar Kampfsportlerin ist, kommt das in Frage. Aber es muss geübt sein. Wir bieten Frauen eine individuelle Beratung an, was sie vorsorglich tun können und wie sie sich im Fall des Falles am besten verhalten.