Hagen. . Während Salafismus und religiöser Extremismus in Nordrhein-Westfalen rapiden Zulauf verzeichnen, bleibt Hagen von dieser Entwicklung bislang weitgehend verschont.

Während Salafismus und religiöser Extremismus in Nordrhein-Westfalen rapiden Zulauf verzeichnen, bleibt Hagen von dieser Entwicklung bislang weitgehend verschont. Nach Auskunft von Matthias Stascheit, Leiter der Abteilung Staatsschutz im Polizeipräsidium, gehört die Volmestadt „sicherlich nicht“ zu den Schwerpunkten der salafistischen Szene in NRW.

Dennoch leben auch in Hagen radikalisierte Moslems, die danach trachten, Anhänger zu gewinnen. Bürger und Moscheegemeinden berichten, dass sie betroffen seien und es zu Rekrutierungsversuchen gerade bei jungen Menschen komme. In der Fußgängerzone haben Salafisten mehrmals für ihre Sache geworben und den Koran verteilt. Die bundesweit bekannte islamische Gruppe „Lies“ verfügt nach Auskunft von Stascheit über einen lokalen Ableger in Hagen.

Jugendliche grenzen sich durch Radikalisierung oft vom Elternhaus ab

Die Strategie der Polizei ist es, Radikalisierungstendenzen im Keim zu ersticken, etwa wenn Moscheevereine melden, sie seien von Jugendlichen aufgefordert worden, radikale Prediger nach Hagen einzuladen. „Dann informieren wir über mögliche Gefahren, geben Tipps zur Deradikalisierung und Hilfestellung für die Eltern“, so Stascheit. Mit Uwe Böhm kümmert sich ein Polizeibeamter eigens um den Kontakt zu den islamischen Institutionen in Hagen. Nicht selten stecke hinter der Radikalisierung von Jugendlichen die Absicht, sich vom Elternhaus abzugrenzen: „Indem sie sich zum Salafismus bekennen, können sie ihre Eltern schockieren“, berichtet Stascheit.

1800 Salafisten in NRW

Nach Erkenntnissen des ­Innenministeriums lag die Zahl der Salafisten im vergangenen Jahr bei 1500 Personen in NRW.

Allein in den ersten Monaten des Jahres 2014 hat der Verfassungsschutz eine weitere Zunahme um 300 Personen auf rund 1800 Salafisten festgestellt.

Auch der FDP-Landtagsabgeordnete Uli Alda plädiert für ein frühes Eingreifen, um ein Abrutschen in die Szene zu verhindern bzw. junge Menschen zum Ausstieg zu bewegen: „Weiterhin müssen Lehrer und Schulleiter sowohl im Umgang mit dem Hausrecht an Schulen als auch mit Schülern, die sich zu radikalisieren drohen, geschult, beraten und in der Durchsetzung unterstützt werden.“

In einer Anfrage an die Landesregierung hat sich Alda nach den Umtrieben von Salafisten in Hagen erkundigt. Die Antwort des Innenministeriums deckt sich naturgemäß weitgehend mit den Informationen des Polizeipräsidiums. Demnach existiert in Hagen zwar keine gefestigte salafistische Szene, doch es ist eine Hand voll Einzelpersonen mit Bezügen zum Salafismus bekannt.