Stimmung bei Mietern der Hagener Rathaus-Galerie am Boden
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Hagen-Mitte. . Verzweiflung, Wut, Unverständnis. Teile der Mieterschaft in der Rathaus-Galerie sagen, dass man sie rücksichtslos vor die Pumpe laufen lassen hat. Dass der neue Eröffnungstermin am 13. November eingehalten werden kann, wird bezweifelt. Ein Rundgang.
Die Atmosphäre ist skurril. Die Shops sind mit Waren gefüllt. Durch die geschlossenen Fensterfronten sieht man Mitarbeiter durch Regalgänge huschen. Einzig zu Saturn können Kunden ihr Geld tragen. Für den Rest heißt es: nur gucken, nicht anfassen. Erst recht nicht betreten.
Während André Haase, Geschäftsführer des Unternehmens GEDO, Bauherr der Rathaus-Galerie, bekräftigt, dass das „Verständnis für die außergewöhnliche Situation fast ausnahmslos groß“ in der Mieterschaft sei und man sich sehr über die positive Resonanz von Kunden und aus den sozialen Medien freue, stellt sich die Wirklichkeit in der Galerie ganz anders dar. Frustrierte und teilweise existenzbedrohte Mieter sitzen auf heißen Kohlen. Regressforderungen werden laut. Dass die Galerie, wie verkündet, am 13. November wirklich eröffnet wird, zweifeln viele Mieter an. Die Stimmung ist ein Gemisch aus Verzweiflung und Wut.
Niemand spricht offen
Offen zu sprechen, wagt sich keiner der Mieter. Ein Indiz dafür, wie hoch der Druck aktuell ist. Hinter vorgehaltener Hand aber wird beim Besuch der Galerie deutlich, wie groß die Verzweiflung ist. „Die“, womit das Center-Management und Bauherr GEDO gemeint sind, hätten zu hoch gepokert und nicht damit gerechnet, dass „die Stadt es sich wagen würde, die Eröffnung am 14. Oktober abzublasen.“
Man sei enttäuscht, dass man nichts von dem ersten kleinen Ansturm – in den ersten Tagen kamen trotz Teilöffnung immerhin über 100.000 Besucher – nichts abbekommen habe. Von Arbeiten unter Hochdruck, um den Brandschutz zum anvisierten Termin 13. November doch noch abnahmefähig zu bekommen, spüre man nichts. „Hier hätte doch eine Armada von Handwerkern zugange sein müssen. Stattdessen: nichts. Ich sehe hier mehr Maler als Elektriker und mehr Brandwachen als Handwerker.“ Man registriere an gewissen Stellen Planungslosigkeit. Elektriker hätten Kurzschlüsse erzeugt, um eine Orientierung zu bekommen, wie gewisse Kabelstränge verlaufen, heißt es.
Herbstmode kann bald wieder raus
Die Erinnerung an den Morgen des 14. Oktobers ist für die meisten ein Grauen. Etliche Torten mussten weggeschmissen werden, Sektempfänge wurden abgeblasen, Händler standen die Tränen in den Augen. Die Textilläden haben größtenteils Herbstmode in den Regalen liegen. Die kann bald schon wieder weg. „Die haben uns hier so vor die Pumpe laufen lassen. Es ist eine Farce.“
Eröffnung der Rathaus-Galerie geplatzt
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Einige Läden können ihre Angestellten in anderen Filialen unterbringen. Für andere ist der Einnahmenausfall für Oktober und November fast ein Todesstoß. „Wir werden Regressansprüche anmelden, auf jeden Fall“, heißt es aus einer Ecke des Centers. Das könne insgesamt in die Millionen gehen. Und dann sei da noch dieses bodenlos unverschämte Schreiben des Managements neulich. Es sei doch wenigstens als positiv zu betrachten, dass Saturn geöffnet worden wäre, soll es darin geheißen haben. Für die Händler eine Provokation. Der Rest der Mieter, in deren Ladenflächen kurz vor dem 14. Oktober Kabel oder Boxen an manchen Stellen nur lose unter die Deckenverkleidung gelegt worden sein sollen, kann sich wenig dafür kaufen. Aus Reihen der Technik heißt es, dass der 13. November nicht zu packen sei. Wenig tröstend ist da, dass der November nicht gerade zu den umsatzstärksten Monaten des Handels gehört. „Der 2. November als verkaufsoffener Sonntag geht uns auch noch verloren. Es ist eine Katastrophe.“
Täglich muss ein Mitarbeiter in den Geschäften vor Ort sein, um Brandschutztechniker möglicherweise empfangen zu können. „Sehen Sie hier solche Menschen?“, werden wir gefragt, „ich nicht. Was tun die hier eigentlich?“
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