Südwestfalen. . Beim zweiten bundesweiten Blitzmarathon waren in Nordrhein-Westfalen mehr als 3500 Polizisten an 3400 Messstellen im Einsatz. Radarkontrollen an den Schulwegen standen im Fokus. Schulkinder hatten vorgeschlagen, wo geblitzt werden soll. Hier lesen Sie alles über den Blitzmarathon in Südwestfalen.

Bei der Vorbereitung auf den zweiten bundesweiten Blitzmarathon befragte die Polizei mehr als 32 000 Kinder an über 1800 Schulen in Nordrhein-Westfalen nach ihren Erlebnissen mit Rasern im Straßenverkehr. Fast 18 000 Mädchen und Jungen machten daraufhin Vorschläge, an welchen Orten geblitzt werden soll.

Innenminister Jäger lobt die Resonanz

„Die Resonanz ist überwältigend. Viele Kinder fürchten sich auf dem Weg zur Schule oder zum Sport vor Rasern“, erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger zur Blitzmarathon-Aktion am 18./19. September 2014. „Wir müssen allen Autofahrern bewusst machen, dass Kinder nicht nur in Spielstraßen unterwegs sind, sondern überall am Straßenverkehr teilnehmen. Zu Fuß und mit dem Fahrrad", sagte Jäger weiter.

Mehr als 3500 Polizisten und Mitarbeiter von Kommunen kontrollierten über 24 Stunden an rund 3400 Stellen in NRW die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer. „Es geht uns nicht um möglichst viele Knöllchen. Unser größter Erfolg beim Blitzmarathon wäre es, wenn sich alle an die Regeln hielten", machte Innenminister Jäger klar.

55 570 Geschwindigkeitskontrollen auf den Autobahnen

Auch an den Autobahnen in Südwestfalen standen die Blitzer, unter anderem auf der A45 (Sauerlandlinie) vor der Lennetalbrücke bei Hagen. Die Gesamtbilanz der Autobahnpolizei Dortmund: Von den 55 570 kontrollierten Fahrzeugen fuhren 2310 zu schnell. Dies entspricht einer Quote von 3,56 Prozent an Temposündern auf den Autobahnen. Zehn Fahrverbote wurden beim Blitzmarathon verhängt.

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Nebenan gab es den gröbsten Verstoß: Auf der A 44 in Richtung Bochum (zwischen Witten-Stockum und Witten-Zentrum) raste ein 32-jähriger Autofahrer aus Recklinghausen mit 160 km/h durch einen Baustellenbereich. Er war doppelt so schnell wie erlaubt. Die Folgen: Neben zwei Punkten im Flensburger Strafregister und 600 Euro Bußgeld muss der Mann seinen Führerschein abgeben. Er bekommt drei Monate Fahrverbot.

Und so lief der Blitzmarathon in Südwestfalen 

Meschede: Im ganzen Hochsauerlandkreis sind von Schulen 30 bis 50 Gefahrenstellen benannt worden. "Alle werden jetzt nach und nach abgearbeitet", verspricht Ludger Rath, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde – auch abseits des öffentlichkeitswirksamen Blitzmarathons.

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Die Grundschüler in Wehrstapel suchen sich ihren nicht ungefährlichen Schulweg entlang der Durchgangsstraße aus. Unmittelbar an der Schule macht das Messen der Raser keinen Sinn: Dort stehen ohnehin ein „Starenkasten“ und eine Ampel. In den eineinhalb Stunden Blitzmarathon in Wehrstapel werden neben dem älteren Herrn nur noch eine weitere Fahrerin aus Brilon ertappt, nach Abzug der Toleranz mit Tempo 58: „Oh, ich war wohl zu schnell“, lautet ihr hilfloser Kommentar.

Kinder in Menden dürfen Verkehrspolizist spielen

Menden: Sieben von den Schulkindern benannte Raserzonen stehen im Fokus der Geschwindigkeitskontrollen in Menden. An der Halinger Dorfstraße wechseln einige Zitronen die Besitzer: Mädchen und Jungen der Nikolaus-Groß-Grundschule in Bösperde und des Kindergartens Halingen tadeln die zu schnellen Autofahrer mit Hilfe der Polizei.

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Kinder der dritten und vierten Schuljahre in Menden-Bösperde dürfen ebenfalls einmal Verkehrspolizist spielen. Die Polizeibeamten messen die Geschwindigkeit und winken Autofahrer heraus. Dann überreichen die Schulkinder diesen kleine Geschenke: einen lachenden Smiley für all jene, die sich an die Begrenzung gehalten haben, ein weinendes Gesicht für die, die zu schnell unterwegs waren.

In Balve rasen 17 Temposünder in die Blitzerfalle

Insgesamt werden bis zum frühen Donnerstagabend im Stadtgebiet Menden 117 Verkehrsteilnehmer kontrolliert. Elf verstoßen gegen die Verkehrsregeln. In Balve messen die Polizisten die Geschwindigkeit von 1286 Fahrzeuge. 17 rasen in die Blitzerfalle. Weitere Zahlen der Zwischenbilanz aus dem Märkischen Kreis: Altena (225 kontrolliert/8 zu schnell), Halver (81/8), Hemer (108/2), Herscheid (4/2), Iserlohn (623/58), Kierspe (192/5), Lüdenscheid (1206/42), Meinerzhagen (100/14), Neuenrade (7/2), Werdohl (32/0).

Keine "Ausreißer" im Kreis Siegen-Wittgenstein 

Blitzmarathon 2014 in Wittgenstein.
Blitzmarathon 2014 in Wittgenstein. © WP

Siegen-Wittgenstein: Nach Angaben von Polizei-Pressesprecher Georg Baum gibt es bis zum Donnerstagnachmittag „keine Ausreißer“ bei den in Siegen-Wittgenstein eingerichteten Messstellen. Während am Abzweig Riedecke unterhalb der Weide nicht ein einziger Autofahrer mit überhöhter Geschwindigkeit registriert wird, fahren zwei Wittgensteiner auf der L 553 am Abzweig Trufte bei Berghausen in die Radarfalle. Beide ärgern sich so: „Mist! Heute morgen hab’ ich’s doch noch in den Medien gelesen, und jetzt werde ich geblitzt."

5006 Fahrzeuge im Ennepe-Ruhr-Kreis gemessen

Schwelm/Gevelsberg: Auch in Schwelm und Gevelsberg machen sich die Schülerinnen und Schüler ein Bild vom Verhalten der Verkehrsteilnehmer. Birte Boenisch von der Pressestelle der Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis zieht am Donnerstag um 14 Uhr schon ein erstes Fazit. 5006 Fahrzeuge sind beim Blitzmarathon gemessen worden. 156 Fahrzeuge überschritten die Höchstgeschwindigkeit.

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Ein Autofahrer ist in einer 30er-Zone schneller als erlaubt unterwegs: 27kmh zu schnell. Ein Punkt in der Verkehrssünderdatei in Flensburg und ein saftiges Bußgeld sind die Konsequenz.

Ähnliche Verstöße gibt es kaum. „Nur vier Prozent der aller gemessenen Fahrzeuge verstießen gegen die Geschwindigkeitsvorgaben. Das Bewusstsein für die Richtlinien ist durchaus da“, sagt Boenisch. An regulären Tagen sind es acht Prozent der Fahrer, die zu schnell fahren. Dass beim Blitzmarathon 50 Prozent weniger Verstöße festgestellt werden, sei ein voller Erfolg. "Der Blitzmarathon ist bei den Leuten im Kopf angekommen. Wir hoffen, dass das noch längere Zeit so bleibt", bilanziert die Kriminaloberkommissarin für den Ennepe-Ruhr-Kreis.

In Wetter lernen Schulkinder wie ein Blitzer funktioniert

Beim Blitzmarathon in Wetter-Wengern lernen die Schulkinder von Polizist Fred Reinbacher wie ein Blitzgerät funktioniert.
Beim Blitzmarathon in Wetter-Wengern lernen die Schulkinder von Polizist Fred Reinbacher wie ein Blitzgerät funktioniert. © WP

Wetter/Herdecke: Von zahlreichen Schulkindern werden die Verkehrspolizisten beim Blitzmarathon in Wetter und Herdecke unterstützt. Mädchen und Jungen der 4. Klasse der Grundschule Osterfeld begleiten die Polizei in Wetter-Wengern. Als Zuschauer bei den Geschwindigkeitsmessungen lernen sie, wie ein Blitzgerät funktioniert.

Motorradfahrer rast vor Kinderaugen in die Radarfalle 

Mädchen und Jungen der Klasse 4b der Grundschule Im Kley zeigen den Temposündern die rote Karte.
Mädchen und Jungen der Klasse 4b der Grundschule Im Kley zeigen den Temposündern die rote Karte. © Lutz Risse/WP

Hohenlimburg: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b der Grundschule Im Kley zeigen Temposündern die rote Karte. Gemeinsam mit Klassenlehrerin Melanie Zorn dürfen sie den Polizeibeamten Sigmar Just, Jörg Ebel und Annika Aufdemkamp beim Blitzmarathon in Hagen-Hohenlimburg über die Schulter schauen. Sowohl für die Kinder als auch für die Verkehrssünder ein pädagogischer Effekt. Ein Motorradfahrer war in der 30-Zone mit 41 km/h zu schnell unterwegs und muss sich vor der Kinderschar rechtfertigen.

Mobile Messstationen auf der Autobahn 45 bei Hagen

Hauptkommissar Frank Vosbeck (52) von der Autobahnpolizei Dortmund registrierte mehr als 300 Raser in den ersten fünf Stunden seiner Frühschicht auf der A45.
Hauptkommissar Frank Vosbeck (52) von der Autobahnpolizei Dortmund registrierte mehr als 300 Raser in den ersten fünf Stunden seiner Frühschicht auf der A45. © Hartwig Sellmann/FD

Hagen: Es blitzt und blinkt nicht nur in den Straßen von Städten und Gemeinden von Südwestfalen. Auch auf den Autobahnen hat die Polizei mobile Messstationen im Einsatz - so wie an der Baustelle zur Lennetalbrücke auf der Sauerlandlinie A45 bei Hagen. Hier hat der Blitzer allerdings weniger zu tun als einem "normalen" Arbeitstag. "Wir merken schon, dass heute Blitzmarathon ist", sagt Hauptkommissar Frank Vosbeck (52) von der Autobahnpolizei Dortmund. Rund 300 Geschwindigkeitsübertretungen konnte er in den ersten fünf Stunden seiner Frühschicht notieren. Das sind immerhin ein Drittel Temposünder weniger als gewöhnlich. "Viele Leute fahren heute vorsichtiger - auch auf den Autobahnen", weiß Vosbeck.

Süßigkeiten statt Zitronen für Autofahrer in Attendorn 

Landrat Frank Beckehoff verteilt mit Vertretern der Verkehrswacht und Grundschülern aus Attendorn kleine Südigkeiten als Symbol für das vorbildiche Verhalten der Autofahrer.
Landrat Frank Beckehoff verteilt mit Vertretern der Verkehrswacht und Grundschülern aus Attendorn kleine Südigkeiten als Symbol für das vorbildiche Verhalten der Autofahrer. © Peter Plugge/WP

Attendorn: Zitronen für Verkehrssünder werden sie nicht los: Frank Beckehoff, Landrat im Kreis Olpe, Hans-Jürgen Schüttler, Leiter der Verkehrsdirektion, und Michael Wulf, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht, treffen bei ihrem Besuch an der Messstelle Kölner Straße in Attendorn auf disziplinierte Verkehrsteilnehmer. Keiner ist beim Blitzmarathon zu schnell. Das freut auch die Viertklässler der Attandarra-Grundschule. Sie belohnen die Autofahrer mit Süßigkeiten für das vorbildliche Verhalten.

Olpe: Die Polizei blitzt an Stellen im Kreis Olpe, wo besonders die Schulkinder gefährdet sind. Zahlreiche Kinder und Jugendliche haben im Vorfeld des Blitzmarathons ihre Wünsche für die Radarkontrollen mitgeteilt. Unterstützt wird die Kreispolizeibehörde bei den Geschwindigkeitsmessungen wieder von der Kreisverwaltung, die ihre beiden Radarwagen bei der Blitzaktion einsetzt.

Paradiesische Verhältnisse am Paradieser Weg in Soest

Paradiesische Verhältnisse am Paradieser Weg in Soest. Die Polizei trifft auf vorbildliche Autofahrer.
Paradiesische Verhältnisse am Paradieser Weg in Soest. Die Polizei trifft auf vorbildliche Autofahrer. © Frank Tischhart/FD

Soest: Paradiesische Verhältnisse für Fußgänger am Donnerstagmorgen auf dem Paradieser Weg in Soest. (Fast) alle Autofahrer halten sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen des Conrad-von-Soest-Gymnasiums belohnen das vorbildliche Verhalten mit Süßigkeiten. Unterstützt werden die Kinder durch Heinz Müller von der Verkehrswacht im Kreis Soest und Polizei-Oberkommissar Gisbert Finke. Und wenn doch einer mal zu schnell unterwegs ist, gibt es Saures statt Süßigkeiten.