Meschede/Wehrstapel. . Auftakt zum Blitz-Marathon der Polizei im Stadtgebiet Meschede. Kontrolliert werden diesmal auch Gefahrenstellen an Schulwegen. Die Polizei ist besorgt über die Unfallentwicklung insgesamt im Hochsauerlandkreis: In diesem Jahr gibt es schon mehr Tote und mehr Schwerverletzte.

Nane hat den älteren Herrn erwischt. Sie drückte genau aufs Messgerät, als der mit Tempo 61 an den „Sauerlandstuben“ vorbeifuhr. Erlaubt sind 50. Er kassierte nur eine mündliche Ermahnung von der Polizei. Denn fürs Gericht tauglich sind nur Geschwindigkeitsmessungen durch Polizisten – nicht von einer Schülerin. Dennoch wird der Herr sicher nicht mehr schneller fahren: Ist schon peinlich, wenn eine ganze Schulklasse zuschaut, wie bei einem die Personalien kontrolliert werden.

Diesmal durften die Schulen mitbestimmen, wo die Polizei beim Blitz-Marathon stehen sollte. Die Grundschüler in Wehrstapel suchten sich ihren nicht ungefährlichen Schulweg entlang der Durchgangsstraße aus. Unmittelbar an der Schule machte das Messen keinen Sinn: Dort stehen ohnehin ein „Starenkasten“ und eine Ampel.

Wobei: Entschärft wird der Schulweg dadurch auch nur bedingt – als die Kinder zur Messstelle gingen, fuhr noch rasch ein Lkw „eben bei Rot drüber“, wie Lehrerin Bärbel Tittmann beobachtete. Auch wenn der Schulbus morgens hält und Autos daran vorbeifahren gilt: „Man muss schon höllisch aufpassen.“

Schulen benennen Gefahrenstellen

In den eineinhalb Stunden in Wehrstapel wurde neben dem älteren Herrn nur noch eine weitere Fahrerin aus Brilon ertappt, nach Abzug der Toleranz mit Tempo 58: „Oh, ich war wohl zu schnell“, war ihr hilfloser Kommentar.

Im ganzen Hochsauerlandkreis sind von Schulen 30 bis 50 Gefahrenstellen benannt worden. Alle werden jetzt nach und nach abgearbeitet, verspricht Ludger Rath, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde – auch abseits des öffentlichkeitswirksamen Marathons.

Repression und Prävention

Im Kreisgebiet sind Geschwindigkeitsüberschreitungen weiterhin die Haupt-Unfallursache. Zwar liegt die Zahl der Unfälle mit insgesamt 4333 in den ersten acht Monaten deutlich unter der des Vorjahres (4831). In diese Gesamtzahl fließen aber auch Blechschäden zum Beispiel auf Parkplätzen ein.

Die Statistik zeigt, dass die Unfallfolgen 2014 schlimmer geworden sind: Es sind schon 13 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet worden (2013: 10), 186 wurden schwer verletzt (2013: 161). „Das macht uns Sorgen“, sagt Ludger Rath. Da passt der Blitz-Marathon in die Strategie der Polizei aus Repression (also messen, kontrollieren) und Prävention (etwa durch Aufklärung in den Schulen). Für die Notwendigkeit von Verhaltensänderungen hat Rath einen drastischen Vergleich: Fährt ein Autofahrer mit Tempo 50 einen Fußgänger an, dann überleben das acht von zehn. Ereignet sich der Unfall bei 65 km/h, sterben acht von zehn Fußgängern.