Wehringhausen. . Inzwischen haben drei Ausschüsse, zwei Bezirksvertretungen sowie der Landschaftsbeirat einen Ortstermin im Stadtwald beantragt, um sich einen Eindruck vom Bau der geplanten Drogenklinik zu verschaffen.

Eigentlich sollte der Stadtrat sich heute erstmals mit dem geplanten Neubau einer Suchtklinik für drogenabhängige Straftäter im Deerth befassen. Doch das Thema erscheint vielen Kommunalpolitikern zu heikel, um es lediglich nach Aktenstudium und Diskussion zu entscheiden.

Inzwischen haben drei Ausschüsse (Umwelt, Soziales, Stadtentwicklung), zwei Bezirksvertretungen (Mitte und Haspe) sowie der Landschaftsbeirat einen Ortstermin im Stadtwald beantragt, um sich einen Eindruck von den lokalen Begebenheiten zu verschaffen. Zudem sollen Vertreter der Arbeiterwohlfahrt (AWo), die die Klinik betreibt, Fragen zur Therapie und zum Sicherheitskonzept des Hauses beantworten.Birgit Buchholz, Geschäftsführerin des AWo-Unterbezirks Hagen-Märkischer Kreis, hatte zuletzt im Sozialausschuss berichtet, die Patienten seien „nicht so ganz einfache Kaliber, aber sie haben eine Chance verdient“.

Erweiterung um geschlossenen Maßregelvollzug

Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die AWo die bestehende Entziehungsanstalt im Deerth um einen geschlossenen Maßregelvollzug, der mit einem vier Meter hohen Zaun aus Plexiglas umgeben werden soll, erweitern will. Das dafür vorgesehene Gelände hatte die Stadt bereits zuvor an die AWo verkauft, ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Schon 2013 soll der ehemalige Oberbürgermeister Dehm mit der AWo über den Neubau verhandelt haben.

Nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums in Düsseldorf handelt es sich bei der Erweiterung um eine Eingangseinrichtung. Nach der Aufnahme- und Diagnostikphase würden die Patienten zunächst entgiftet und für die weitere Behandlung motiviert. Die Mehrzahl der zukünftigen Patienten hätte infolge ihrer Sucht rechtswidrige Taten, häufig Beschaffungskriminalität, begangen.

Sie seien nicht zu verwechseln mit psychisch kranken Untergebrachten, die für die Allgemeinheit gefährlich sind. Unter den vorgesehenen Bedingungen würden auch keine Sexualstraftäter oder Mörder in Hagen eingewiesen. Zudem werde auf Sicherheit ebenso viel Wert gelegt wie auf Therapie, so Christoph Meinerz, Sprecher des Ministeriums: „Aus den in den vergangenen zwölf Jahren errichteten forensischen Kliniken konnte bislang kein Patient flüchten.“ Das Personal sei jedoch nicht mit Schusswaffen ausgestattet, die Sicherheit sei durch eine überwachte Eingangsschleuse sowie umfangreiche Regeln und Vorgaben gewährleistet. In Herne befinde sich unmittelbar neben einer forensischen Klinik ein Kindergarten, beide Einrichtungen lebten in friedlicher Koexistenz.