Hagen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) will die Suchtklinik Deerth im Stadtwald oberhalb von Wehringhausen vergrößern und dort über 80 statt wie bislang 40 Patienten des Maßregelvollzugs therapieren.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) will die Suchtklinik Deerth im Stadtwald oberhalb von Wehringhausen vergrößern und dort über 80 statt wie bislang 40 Patienten des Maßregelvollzugs therapieren. Dazu sollen vier neue Gebäude in dem Waldstück zwischen Elsa-Brandström-Weg und dem gegenüber verlaufenden Forstweg errichtet werden. Die dafür vorgesehene, 16.000 Quadratmeter große Fläche hat die AWO bereits von der Stadt Hagen erworben. Doch muss das neue Gelände aus Sicherungsgründen mit einem vier Meter hohen Zaun aus Plexiglas umgeben werden. „Das ist eine verbindliche Vorgabe für den Maßregelvollzug in Nordrhein-Westfalen“, berichtet Uwe Feldhaus, stellvertretender Geschäftsführer des AWO-Unterbezirks Hagen-Märkischer Kreis.

Denn in dem neuen, mit dem Zaun umfriedeten Haus werden Straftäter untergebracht, die erstmals im Maßregelvollzug sind und deren Sozialentwicklung noch nicht so positiv eingeschätzt wird wie diejenige der Insassen in der bestehenden Fachklinik.

„Die Gefahr, dass sie die Therapie abbrechen oder flüchten, ist relativ groß“, so Feldhaus: „Außerdem brauchen sie eine intensivere Betreuung.“ Eingezäunt wird nur das neue Gelände, die vorhandene Klinik bleibt unverschlossen – ein übrigens deutschlandweit einmaliges Konzept, mit dem die AWO gute Erfolge erzielt hat. „Wer abhaut oder mit Drogen erwischt wird, muss zurück in eine Justizvollzugsanstalt“, betont Feldhaus. „Die Patienten wissen, dass sich ihnen im Deerth eine einmalige Chance bietet.“

Sporthalle und Werkstatt

Auch in der neuen Klinik, mit der zugleich 40 bis 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sollen ausschließlich drogensüchtige Straftäter untergebracht werden, deren Eingliederung in die Gesellschaft, sofern sie von ihrer Sucht befreit werden, möglich erscheint. Ihre Delikte – Diebstahl, Raub, Körperverletzung, Bedrohung u.a. – ­stehen zumeist in Zusammenhang mit der Finanzierung ihrer Sucht (Stichwort: Beschaffungskriminalität). „Es wird im Deerth keine Totschläger oder Sexualstraftäter geben“, verspricht Renate Drewke. Die ehemalige Regierungspräsidentin ist ehrenamtliche Vorsitzende des AWO-Unterbezirks und verweist darauf, dass die überschaubare Größenordnung des Klinikkomplexes ein Garant für dessen Therapieerfolge sei: „Die Gestrauchelten müssen sich als Person angenommen fühlen. Das wäre in einem Massenbetrieb nicht möglich.“

Aufenthalt auf zwei Jahre befristet

Bei der Fachklinik Deerth handelt es sich um eine Entziehungsanstalt, in der suchtkranke Delinquenten untergebracht werden. Der Aufenthalt ist grundsätzlich auf zwei Jahre befristet.

Die zweite Form des Maßregelvollzugs in Deutschland, die forensische Psychiatrie, mit der für die Allgemeinheit als gefährlich geltende Gewalt- oder Sexualstraftäter behandelt werden, gibt es in Hagen nicht.

Das Klinikgelände im Stadtwald liegt abseits der Stadt und ist von der Buscheystraße in Wehringhausen aus über die Straße im Deerth zu erreichen.

Gestern wurde das Bauvorhaben, das 2016 seinen Anfang nehmen soll, erstmals in der Bezirksvertretung Mitte vorgestellt. Neben einem zweiflügeligen Patientengebäude, in dem 40 bis 48 Straftäter aufgenommen werden können, sind die Errichtung einer Sporthalle, einer Werkstatt sowie einer Pforte geplant. Zudem soll ein Außenspielfeld angelegt werden. Da in der vorhandenen Einrichtung nach Angaben der AWO ausreichende Räumlichkeiten für sportliche Ertüchtigung, Ergotherapie und berufliche Weiterbildung fehlen, verspricht man sich durch die gewünschte Erweiterung Synergieeffekte in Form einer gemeinsamen Nutzung, zumal Patienten des gesicherten Bereichs mit entsprechender Prognose nach einiger Zeit in die unverschlossene Altklinik überwechseln können.

Nur zwei Stockwerke hoch

Für die Neubauten müssen natürlich – das Einverständnis des Stadtrates vorausgesetzt – zahlreiche Bäume gefällt werden, die AWO muss dafür an anderer Stelle Aufforstungen vornehmen oder Biotope anlegen.

Damit sich die Erweiterungsbauten in den Wald einpassen, dürfen sie nur zwei Geschosse haben und werden mit einem von dichtem Bewuchs gekennzeichneten, mindestens 15 Meter breiten Pflanzstreifen umgeben. „Von den umgebenden Wegen aus wird man sie kaum ausmachen können“, sagt Feldhaus.a