Hagen. Eigentlich gehören der Bereich der Volmeauen, der Fußweg am Widey entlang der Volme und dessen weiterer Verlauf in der Gerberstraße zu den idyllischeren Fleckchen in Hagen. Eigentlich. Denn der Bereich nahe des Flusses wird von Drogenhändlern nicht nur zum Verkauf, sondern auch zur Zwischenlagerung von Marihuana und Heroin genutzt.

Eigentlich gehören der Bereich der Volmeauen hinter dem Sparkassen-Karree, der Fußweg am Widey entlang der Volme und dessen weiterer Verlauf in der Gerberstraße zu den idyllischeren Fleckchen der Hagener Innenstadt. Eigentlich. Denn der Bereich nahe des Flusses wird von Drogenhändlern nicht nur zum Verkauf, sondern auch zur Zwischenlagerung von Marihuana und Heroin genutzt. Depots wie diese gibt es etliche zwischen Bahnhofsviertel und Springe. Kriminalhauptkommissar Klaus Ohliger spricht über die Drogenszene im Hagener Stadtgebiet und den täglichen Kampf gegen Dealer und ihre Kunden.

„Überwiegend“ ist ein wichtiges Wort in diesem Zusammenhang. Denn genauso wie die gleich genannten Nationalitäten gehören deutsche Mitbürger zur Szene der Verkäufer. Überwiegend allerdings gehören drei Völkergruppen zum engeren Dealerkreis im Innenstadtbereich. Schwarzafrikaner beherrschen den Marihuana-Markt im Bahnhofsviertel. Osteuropäer verkaufen Heroin, speziell im unmittelbaren Umkreis des Zentralen Omnibusbahnhofs. Die Verkäufer von Kokain stammen meistens aus dem arabischen Raum. Haschisch ist auf dem Hagener Markt kaum noch zu finden, auch Crystal Meth und LSD werden hier so gut wie nicht verkauft. „Das sind die Erfahrungen, die wir machen“, sagt Klaus Ohliger.

Rauschgift beweissicher abgreifen

Eine Szene, die den kontrollierenden Kollegen von Klaus Ohliger aus dem Einsatztrupp Kriminalitätsbekämpfung häufig begegnet: Ein Farbiger läuft an einem Kunden vorbei und die Hände berühren sich. Die Übergabe findet statt. „Und obwohl wir das selbst sehen, wird es dann total schwierig für uns.“

Denn die Kollegen müssen den Käufer, den Verkäufer und das Rauschgift beweissicher abgreifen, um ein Verfahren einzuleiten. Bei Marihuana, das nur weggeschmissen werden kann, gelingt das leichter. „Bei Heroinverkäufern am Bahnhof, die den Stoff im Mund transportieren, kommt es vor, dass man plötzlich nur noch eine Schluckbewegung am Hals bemerkt“, sagt Ohliger. Der Magen wird dem Dealer oder Käufer wegen so eines Vergehens heute nicht mehr ausgepumpt. Zu aufwendig, zu gesundheitsgefährdend angesichts der geringen Mengen, die dabei oftmals wieder zum Vorschein kommen.

Späher, Drücker und Dealer

Es kann mitunter ein Kampf gegen Windmühlen sein, den die Kollegen des Einsatztrupps in Hagen führen. 150 Personen werden monatlich auf Rauschgift kontrolliert, etwa 30 Anzeigen geschrieben. In der gesamten City wimmelt es vor Tagesdepots. In Stromkästen, in Mülleimern, hinter Abwasserrohren. Tausende Euros werden täglich mit Rauschgift in Hagen umgesetzt.

Etliche Späher, Drücker und Dealer sind in der City unterwegs. Der Preis für ein Gramm „Grünes“ (Marihuana): etwa 10 Euro. 0,2 Gramm Heroin in Form einer sogenannten „Bubble“ gibt es für einen Zwanziger.

Dealer und Späher

Der Kontrolldruck in Hagen ist groß. Süchtige, Dealer und Kunden müssen jederzeit damit rechnen von Ohligers Kollegen erwischt zu werden. „Für viele von ihnen geht die Drogenkarriere danach leider weiter“, sagt er. Was kann im Grunde auch erstmal groß passieren, außer einer Anzeige und vielleicht einem Bußgeld?

Auch in Haspe Probleme

In der Frankstraße in Haspe gibt es große Probleme mit der dortigen Drogenszene. Anwohner haben sich zuletzt vermehrt bei der Bezirksvertretung Haspe beschwert, dass immer wieder auffällige Personen in der Frankstraße ihre Geschäfte abwickeln. Es herrscht an dieser Stelle ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit.

In Kürze wird es einen gemeinsamen Termin mit Bezirksvertretung, Ordnungsamt und Polizei geben. „Wir haben das Problem auf dem Schirm“, sagt der Hasper Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser.

Bei Schwarzafrikanern, die oft als Asylbewerber nicht arbeiten bzw. arbeiten dürfen, kommt dazu, dass sie über viel Tagesfreizeit verfügen. „Neben Dealern stellen wir teilweise auch Späher fest “, sagt Klaus ­Ohliger.

In den Volmeauen, erinnert er sich, haben Junkies schon vor 25 und 30 Jahren, als er noch Schutzpolizist gewesen sei, herumge­sessen. Jedes Mal, wenn die Polizei kam, flogen die Tütchen in die ­Volme. „Wir werden dort weiter kontrollieren“, sagt Ohliger. Wohl auch die nächsten 25 Jahre.