Hagen. . Sauber, klar - aber auch rein? Die Qualität der Trinkwassergewinnung aus der Ruhr ist nach dem Skandal um die Chemikalie PFT ins Visier der Kritiker geraten. Auch Uwe Reuter vom Versorger Mark-E sieht deutlichen Nachbesserungsbedarf.
Nach dem Skandal um die Chemikalie PFT in der Ruhr ist die Trinkwassergewinnung aus dem Fluss ins Visier der Kritiker geraten. Chemikalien und Arzneirückstände würden in den Wasserwerken nicht ausreichend gefiltert und gelangten so ins Trinkwasser.
Auch Hagen wird zurzeit ausschließlich mit Wasser aus der Ruhr versorgt, weil der Versorger, die Mark-E, sein zweites und kleineres Wasserwerk an der Hasper Talsperre für rund sieben Millionen Euro saniert. Die bauliche Sanierung des Wasserwerks Hengstey für 15 Millionen Euro ist so gut wie abgeschlossen.
Im Gespräch mit unserer Zeitung ließ Konzernsprecher Uwe Reuter aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Trinkwasser, das über das Wasserwerk Hengstey in die Stadt und damit in die Wasserhähne der Hagener gepumpt wird, nicht den gesetzlichen Vorschriften entspricht.
„Der Diskussion, die jetzt über die Aufrüstung der Wasserwerke entlang der Ruhr entbrannt ist, muss man vorausschicken, dass die Analytik der verschiedenen Chemikalien in den vergangenen Jahren enorm vorangeschritten ist. Heute lassen sich noch so kleine Mengen und Spuren nachweisen. Ob sie aber gesundheitsgefährdend sein können, das ist eine ganz andere Frage.“
Rechtssicherheit ist die Voraussetzung
Natürlich so Reuter, ließen sich diese Elemente mit aufwändigen und teuren Filteranlagen aus dem Wasser entfernen. Das Wasser würde dann zusätzlich einer Aktivkohle- und Ozonbehandlung unterzogen. „Wir würden uns dieser Investition nicht entziehen wollen, wenn wir denn auch mit einer 100-prozentigen Rechtssicherheit an die Arbeit gehen können. Das ist aber im Moment nicht der Fall.“
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Denn dazu, so der Konzernsprecher, müssten erst einmal verbindliche Standards für die kommenden Jahre festgelegt werden. Es könne nicht angehen, dass heute Grenzwerte aufgerufen und eingefordert würden, die dann in ein oder zwei Jahren schon wieder überholt seien.
„An dieser Stelle ist erst einmal das Umweltministerium gefordert, das sich ja zurzeit noch aus gutem Grund zögerlich gibt, weil andere Wasserversorger mit Klagen gedroht haben. Es geht ja auch um viel Geld. Wir sprechen allein für unser Wasserwerk in Hengstey noch einmal von einer Investition in Höhe von 15 Millionen Euro. Das würde bedeuten, dass wir dann in kürzester Zeit rund 40 Millionen in die Wasserversorgung gesteckt haben.“
Geld, das über den Verkauf und den Preis des Lebensmittels Wasser wieder hereinkommen muss. Dabei liegt Mark-E mit einem Kubikmeterpreis von 1,87 Euro schon an der Spitze in der Region. In Menden kostet der Kubikmeter zum Vergleich nur 1,51 Euro.
Wasserqualität ist schon jetzt sehr gut
„Wir spüren nicht nur den Bevölkerungsrückgang, was immer weniger Verbrauch bedeutet, sondern müssen auch viel Geld in unser Rohrnetz investieren.“ Dabei, so Reuter, sei der Rückbau, beispielsweise im Hagener Westen, wo die niedergegangene Industrie früher viel Wasser und damit große Rohrquerschnitte benötigt habe, noch ein spezielles Problem.
Daher müsse man jetzt auch mit Blick auf den Wasserpreis und den Verbraucher mehr als gründlich darüber nachdenken, was bei weiterer Filterung des Trinkwassers gesundheitspolitisch sinnvoll ist und was nicht. Immerhin werde Trinkwasser in Deutschland nicht ohne Grund auch jetzt schon für seine hervorragende Qualität gelobt. Und dazu gehöre eben nicht nur das Wasser aus Quellen, Bächen und Talsperren, wie es in Haspe der Fall ist, sondern eben auch aus größeren und vorbelasteten Flüssen wie der Ruhr.