Hagen-Haspe. Für sieben Millionen Euro wird derzeit das Wasserwerk am Fuße der Hasper Talsperre saniert. Wenn die Arbeiten im April 2014 abgeschlossen sind, fließt auch wieder Hasper Wasser aus den Hagener Wasserhähnen.

260 Meter lang und gut 30 Meter hoch – mit geradezu majestätischer Gewaltigkeit macht sich die Staumauer der Hasper Talsperre seit mehr als 100 Jahren im Lauf des Hasper Baches breit. Etwa zwei Millionen Kubikmeter Quell- und Regenwasser – in Ziffern: 2.000.000.000 Liter – schlummern hinter dem steinernen Ungetüm und machen das obere Hasper Bachtal nicht nur in diesen Sommerwochen zu einem Idyll für Erholungssuchende. Aber ab dem Frühjahr 2014 wird das klare Nass auch wieder aus den Wasserhähnen der Hagener Haushalte fließen. „Die Inbetriebnahme unseres komplett sanierten Wasserwerks ist für den 2. April vorgesehen“, sieht sich Roland Rüther, Leiter der Trinkwassergewinnung bei der Enervie-Gruppe, voll im Zeitplan.

Damit geht ein wesentlicher Mosaikstein der Hagener Trinkwasserversorgung nach 14-jähriger Unterbrechung wieder ans Leitungsnetz. „Zu Beginn der Jahrtausendwende haben wir bei Mark-E tatsächlich einmal die Eigenerzeugung in Frage gestellt“, blickt Rüther ein gutes Jahrzehnt zurück. Damals sollte eine Projektgruppe prüfen, ob angesichts des erheblichen Modernisierungsdrucks in den Wasserwerken Hengstey und Haspe die Wasserproduktion in Eigenregie wirtschaftlich überhaupt noch sinnvoll sei. Eine Grundsatzfrage, die das Unternehmen letztlich mit einem klaren Bekenntnis zugunsten der beiden tragenden Säulen des heimischen Trinkwassernetzes beantwortete.

Millionen-Investitionen

Die Entscheidung löste ein millionenschweres Investitionsprogramm aus. Zunächst wurde mit Priorität das Wasserwerk Hengstey, von wo aus aktuell das gesamte Stadtgebiet mit Trinkwasser aus der Ruhr versorgt wird, für 15,5 Millionen Euro runderneuert. Aber seit Herbst 2010 liegt der Fokus auf dem brach liegenden Hasper Trinkwasserreservoir. In einem ersten Schritt wurde am Rande des Talsperrenwegs ein gigantischer Hochbehälter mit einem Fassungsvolumen von 4000 Kubikmetern weitgehend im Hang versenkt – Investitionsvolumen: ca. fünf Millionen Euro. Weitere sieben Millionen Euro fließen aktuell in die Sanierung des Wasserwerks. Konkret: Rund um eine hochmoderne Membranfilteranlage werden die gesamte Aufbereitungs- sowie die Elektro- und Leittechnik erneuert.

„Damit verschaffen wir uns ein Stück Ruhr-Unabhängigkeit“, versichert Rüther, dass im Notfall die Hasper Talsperre – trotz ihrer keineswegs überragenden Größe – selbst bei totaler Trockenheit für knapp zwei Wochen die gesamte Hagener Wasserversorgung auch allein garantieren könnte. Von den etwa zwei Millionen Kubikmetern Stauvolumen gilt etwa ein Viertel am Grund des Stausees als unbrauchbar.

Aufwendige Filtertechnik

Ein weiteres Viertel wird in Zukunft als eiserne Vorratsreserve bloß im Notfall angerührt, so dass am Ende lediglich die Hälfte des Wassers für die tägliche Trinkwasserversorgung zur Verfügung steht. „Doch angesichts einer jährlichen Niederschlagsmenge zwischen drei und sechs Millionen Kubikmetern im Einzugsgebiet der Sperre werden wir künftig sicherlich ein Drittel der Hagener Wasserversorgung – insgesamt benötigen wir etwa 13 Millionen Kubikmeter – aus Haspe sichern können.“ Ziel ist es, möglichst eine hohe Wassermenge aus dem Hasper Wasserwerk herauszukitzeln, weil angesichts der relativ exponierten Lage des Hochbehälters in 275 Metern Höhe kaum Pumpenaufwand betrieben werden muss, um das Wasser in alle Hagener Leitungen zu pressen. Natürlich werden vorzugsweise die Hasper das im Vergleich zum mineralhaltigeren Hengstey-Nass eher weiche Hasper Talsperren-Produkt genießen können.

Bis daraus aber ein hochwertiges Lebensmittel wird, muss jeder Tropfen durch die komplexe Filtertechnik des neuen Hasper Wasserwerks sickern, schleudern und fließen. Bereits in den Vorfiltertrommeln hinter der Staumauer werden durch Mikrosiebe die Algenkulturen abgetrennt. Ergänzt durch Kohlendioxid (Kohlensäure) sowie Eisen-(III)-Chlorid (dient der Flockenbildung von Kleinstteilen) sickert das Wasser weiter durch vier große Filterbecken, die mit Kalziumkarbonat gefüllt sind (sichert das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht) und sammelt sich zunächst in einem Zwischenbehälter. „Von dort pumpen wir das Wasser dann in die Membrananlage“, erklärt Rüther den weiteren Prozess. „Hier holen wir jede noch so winzige mikrobiologische Verunreinigung raus“, schwört der Trinkwasser-Experte auf die Filterleistung der dort gebündelten Kunststoffröhrchen.

Ein Mitarbeiter ist nötig

Nach dem zweiten Zwischenbehälter wird dem Lebensmittel noch Phosphat (verhindert Rostschäden im Rohrnetz), Natronlauge (dient der pH-Wert-Regulierung) und Chlordioxid (Desinfektion) beigement, bevor das Wasser dann über den Hochbehälter ins Netz fließen kann. Das beim Reinigen der Anlagen anfallende Spülwasser wiederum wird in einer eigenen Kläranlage gereinigt, so dass es bedenkenlos in den Hasper Bach eingeleitet werden und in Richtung Ennepe abfließen kann.

Eine komplexe Technik, die am Ende voll automatisiert funktionieren wird. Lediglich ein Mitarbeiter wird als Wasserwerker und Stauwärter noch vor Ort sein – aber bloß stundenweise. Alles weitere wird über den Leitstand in Hengstey mitüberwacht.