Vorhalle. . Die Arbeiterwohlfahrt baut in der Wortherbruchstraße in Vorhalle ein neues Therapiezentrum für drogenabhängige Patienten. Es ersetzt die alte Villa an der Vorhaller Straße, die aus baurechtlichen Gründen geschlossen werden muss.
Die neue Suchtklinik der Arbeiterwohlfahrt (AWo) an der Wortherbruchstraße in Vorhalle soll im kommenden April eröffnet werden. Geschaffen werden 66 Therapieplätze für drogenabhängige Menschen. Wie im bisherigen Therapiezentrum an der Vorhaller Straße werden jedoch keine Alkoholiker aufgenommen. „Heroin, Kokain, Ecstasy und Mischkonsum – wir haben es hier mit allen möglichen illegalen Drogen zu tun“, so Psychologin Ute Gehrmann-Boos.
Der neue Bau ist wesentlich größer und bietet umfangreichere Therapiemöglichkeiten als die alte Villa an der Vorhaller Straße, die wegen der unhaltbaren sanitären und baulichen Zustände geschlossen werden muss. Neben den 25 Plätzen für ganztägige ambulante Therapie werden an der Wortherbruchstraße 41 Drogensüchtige wohnen, die bislang im Deerth oder an der Södingstraße behandelt wurden.
Darunter sind Straftäter aus dem Bereich der Beschaffungskriminalität, vor allem solche, die mit Einbrüchen ihren Drogenkonsum finanzierten: „Wer nach Vorhalle kommt, hat die eigentliche Entgiftung bereits hinter sich und wird in vielfältiger Weise weitertherapiert und auf ein Leben ohne Drogen vorbereitet“, so Uwe Feldhaus, stellvertretender Geschäftsführer der AWo.
Ewiger Kreislauf
Hagen ist ein hoch angesehener Standort für die Arbeit mit drogensüchtigen Menschen. Dass die Arbeiterwohlfahrt in der Klinik Deerth, gelegen im Stadtwald in Wehringhausen, Straftäter aus dem Maßregelvollzug (Freiheitsstrafen ab zwei Jahren) therapieren darf – was normalerweise staatlichen Stellen vorbehalten bleibt – ist in Deutschland einzigartig und untrennbar mit dem Namen von Harry Glaeske (65) verbunden, der die Fachklinik vor 33 Jahren konzipierte: „Für die Abhängigen stellt unser Angebot eine große Chance dar, aus dem ewigen Kreislauf von Drogenkonsum, Kriminalität und Verelendung auszubrechen und einen Neuanfang zu wagen“, so der gelernte Kinder- und Jugendtherapeut, der schon das Rentenalter erreicht hat, aber als therapeutischer Leiter des Maßregelvollzuges mit einer Sondererlaubnis im Amt bleibt.
Kurioserweise haben Süchtige mit jahrelangen Freiheitsstrafen bessere Zukunftsperspektiven als Abhängige, die wenig auf dem Kerbholz haben. Denn der Erfolg einer Therapie hängt wesentlich von ihrer Dauer ab. So seien die Behandlungszeiten für eine ambulante Therapie „skandalös“ gekürzt worden, kritisiert Glaeske, die Rückfallquote sei entsprechend hoch: „Dagegen schaffen 60 Prozent der Patienten aus dem Maßregelvollzug den Sprung in Lohn und Arbeit.“
14 Millionen investiert
Die AWo hat in den vergangenen sechs Jahren 14 Millionen Euro in die Therapie von Drogensüchtigen investiert, darunter der Neubau der Volmeklinik und der Umbau der Klinik Deerth. Das neue Haus an der Wortherbruchstraße, das den wohlklingenden Namen „Klinik am Kaisberg“ tragen soll, kostet 4,5 Millionen Euro.
Die Patienten werden psychotherapeutisch betreut, arbeiten, können Sport treiben, werden unterrichtet und müssen sich einem festen Tagesrhythmus unterwerfen. Alle Insassen sind in Einzelzimmern untergebracht. Dies sei im Gegensatz zu anderen Kliniken unüblich, räumte Glaeske ein, trage aber zum Erfolg der Therapie bei. „Es unterstreicht das positive Menschenbild, welches unseren Kliniken zugrunde liegt.“