Hagen. Beim traditionellen „AufTakt“-Fest zum Beginn der neuen Spielzeit präsentierte sich das Theater Hagen den Besuchern von einer ungewohnten Seite: nicht auf der Bühne, sondern dahinter.

Dieses Theater macht einfach Spaß. Das ist die Nachricht, die Schauspieler, Techniker und Handwerker an diesem Tag verbreiten. Beim traditionellen „AufTakt“-Fest zum Beginn der neuen Spielzeit präsentierte sich das Theater Hagen am Samstag den Besuchern von einer ungewohnten Seite: nicht auf der Bühne, sondern dahinter.

Haushaltssperre, Umwandlung in eine gGmbH – diese Themen sollten an diesem Tag in den Hintergrund treten. Lieber wurde gezeigt, was das Hagener Theater kann. Und wie es arbeitet: Bei den offenen Proben des Ballett-Ensembles platzte der Ballettsaal aus allen Nähten, die Besucher saßen sogar auf dem Boden, um den Tänzern zuschauen zu können.

"Aus finanzieller Sicht ist es hier schwierig"

Auf der Bühne im Großen Haus war bereits das Bühnenbild für „Die Entführung aus dem Serail“ aufgebaut, die Noten für das Mozart-Singspiel lagen schon im Orchestergraben. Die Premiere ist am kommenden Samstag, 6. September. „Dieses Theater wird von den Bürgern getragen“, sagte Pressesprecher Nikolaos Georgakis, „und heute können wir etwas zurückgeben.“ Mit seltenen Einblicken in die Theaterarbeit. Bei den Führungen durch das verschachtelte Gebäude sahen die Besucher, wie viel Aufwand in einer Produktion steckt. Maskenbildner, Kulissenbauer und Chor zeigten ihre Arbeitsplätze. So manche gezeigte Requisite erkannten die Gäste wieder.

Der Rückhalt, den das Theater bei den Hagenern genieße, sei ermutigend, sagte Georgakis. Mit 46 Prozent wurde es bei einer Umfrage von den Lesern des Fachmagazins „Theater heute“ zum Lieblingstheater 2014 gewählt. Beim „AufTakt“ zählten die Veranstalter 4000 Besucher. Für Intendant Norbert Hilchenbach eine Gelegenheit, sich beim 5-Minuten-Tee zu bedanken: „Aus finanzieller Sicht ist es hier schwierig, Theater zu machen. Aus künstlerischer Sicht ist es ein Gedicht. Das machen die Bürger möglich.“

Foto vom Lieblings-Leseplatz

Die Nähe des Theaters zur Stadt zeigt auch eine Aktion, die beim Tag der offenen Tür vorgestellt wurde: „Eine Stadt liest ein Buch“ soll die Einwohner sowohl zum Lesen bringen als auch ins Theater locken. Hunderte Exemplare des Romans „Räuberhände“ von Finn-Ole Heinrich wurden verteilt.

Die Hagener Bürger sind nun aufgefordert, Videos und Fotos von ihren Lieblings-Leseplätzen einzusenden. Der Autor wird zu einer Lesung nach Hagen kommen, das junge Theater Lutz bringt den Roman außerdem auf die Bühne. So entsteht ein großes Projekt rund um die Freude am Lesen – vom Theater und seinen Besuchern gleichermaßen getragen.