Hagen. Der Lennesteilhang Garenfeld ist mit 45,34 Hektar Fläche ein großes Naturschutzareal. Der Lennesteilhang stellt das größte Hangwaldgebiet in Hagen dar. Durch seine Lage, finden dort zahlreiche Tierarten ein besonders geschütztes Rückzugsrevier.
Wir kämpfen uns durch kniehohes Gras, Löwenzahn, Disteln und vorbei an Brombeerhecken. „Irgendwo hier in der Nähe müssen sie sein. Oh ja, dahinten.“ Susanne Müller prescht vor. Die Mitarbeiterin des Umweltamtes hat versprochen, uns bei der Begehung des Naturschutzgebietes „Lennesteilhang Garenfeld“ Nistkästen zu zeigen.
Noch 20 Meter, und wir stehen vor den Nistkästen. „An drei Stellen in Garenfeld hat der Naturschutzbund Hagen (NABU) insgesamt 30 Kästen für Hohltauben aufgehängt. Außerdem reinigen sie die Kästen und werten aus, wie sie von den heimischen Vögeln angenommen werden.“
Erfreuliche Bruterfolge
Susanne Müller kennt sich in ihrem Arbeitsbereich aus, klärt uns weiter auf: „Die Hohltaube, hier eine recht seltene Taubenart, wurde vor einigen Jahren in der Umgebung gesichtet. Anfangs als Zugvogel, mittlerweile aber auch als Standvogel.“
Was den Vogel letztendlich dazu gebracht hat, hier heimisch zu werden? „Eigentlich wird die Hohltaube als Nachmieter des Schwarzspechtes bezeichnet. Heißt, sie siedelt sich erst an, wenn ein Specht eine Höhle vorbereitet hat, diese dann aber verlässt. Aber in dieser Umgebung gibt’s keine Schwarzspechte. Also hat der NABU nachgeholfen und Nistkästen aufgehängt.“ Interessant.
Einen Beweis, dass die Nistkästen auch tatsächlich angenommen werden, kann Susanne Müller auch liefern: „Wir haben erfreuliche Bruterfolge vorzuweisen. Über 20 Bruten pro Jahr.“
Entwicklungsgebot aus dem Landschaftsplan
Um Nesträuber wie den Marder abzuhalten, wurden seitlich an den Kästen glatte Flächen angebracht. Zu rutschig für Räuber. Praktische Artenschutzpflege par excellence.
Wir machen uns weiter auf den Weg durch das lang gezogene Naturschutzgebiet Steilhang Garenfeld. Die Verbandstraße ist lang und laut. Nur fünf Meter abseits des Asphalts, allerdings drei Meter tiefer als die Fahrbahn – ein Krötentunnel. „An drei Stellen entlang der Verbandstraße wurden vor etwa zehn Jahren so genannte Kleintierdurchlässe errichtet. Ein Entwicklungsgebot aus dem Landschaftsplan“, erläutert Geografin Susanne Müller.
Ausweisung neuer Reitwege
Finanziert wurden besagte Tunnel, die Kleintieren wie Kröten, Mäusen und Käfern, aber auch größeren Tieren, das unterirdische Passieren der breiten Straße ermöglichen soll, von der Kommune, vom Land und von Straßen NRW. Die Straße selbst liegt nicht im Naturschutzgebiet, durch die Tunnel können aber die Tiere wunderbar zwischen dem Lennesteilhang und der Lenneaue hin und her wandern.
Unsere dritte Station im Naturschutzgebiet: ein schmaler, von der Ruhrtalstraße abgehender Reitweg. Das Besondere in diesem Bereich ist der enorme Höhenunterschied. Zwischen dem Talboden und der Garenfelder Hochfläche liegen rund 40 Meter Differenz. Wir erreichen den Reitweg. „In Garenfeld gibt es mehrere Ställe. Im Wald ist das Reiten auf ausgewiesenen Wegen erlaubt. Es liegt ein vom Rat der Stadt Hagen beschlossenes Reitwegekonzept vor“, klärt Susanne Müller auf. Zur Ausweisung neuer Reitwege arbeite man mit der Forstbehörde, dem SGV, Waldbesitzern und Reitern eng zusammen.
Sonnige Fleckchen für die Traubeneiche
Wir stoßen auf einen kleinen Fluss, den „Obergraben“, der von der Lenne abzweigt. Der „Obergraben“ führt zur Wasserkraftanlage Buschmühle. Wir hören ein Geräusch, haben anscheinend einen Kormoran aufgescheucht.
„Dieser Bereich des Waldes im Naturschutzgebiet ist städtisch angepachtet“, sagt die Umwelt-Expertin. Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) betreuen das Gebiet. „Ja, denn hier gibt es jede Menge Altholz und viel Totholz.“
Wir passieren auf dem schmalen Weg auch sonnige Meter. „Die Traubeneiche liebt sonnige Fleckchen, daher kommt sie hier besonders häufig vor. Für Buchen ist der Boden zu trocken“, verdeutlicht Susanne Müller.