Hagen. Das Henkhauser- und Hasselbachtal liegt direkt am sogenannten Butterpfad. „Das ist die alte Verbindung der Bauern aus Ergste zum Markt in Hohenlimburg“, erklärt Susanne Müller, Diplom Geologin des Umweltamts Hagen. Das Naturschutzgebiet, das aus großflächigen Buchen- und Eichenwäldern und einigen Feuchtwiesen besteht, ist also ein Ort mit langer Historie.
Das Henkhauser- und Hasselbachtal liegt direkt am sogenannten Butterpfad. „Das ist die alte Verbindung der Bauern aus Ergste zum Markt in Hohenlimburg“, erklärt Susanne Müller, Diplom Geologin des Umweltamts Hagen. Das Naturschutzgebiet, das aus großflächigen Buchen- und Eichenwäldern und einigen Feuchtwiesen besteht, ist also ein Ort mit langer Historie.
Doch bevor sich Susanne Müller vom Butterpfad aus, der sich im nördlichen Zipfel des Naturschutzgebiets an der Schälker Landstraße befindet, tiefer in den Wald begibt, macht sie Halt an der wohl interessantsten Feuchtwiese dieses Gebiets: Der Orchideenwiese.
Das frühere Grünland, das in den 1970er Jahren mit Fichten bepflanzt wurde, wies auch in den 1990er Jahren noch einen Bestand an Orchideen-Samen im Boden auf. Darum wurden die Fichten wieder entfernt, um Platz für die Orchideen zu schaffen. Kleine lila Pflanzen finden sich nun auf der ganzen Wiese. Mit geschultem Blick und etwas Geduld erkennt die Pflanze aus der Familie der Knabenkräutern auch jeder Fußgänge vom Weg aus.
Grillen zirpen um die Wette
Ein bis zwei Mal im Jahr wird die Wiese nun von der Biostation gemäht, gerade steht sie kurz vor ihrem nächsten Beschnitt. Denn um den Orchideen-Bestand zu erhalten, wartet die Biostation mit dem Mähen, bis die Blumen ihren Samen voll ausgebildet haben. Denn „Naturschutzgebiet heißt nicht automatisch nichts zu machen, solche Biotope sind auf Pflege angewiesen“, sagt die Geologin.
Auch Johanniskräuter, die Kümmelsilge oder Odermennig wachsen auf dieser Wiese, die Heimat für zahlreiche Insekten ist. Überall krabbelt und summt es laut. Grillen zirpen um die Wette.
"Das ist stille Erholung"
Eine ganz andere Stimmung herrscht im Wald, der von der Feuchtwiese aus über einen fast versteckten Pfad betreten werden kann. Susanne Müller empfiehlt festes Schuhwerk für dieses Naturschutzgebiet, durch tiefen Matsch bahnt sich die Geologin den Weg in den Wald.
Kein Auto ist zu hören, in diesem Naturschutzgebiet lässt sich vergessen, das die Hagener Innenstadt nicht weit ist. „Der Wald lädt so richtig zum wandern ein“, schwärmt Susanne Müller. „Das ist stille Erholung.“ Der tiefe sonore Ruf des Kolkrabens erklingt, „seit ein paar Jahren hört man den wieder häufiger“. Im Hintergrund rauscht stetig der Hasselbach, an dem wir vorbei wandern. Wege schlängeln sich auch rund um den fast 260 Meter hohen Bemberg.
Rasante Klimaveränderungen und sinkende Meeresspiegel
Der Wald ist in Besitzt des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda. Die von ihm eingesetzten Förster bewirtschaften diesen in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde. Nächstes Jahr soll der Wald durchforstet werden, alte Bäume werden gefällt, um Platz für neue Gewächse zu schaffe, eine Pflegemaßnahme zur Verjüngung. Das geschieht jedoch nur mit Rücksicht auf die Waldbewohner: Bäume mit Spechthöhlen etwa werden nicht gefällt.
„Für Geologen ist dieses Gebiet auch sehr interessant“, sagt Susanne Müller. Denn die Devon-Karbon-Grenze verläuft hier. Vor etwa 358 ereignete sich eine Katastrophe, die bis zu 50 Prozent aller Arten aussterben ließ. Verantwortlich hierfür waren rasante Klimaveränderungen sowie steigende und sinkende Meeresspiegel, vielleicht aber auch ein Meteoriteneinschlag. Der Übergang der beiden Erdzeitalter kann anhand der Fossilien in den geologischen Schichten erkannt werden, „typische Fossilien fehlen einfach“, sagt die Geologin.
Gesetzlich geschützte Biotope
Zusätzlich finden sich in diesem Naturschutzgebiet viele Quellbereiche. Diese sind, genauso wie die Bachläufe des Hassel- und Henkhauser Bachs und der Orchideen-Wiese, gesetzlich geschützte Biotope.
Charakteristisch für das Henkhauser- und Hasselbachtal ist auch ein Bestand an Herbstzeitlosen im Wald. Die Besonderheit dieser Pflanze: Sie blüht erst im Spätsommer, sieht aber aus wie ein Krokus. „Da guckt man erstmal in den Kalender, ob man sich nicht vertan hat“, sagt Susanne Müller. „Der Lebensrhythmus der Herbstzeitlosen ist völlig konträr zu dem anderer Pflanzen.“
Ganz neu in diesem Naturschutzgebiet wurden Standorttafeln angebracht, die anhand einer Koordinate genau angeben, wo sich Hilfesuchende befinden. Das Henkhauser- und Hasselbachtal ist also nicht nur ruhig, sondern auch sicher.