Hagen. Das evangelische Krankenhaus Haspe will sich verstärkt der Behandlung übergewichtiger Menschen zuwenden und unter dem neuen Chefarzt Dr. Claas Brockschmidt (45) als Adipositas-Zentrum etablieren. Dazu wurde in der chirurgischen Klinik viel Geld in Ausstattung und medizinisches Rüstzeug investiert.
Das evangelische Krankenhaus Haspe will sich verstärkt der Behandlung übergewichtiger Menschen zuwenden und unter dem neuen Chefarzt Dr. Claas Brockschmidt (45) als Adipositas-Zentrum etablieren. Dazu wurde in der chirurgischen Klinik viel Geld in Ausstattung und medizinisches Rüstzeug investiert. „Wir verzeichnen in Deutschland eine extreme Zunahme krankhafter Übergewichtigkeit“, berichtet Brockschmidt. Der Bedarf an geeigneten OP-Verfahren und therapeutischen Methoden nehme stetig zu. Ziel ist natürlich immer eine Gewichtsreduktion.
Bislang führte die Adipositas-Chirurgie hierzulande ein eher stiefmütterliches Dasein. Im Mops ist man dabei, diese Lücke zu füllen. Um fettleibigen Personen peinliche Prozeduren vor den Augen anderer Patienten zu ersparen, beginnt die Untersuchung in einem eigens dafür hergerichteten Behandlungszimmer. Hier gibt es eine extra breite Liege, eine große Waage, verstärkte Toilettenschüsseln und sogar einen speziell für die Versorgung adipöser Menschen hergestellten proktologischen Stuhl. Im Wartezimmer können sich die Patienten auf Stühle mit Übergröße setzen.
Seperate Krankenzimmer
Zudem wurden zwei OP-Tische angeschafft, auf denen Patienten mit einem Gewicht bis zu 350 Kilo und mehr gelagert werden können. Sie sind mit einem speziellen Schaumstoff überzogen, der sich der Körperform anpasst. Dadurch werden Druckstellen vermieden, die bei stark übergewichtigen Menschen schnell zu Zellverfall, Muskel- oder Hautschädigungen führen können. Die Tische können hoch bzw. tief gestellt werden, so dass der Patient, was bei manchen Eingriffen notwendig ist, in aufrechter Position oder kopfüber operiert werden kann.
Jeder Fünfte ist krankhaft fettleibig
Studien haben ergeben, dass rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung übergewichtig ist. Als adipös (krankhaft fettleibig) gelten – in abgestuften Schweregraden – 21 Prozent.
Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Größe ist der Body-Mass-Index (BMI).
Fettleibigkeit ist multifaktoriell. Genetische Veranlagung kann ebenso eine Rolle spielen, wie falsche Ernährung oder Bewegungsmangel. Kontakt zum Adipositas-Zentrum am Mops: 4763400.
Dem Chefarzt und seinem OP-Team steht besonders langes Besteck zur Verfügung, um die bei Übergewichtigen oft 15 Zentimeter dicke Bauchdecke durchdringen zu können. Möglich sind damit eine Magenverkleinerung und ein Magen-Bypass, aber auch alle anderen Eingriffe. Wenn eben möglich, operiert Brockschmidt minimal-invasiv, weil bei dicken Menschen ansonsten extrem große Schnitte gesetzt werden müssten und häufig Probleme mit der Wundheilung auftreten.
Eine Magen-OP zum dauerhaften Abnehmen kommt aber nur in Frage, wenn alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Die Betreuung wird deshalb mit Ernährungsberatung, psychologischer Umsorgung, Sport und Selbsthilfegruppen abgerundet. Untergebracht werden die Patienten in separaten Krankenzimmern für Übergewichtige mit XXL-Türen und hochklappbaren Tischen, die den Patienten mehr Bewegungsfreiheit gestatten.
Die Chance, ein neues Leben zu beginnen
Nach einem Magenbypass oder einer Magenverkleinerung sind die Patienten nicht mehr in der Lage viel zu essen, schon nach einem halben Brötchen entsteht ein Sättigungsgefühl. Oft ist mit der OP auch die Diabetes, neben Bluthochdruck und Gelenkverschleiß eine der häufigsten Begleiterscheinungen von Übergewicht, verschwunden. „Warum das so ist, wurde bislang nicht genügend erforscht“, so Chefarzt Dr. Brockschmidt.
Das umfassende Behandlungskonzept am evangelischen Krankenhaus bietet krankhaft übergewichtigen Menschen in jedem Fall die Chance, ein neues Leben zu beginnen.