Hagen. Im Naturschutzgebiet Ruhr­aue Syburg hat sich das giftige Jakobs-Kreuzkraut exorbitant vermehrt und das fragile Gleichgewicht des Geländes ins Wanken gebracht. Jetzt soll der Ausbreitung der ungeliebten Pflanze durch eine vorgezogene Mahd der Wiesen Einhalt geboten werden.

Im Naturschutzgebiet Ruhr­aue Syburg hat sich das giftige Jakobs-Kreuzkraut exorbitant vermehrt und das fragile Gleichgewicht des Geländes ins Wanken gebracht. Aufgrund der späten Mäh- und Beweidungstermine sind einige charakteristische, in den Wiesen brütende Vogelarten bereits verschwunden, seltene Blumen und Gräser befinden sich auf dem Rückzug. Jetzt soll der Ausbreitung der ungeliebten Pflanze durch eine vorgezogene Mahd der Wiesen Einhalt geboten werden.

Der Umweltausschuss genehmigte deshalb, das Mähen vom 1. Juli auf den 15. Mai vorzuziehen, damit das Kraut vor der Blüte geschnitten wird und nicht aussamen kann.

Versuche die Pflanze zurückzudrängen

Solche Ausnahmeregelungen werden in Naturschutzgebieten mit ihren strikten Verboten nur in Extremfällen erlaubt, was die Notwendigkeit der Maßnahme unterstreicht: „Das Jakobs-Kreuzkraut hat eine Bestandsdichte erreicht, die nicht mehr zu toppen ist“, beschreibt Ralf Blauscheck von der Biologischen Station, die das Naturschutzgebiet im Auftrag der NRW-Stiftung betreut, den Ernst der Lage. Es bestehe der Verdacht, dass einige Kühe an den hochgiftigen Inhaltsstoffen der Pflanze, die auch bei der Heu- und Silagebereitung nicht abgebaut werden, zugrunde gegangen sein könnten.

Das Jakobs-Kreuzkraut, auch Jakobs-Greiskraut genannt, ist eine alte heimische Pflanze, die sich jedoch nie so massenhaft vermehrt hat wie in den letzten Jahren. Verbreitet ist das gelb blühende Kraut vor allem auf extensiv genutzten Gründlandflächen, an Wegrändern und Böschungen. In den Ruhr­auen haben die Ökologen um Ralf Blauscheck in den vergangenen Jahren in mehreren hundert Stunden Arbeitszeit versucht, die Pflanze durch Mulchen oder Ausreißen zurückzudrängen, was jedoch keinerlei Wirkung zeigte.

Keine Zustimmung aus wasserschutzrechtlichen Gründen

Die Anwendung chemischer Bekämpfungsmittel ist im Naturschutzgebiet grundsätzlich nicht zugelassen. Deshalb setzen die Experten jetzt auf den vorgezogenen Mähtermin, der die Samenbildung des Krauts verhindern soll. Andere schützenswerte Pflanzen werden dadurch nicht beeinträchtigt, Orchideen kommen zum Beispiel in der Ruhraue Syburg nicht vor.

Schutzgebiete an Ruhr und Lenne

Die Ruhraue Syburg ist eines von mehrere Hagener Naturschutzgebieten an den Ufern von Ruhr oder Lenne.

Es handelt sich um halboffene Landschaften mit bewirtschafteten Wiesen. Kleinere oder größere Gewässer bereichern das Landschaftsbild und die Artenvielfalt.

Aus Sicht der NRW-Stiftung, die Eigentümerin des Gebietes ist, hat sich dessen Zustand in der Vergangenheit erheblich verschlechtert. So hatte die Ruhraue Syburg früher große Bedeutung als Rast- und Nahrungsplatz zahlreicher, in Hagen selten gewordener Vögel wie Feldlerche, Wiesenpieper und Schafstelze. Das Verschwinden dieser Arten steht aber wohl weniger in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes, sondern mit der Verlandung von Gewässern im Uferbereich der Ruhr.

Die Mitarbeiter der NRW-Stiftung und der Biologischen Station würden diese derzeit abgezäunten Gewässer gern für das Weidevieh zugänglich machen, damit am Ufer schlammige Bereiche entstehen, die die abgewanderten Vögel zurücklocken könnten. Diesem Ansinnen verweigert das Hagener Umweltamt aber bislang aus wasserschutzrechtlichen Gründen die Zustimmung.