Hagen-Kabel. . Die ersten Gutachten sind von Hand geschrieben. Sie stammen aus einer Zeit, in der auf den Hagener Straßen wohl mehr Pferdefuhrwerke als Autos unterwegs waren. Der Führerschein war gerade erst eingeführt worden. Und ob es Kraftfahrzeugversicherungen gab – diese Frage kann Hugo Feldberg nicht beantworten.

Dafür weiß er, wer diese Gutachten geschrieben hat. Es war sein Vater, der erste Autofahrer der Stadt, Gründer des Chauffeurvereins und wohl der erste Fahrlehrer Hagens. Der (Vorname ebenfalls Hugo) schrieb vor 105 Jahren seine ersten Berichte über Schäden an Autos. Und Hugo Feldberg hat diese Dokumente der Automobilgeschichte bis zum heutigen Tag aufgehoben.

50 Jahre, nachdem die ersten Gutachten erstellt waren, machte sich Sohn Hugo selbstständig. Bis heute geht der 86-Jährige noch jeden Tag in sein Büro an der Steinhausstraße in Kabel. „Um meinen Mitarbeitern einen guten Morgen zu wünschen und um das eine oder andere Gutachten zu lesen, bevor es zum Gericht geht“, sagt Feldberg.

Automobilgeschichte in der Stadt

Und so gibt es wohl keine andere Hagener Familie, die die Automobilgeschichte in dieser Stadt so eng begleitet hat, wie es die Feldbergs taten. Schon als Kind ist der kleine Hugo in den Kisten des großen Hugos herumgekrabelt. Da lag es für den Sohn quasi mehr als nur nahe, auch beruflich in die Fußstapfen des Vaters zu treten.

Bereits mit 17 machte Hugo Feldberg seinen Führerschein. Dann zählte er zu jenen, die an der Hagener Fachhochschule studieren durften, weil er zuvor geholfen hatte, die nach dem Krieg wieder aufzubauen. Feldberg arbeitete in den Labors von Aral, sorgte dafür, dass Motoren richtig auf die Kraftstoffe abgestimmt wurden. Und er betreute die Seitenwagen-Weltmeister Schneider-Strauß und Faust-Remmert. „Eine spannende Zeit“, sagt er.

„Eines Tages sollte ich einen VW Export des Vorsitzenden einstellen. Ich bin damit auf die Autobahn, habe sogenannte Klopfversuche gemacht. Und als ich wieder zurück musste, habe ich auf der Autobahn gewendet. Das ging Anfang der 50er Jahre noch.“

Der Frisbee-Test

Am 1. Juli 1959 machte sich Feldberg selbstständig. Natürlich ging es – wen wundert’s – um Autos. Feldberg wird Fahrlehrer und Sachverständiger. Mehr als 40 Jahre lang erstellt er Gutachten. 2002 sein letztes: Es ging um einen Geländewagen, der an einem Strand geparkt und von einer Frisbee-Scheibe getroffen worden war. Die Versicherung unterstellte, dass die Macke schon vorher das Auto geziert habe.

Feldberg startete den Feldversuch. Er besorgte sich einen alten Kotflügel, eine Wurfscheibe und Sand. Und warf das besandete Gerät so lange vor das Autoteil, bis es genau die Spuren hinterließ, die auch auf dem Geländewagen zu sehen waren. Die Versicherung zahlte.