Hagen-Loxbaum. 8112 Reisebusse halten jährlich nur wenige Meter vor der Haustür von Frank Kampmann an der Knippschildstraße. Für ihn und seine Firma ist es ein Desaster. Der Stadt fehlen weiterhin die Alternativen. Frank Kampmann überlegt sogar, seinen Firmensitz zu verlegen

Sie pinkeln in den Vorgarten. Sie müllen den Rasen zu. Motoren laufen und wartende Autos verstopfen den schmalen Weg. Vor dem Haus von Frank Kampmann wird das ganze Ausmaß eines schlecht platzierten Fernbus-Haltepunktes deutlich.

Während den Hagener Hauptbahnhof kein Reisebus mehr ansteuern darf (nur mit Sondergenehmigung), halten keine zehn Meter vor Kampmanns Haus in der Knippschildstraße jährlich 8112 (!) Busse. Für den mittelständischen Unternehmer ein Desaster. Politik und Verwaltung tappen bei der Suche nach einem geeigneteren Haltepunkt weiter im Dunkeln.

Wohn- und Arbeitsort wegen guter Verkehrsanbindung gewählt

Zur Erinnerung: Der Hauptbahnhof ist für Reisebusse mittlerweile wegen der erhöhten Feinstaubbelastung im Bahnhofsviertel verboten. Nur noch wenige Busse mit Ausnahmegenehmigung dürfen den Bahnhof ansteuern. Alle anderen Linien müssen am Loxbaum halten. Eben an jenem Punkt, der hinter der Bushaltestelle „Loxbaum“ der Hagener Straßenbahn liegt. In der Knippschild­straße. Vor dem Haus von Frank Kampmann, einem selbstständigen Tankschutz-Unternehmer, der erstens mit seinem Fuhrpark ständig seinen Hof befahren und verlassen können muss und zweitens diesen Wohn- und Arbeitsort ganz gezielt wegen der optimalen Verkehrsanbindung gewählt hat.

Das ist aber durchaus komplizierter geworden für Kampmann, seit die Stadt 2007 den Fernbus-Haltepunkt kurzerhand direkt vor seine Tür gelegt hat, was auch in der Bürgerschaft für Unverständnis sorgte, weil viele Hagener der Meinung sind, dass so ein An- und Abreisepunkt viel zentraler als am Loxbaum liegen müsste.

Zugemüllter Wartebereich

Crotone in Italien, Kiew, Paris oder Przemysl in Polen. So unterschiedlich die Reiseziele der Busse sind, die sich in die Einbahnstraße vor Kampmanns Haus quetschen, so unterschiedlich sind auch die Mitreisenden. „Einige machen uns in den Garten. Andere grölen rum. Die Busfahrer lassen den Motor laufen und die Reisenden und Wartenden müllen alles zu“, sagt er. Mittlerweile surren drei Überwachungskameras.

„Wir prüfen aktuell, wo man den Haltepunkt alternativ einrichten könnte“, sagt der städtische Verkehrsplaner Jörg Winkler. Aber gegen sämtliche Ideen sprechen bislang gute Argumente. Das Parkhaus am Ischelandbad: sehr ausgelastet, zu enge Fahrbahn, noch dazu die jüngst erst geschaffene Extra-Absicherung für die nahe gelegene Meinolf-Grundschule. Keine Chance. Vielleicht auf dem viel genutzten Pendler-Parkplatz an der Bredelle? Am Otto-Ackermann-Platz am Höing? An der Fernuni? Oder am Bettermann-Parkplatz in der City?

Hintergrund

8112 Fahrten pro Jahr. Es sind weit mehr Zwischenstopps von Fernbus-Linien in Hagen als bislang bekannt. Und alle halten sie vor der Tür von Frank Kampmann.

Bushaltestellen sind Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. „Prinzipiell können sie überall errichtet werden“, sagt Verkehrsplaner Jörg Winkler.

Keine zeitnahe Verlagerung

Gegen jeden Punkt sprechen bislang verkehrsplanerische Argumente. Realistisch erscheint ein Haltepunkt an der künftigen Bahnhofshinterfahrung. Bis dahin können aber noch einige Jahre vergehen. „Eine Verlagerung ad hoc sehe ich momentan nicht“, sagt Jörg Winkler.

Der Flixbus (Hamburg – Köln) hält 1144 Mal jährlich vor Kampmanns Tür, Sinbad Reisen (Brühl - Przemysl) 1456 Mal, um nur zwei Beispiele für den Hochbetrieb vor der Haustür zu nennen, wo Kampmann selbst übrigens nicht parken darf (Bussonderspur), dafür aber Tausende Wartende jährlich dieses Verbot konsequent missachten. „Von der Geschwindigkeit und der Einbahnstraßen-Richtung mal abgesehen“. Er überlegt, seinen Firmensitz, den die Reiseunternehmen übrigens mit Hausnummer als Zielpunkt im Internet angeben, in eine andere Stadt zu verlegen.