Wehringhausen. . Die Bahnhofshinterfahrung ist eines der bedeutendsten Projekte der Stadt. Sie soll den Graf-von-Galen-Ring und die Wehringhauser Straße entlasten, Eckesey und Wehringhausen verbinden und Gewerbeflächen erschließen. Gestern wurde ein Teilstück eröffnet.

Und plötzlich macht sich die große Stille breit. Eine Stille, die man nicht kennt, wenn man fast 60 Jahre an einer der meistbefahrenen Straßen der Stadt wohnt. Helmut Wallenstein steht mitten auf der Bundesstraße 7. So, wie er es in den 50er-Jahren zuletzt als Kind getan hat, als man noch auf der Straße spielen konnte, ohne umgehend über den Haufen gefahren zu werden. Die Stille ist zurück in den Häuserschluchten von Wehringhausen. Seit die Bahnhofshinterfahrung gestern Morgen eröffnet wurde.

Es war Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der zusammen mit Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen, und Arno Lohmann, Bezirksbürgermeister Mitte, eine Bake zur Seite räumte, und das erste Teilstück zwischen Dieck- und Weidestraße freigab. „Ein städtebauliches Highlight“, wie Bihs betont. „Der Bahnhof verliert bald seine Randlage, neue Flächen für Gewerbe werden erschlossen.“

Nur über eine Spur

Klaus Peters war der erste, der mit seinem Mercedes-C-Klasse als über die Strecke rollte. Ein Mann, der durchaus Erfahrungen im Eröffnen von neuen Straßenabschnitten hat. „In Bathey bin schon mal als Erster über eine neue Straße gefahren“, erzählt er, „aber das ist wirklich Zufall. Ich bin auf dem Weg nach Hause, kommen gerade vom Einkaufen.“ Peters und all die anderen rollen zunächst nur über eine Spur in Richtung Innenstadt (und auch wieder zurück). Die Arbeiten an einer Mauer zur Volme hin dauern länger als geplant.

„Wir mussten das Verfahren umstellen“, erklärt Bauleiter Guido Rose, „von einer Spund- auf eine Winkelstützwand.“ Sonst aber liegen die Arbeiten an dem 67-Millionen-Euro-Projekt, das einmal auf schnellem Weg Wehringhausen und Eckesey miteinander verbinden soll, im Zeit- und Kostenrahmen. Lediglich am Haus Weidestraße 18, das quasi mitten auf der geplanten Trasse steht, gibt es noch Probleme. Die Mieter weigern sich auszuziehen. Im August soll das Oberlandesgericht in Hamm entscheiden. Dabei geht es um die Vollstreckung der Räumung. Die Zeit drängt, weil für den ersten Abschnitt Kanalarbeiten am Ende der Trasse ausgeführt werden müssen und weil dort, wo das Haus steht, ein Widerlager für eine Brücke entstehen soll.

Fehler in Delstern und Eckesey

Die Trasse ist die eine Baustelle, die Entwicklung des Quartiers an der Wehringhauser Straße die andere. „Das müssen wir jetzt angehen“, sagt Eric O. Schulz, „wir dürfen nicht denken, dass sich das Viertel von ganz alleine entwickelt. Da müssen wir nur kritisch auf Delstern oder Ecksey zurückblicken.“

Busspur führt über Wehringhauser Straße

Der Durchgangsverkehr verschwindet aus der Wehringhauser Straße nahezu komplett.

Lediglich eine neue Busspur wird auf der alten Trasse angelegt.

Die Baugrube für das neue Regenrückhaltebecken im Kreuzungsbereich der Villa Post wird rund 22 x 6 Meter groß und 5,50 Meter tief.

Auch die Anbindung des Kuhlerkamps über eine neue Brücke und durch einen Kreisverkehr ist freigegeben. Die Weidestraße wird zurückgebaut.

Im Juni 2015 ist der erste Bauabschnitt endgültig fertig. Bis dahin wird von der Kuhlestraße noch eine Treppe in Richtung Kleingartenanlage und eine Stützwand im Bereich des alten Bunkers gebaut, um dort einen durchgehenden Fuß- und Radweg entlang der Ennepe zu führen.

Auftakt der Arbeiten ist eine Maßnahme der Stadtentwässerung Hagen (SEH). „Wir werden damit beginnen, einen Regenrücklauf an der Kreuzung Wehringhauser Straße/Weidestraße aus dem Jahr 1910 zu erneuern“, sagt Hans-Joachim Bihs, „im laufenden Verkehr wäre das ohne die neue Wegführung nicht möglich gewesen. Da hätten wir auf der B7 den Verkehr einspurig führen und mit einer Baustellen-Ampel agieren müssen.“

Skepsis gegenüber neuer Strecke

Noch ist von den Bauarbeiten aber nichts zu hören. Die Stille ist zurück. Doch Christoph Spieker traut dem Braten nicht. „Ja“, sagt der Mann, der stadtauswärts betrachtet auf der rechten Seite der Wehringhauser Straße wohnt, „vorne ist es ruhiger. Aber dafür rauscht der Verkehr jetzt hinter dem Haus vorbei. Ich glaube nicht, dass die Lärmschutzwand da allzu viel abhält. Und außerdem fahren nachts die Güterzüge jetzt direkt über die Trasse, die durch Wehringhausen führt und nicht mehr über die unterhalb des Kuhlerkamps.“