Hagen. . Die vielen Hagenern bekannte „Stadtgartenvilla“ in der Christian-Rohlfs-Str. 49 in Wehringhausen hat nach rund einem Jahr einen neuen Nutzer gefunden.

Seit dem 1. Juni betreibt Integra in der von van de Velde erbauten Gründerzeitvilla eine Wohngruppe für neun Jugendliche und junge Erwachsene mit einer psychischen Erkrankung.

Über Monate war der gemeinnützige Verein auf der Suche nach einem geeigneten Haus in Hagen, um das schon längere Zeit geplante Projekt umsetzen zu können. Abteilungsleiter Raimund Becker freut sich daher: „Wir sind glücklich, nunmehr ein besonders attraktives Gebäude für diesen Zweck gefunden zu haben. Die zentrumsnahe und gleichzeitig ruhige Lage, das großzügige Platzangebot sowie das außergewöhnliche Ambiente bilden ideale Rahmenbedingungen für die dort lebenden jungen Menschen“.

In den meisten Fällen ist aufgrund der vorhandenen Beeinträchtigungen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Verbleib, zumindest vorübergehend, in den eigenen Familien nicht möglich. Teilweise kommen die Jugendlichen auch aus anderen Einrichtungen, die nicht auf die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse von psychisch Erkrankten ausgerichtet sind. So ist es auch bei M. (14 Jahre), der als erster Bewohner eingezogen ist und sich mittlerweile schon eingelebt hat.

Neun Mitarbeiter unterstützen 70 Menschen

Integra e.V. wurde 2001 gegründet, ist als Träger Mitglied im Paritätischen Nordrhein-Westfalen und seit 2005 auch in Hagen tätig.

Der Verein unterhält für Erwachsene einen Fachdienst für ambulant Betreutes Wohnen mit Räumlichkeiten am Bergischen Ring 100.

Neun Mitarbeiter betreuen dort rund 70 psychisch behinderte oder suchtkranke Menschen in deren eigener Wohnung.

Für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren unterhält Integra e.V. derzeit auch ein familienunterstützendes Angebot von montags bis freitags mit den Schwerpunkten Soziale Gruppenarbeit und Familienberatung.

Insgesamt betreut Integra e.V. in Hagen, dem Märkischen Kreis, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und neuerdings in Unna und Dortmund ca. 380 Klienten.

Intensive Betreuung

Sechs erfahrene Mitarbeiter unterstützen die jungen Menschen. Annja Schade, die als Diplom-Psychologin in der Wohngruppe arbeitet, äußert sich begeistert: „Die überschaubare Größe von neun Plätzen und die intensive Betreuung durch pädagogische Fachkräfte tragen dazu bei, dass die Jugendlichen sich stabilisieren. Auch das Haus mit seinen Räumen, den zum Teil alten Möbeln, dem großzügigen Platzangebot und dem 2000 Quadratmeter großen Garten werden bewirken, dass unsere Bewohner sich wohlfühlen.“

Erstes stationäres Angebot

Ziel der Hilfe ist, unter Einbeziehung der Familienangehörigen, die Unterstützung und Hinführung zu einem möglichst eigenständigen Leben. Am Wichtigsten: Die Stärkung der persönlichen Fertigkeiten und das Erlernen eines angemessenen Umgangs mit der eigenen seelischen Befindlichkeit. Zusätzlich sollen der Besuch der Schule, der Abschluss einer Ausbildung oder eine regelmäßige Arbeit oder Tätigkeit dafür sorgen, den Alltag zu bewältigen und auf Dauer möglichst auch ohne weitere Hilfe zu leben.

„Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an Menschen aus Hagen, sondern auch aus den umliegenden Regionen“, betont Raimund Becker, der in seiner langjährigen Berufspraxis schon viele junge Menschen kennen gelernt hat, die eine solche Unterstützung dringend gebraucht hätten. „Gerne möchten wir unsere Angebote ausbauen, denn gerade bei Kindern und Jugendlichen ist eine rechtzeitige und intensive Hilfe besonders wichtig, damit sie eine gute Chance haben, als Erwachsene klar zu kommen“, ergänzt er.

Die Wohngruppe in der „Stadtgartenvilla“ ist das erste stationäre Angebot im Rahmen der Jugendhilfe von Integra. Bisher spezialisiert auf die ambulante Unterstützung von psychisch behinderten oder suchtkranken Erwachsenen, sollen nun auch vermehrt Angebote für Kinder und Jugendliche geschaffen werden.