Hagen-Vorhalle. . Die Sprühvorrichtungen, die am Vorhaller Rangierbahnhof den Lärm reduzieren und die Anwohner somit entlasten sollen, sind noch nicht vollständig in Betrieb. Eine Anlage am Ablaufberg des Bahnhofs läuft aktuell nicht. Die DB Netz sieht einer zeitnahen Abnahme optimistisch entgegen.

Es ist merklich ruhiger geworden am Vorhaller Güterbahnhof, seitdem auf einer der größten Rangieranlagen Deutschlands vier sogenannte Reibmodifikatoren dafür sorgen, dass die Zugräder vor Durchrollen der Gleisbremsen mit einer Paste besprüht werden und der Bremslärm somit auf ein kaum hörbares Niveau gesenkt wird. Dass der Himmel über Vorhalle gelegentlich immer noch kreischt, liegt daran, dass einer der Modifikatoren noch nicht in Betrieb ist. Die DB Netz sieht einer Abnahme der Anlage und dem vollständigen Betrieb noch in diesem Frühjahr trotzdem positiv entgegen. Dann würde (fast) Ruhe in Vorhalle herrschen.

Innovative Methode

Was am Güterbahnhof in Nürnberg bereits nie geglaubte Wirklichkeit geworden ist, kann bald auch in Vorhalle Realität werden. Dort hat das Projekt „Friction Modifier“ (Reibmodifikator Gleisbremse) der tschechischen Firma ELPA den Bremslärm der Züge verschwinden lassen. Das Umfeld des Bahnhofs erfuhr daraufhin eine enorme Attraktivitätssteigerung. Mitarbeiter der Bahn auf dem Nürnberger Gelände mussten sogar angewiesen werden, in nahezu geräuschloser Atmosphäre zu arbeiten, um sensibler für mögliche Gefahren zu werden.

In Nürnberg wurde der Lärm fast vollständig beseitigt

Der sogenannte „Friction Modifier“ ist eine Zugräder-Schmiereinrichtung. Eine Sprühvorrichtung sorgt dafür, dass die Zugräder vor Durchrollen der Gleisbremsen mit einer Paste besprüht werden.

Wo sonst durch Geräusche beim Aufeinandertreffen von Rädern und Bremse entstanden, gleiten die Räder nun nahezu geräuschlos durch die Gleisbremsen.

Am Nürnberger Rangierbahnhof konnte der Lärm an seiner Quelle nahezu vollständig beseitigt werden. Das erhoffen sich die Anwohner auch in Vorhalle.

Aus Kreisen der DB Netz, die die Anlage in Vorhalle betreibt, heißt es, dass eine Abnahme noch in diesem Frühjahr möglich ist. Das würde heißen: Ende der Testphase, Beginn des Vollbetriebs. Vier Reibmodifikatoren laufen bereits, ein fünfter aber noch nicht. Und zwar an einer entscheidenden Stelle direkt am Ablaufberg, der auf der Brücke über der Weststraße kurz vor dem Gut Niederste Hülsberg liegt. Dass der Modifikator nicht läuft, hat technische Gründe. Zwei Expertenteams diskutieren aktuell darüber, ob die Sprühvorrichtung an dieser Stelle am Ablaufberg in Betrieb genommen werden kann. Die anderen Reibmodifikatoren liegen vor den jeweiligen Talbremsen. Die Tendenz für eine zügige Abnahme sei positiv, heißt es bei DB Netz.

95 Prozent Lärmbeseitigung

Wenn alle fünf Anlagen laufen, werden nach bislang belastbaren Messungen 95 Prozent des Bremslärms verschwunden sein. Über die restlichen fünf Prozent entscheiden auch der Luftdruck und die Feuchtigkeit in der Umgebung.

Am Standort Vorhalle wurden für das Lärmschutz-Projekt 1,3 Millionen aus dem Infrastrukturbeschleunigungsprogramm II des Bundes zur Verfügung gestellt. Vorausgegangen war ein Brief von Heinz-Dieter Kohaupt (Bezirksbürgermeister Nord) im Jahr 2013 an den damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Bereits 2010 hatte der Hagener SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel auf das Engagement seines Kollegen Martin Burkert (SPD-Bundestagsabgeordneter für Nürnberg-Süd und Schwabach) reagiert und die ELPA-Technik auch für den Standort Vorhalle ins Gespräch gebracht.