Vorhalle.
Streit zwischen Jägern und Naturschützern in Vorhalle, doch diesmal sind die Rollen vertauscht: Revierbesitzer Hans de Myn und sein Jagdaufseher Dietmar Eggert werfen dem Verein für extensive Kulturlandschaftspflege vor, bei der Wiesenmahd in der Kaisbergaue keine Rücksicht auf Arten- und Naturschutz zu nehmen.
Was ist geschehen? Am Sonntag ließ der Verein, der das Rote Höhenvieh in Hagen züchtet, eine zehn Hektar große Wiese im Naturschutzgebiet Kaisbergaue mähen.
Das Heu dient als Futter für die Kühe, die unter ökologischen Richtlinien gehalten werden. Weil bei der Grasernte jedoch einer immer größer werdende Zahl an Tieren wie Rehkitze, Fasane, Hasen, Kaninchen, Igel und Singvögel in die Maschinen geraten und als zerfetzte Fleischklumpen zurückbleiben, hat Wiesenbesitzer de Myn zur Auflage gemacht, dass sein Land in der Kaisbergaue nur noch mit einem am Mähdrescher montierten Signaltongeber gestutzt werden darf. „Dieses Gerät gibt einen ungemein schrillen Ton von sich und scheucht die Tiere auf. Sie flüchten, bevor sie in den Kreiselmäher geraten“, so de Myn. Eine Einschätzung, die Landwirt Thomas Wicker vollauf bestätigt: „Der Schall hat Karnickel und Fasane vor meiner Maschine hochgetrieben.“
Naturschützern wird einseitiges Interesse unterstellt
Doch der Lohnarbeiter, der das Gras im Auftrag des Vereins schnitt, verrichtete seine Tätigkeit ohne die „Wildretter“ genannte, gerade 15,52 Euro teure Apparatur. Damit hätten die Naturschützer, und das nicht zum ersten Mal, gegen glasklare Absprachen zum Schutz der Tierwelt verstoßen, so Dietmar Eggert, der seit 35 Jahren als Jagdaufseher seines Dienst in Hagen versieht: „Durch diese Nachlässigkeit sind womöglich zahlreiche Tiere zerstückelt worden. Den Naturschützern geht es doch nur um bestimmte Spezies. Jagdbare Tiere sind ihnen völlig egal.“
Maschine mit Signaltongeber sei ausgefallen
Derlei einseitiges Interesse weist Ralf Blauscheck, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Höhenvieh-Vereins, weit von sich. Nur sei der Signaltongeber an einem anderen Mähdrescher angebracht gewesen, doch diese Maschine sei aufgrund akuten Bremsversagens ausgefallen. Angesichts des immensen Zeitdrucks (das Heu muss innerhalb der jetzt vorhergesagten Trockenperiode gemäht, gewendet und eingebracht werden) sei in der Kaisbergaue leider ein Mäher ohne Wildretter zum Einsatz gekommen: „Ich finde, dass sollten die Jäger jetzt nicht zu hoch aufhängen.“
Doch die Gegenseite gibt sich unversöhnlich. De Myn droht dem Verein damit, den Pachtvertrag für die Kaisbergaue nicht zu verlängern. Schon im Frühjahr sei der dortige Hochstaudenbestand rabiat zerstört worden, was zahlreichen am Boden brütenden Vogelarten die Deckung genommen habe. „Die einzigen, die etwas für den Naturschutz in Hagen tun, sind wir“, sagt der Jagdbesitzer. „Aber unsere Bemühungen werden durch die selbsternannten Naturschützer zunichte gemacht.“