Hagen. . Die Potenzialanalyse könnte sich zu einem hilfreichen Werkzeug für Schüler, Lehrer und Eltern in Sachen Berufsorientierung entwickeln. Ab dem Schuljahr 2016/2017 soll sie für alle Schüler in Hagen verbindlich werden.

Wussten Sie mit 14, was sie werden wollen? Hätten Sie Ihre Stärken und Schwächen benennen können? Wenn ja, dann waren Sie wirklich früh orientiert. Wenn nicht, dann wäre ein bisschen Starthilfe genau das Richtige gewesen. Ein Stärken-Check sozusagen. Die Potenzialanalyse tut genau das. 1000 Schüler in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis machen aktuell mit. Die Ergebnisse können für Schüler, Lehrer und vor allem Eltern Gold wert sein.

Die Landesinitiative

Die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ bildet den Rahmen für einen Prozess der schulischen Berufs- und Studienorientierung, der bald für alle Schulen in Hagen verbindlich sein soll und als ersten Schritt die Potenzialanalyse in Jahrgangsstufe 8 bereithält. Sie soll allen Schülern eine fundierte Selbst- und Fremdeinschätzung von personalen, sozialen und fachlichen Potenzialen liefern. In Hagen setzt die Agentur Mark die Initiative um. Ein Trägerverbund, zu dem auch die ev. Jugendhilfe Hagen-Iserlohn gehört, führt die Analysen mit den Schülern durch. Hier, an der Frankfurter Straße, haben wir uns das mal angeschaut.

So läuft die Analyse

17 Schulen sind im ersten Durchlauf in Hagen und im EN-Kreis dabei. Die Schüler bearbeiten bei der Potenzialanalyse an unterschiedlichen Stationen Aufgaben, die auf Themenfelder wie handwerkliches Geschick, Teamfähigkeit, Motivation, Verantwortung oder Tempo abzielen. Am Ende werden die Ergebnisse in einer Bewertung zusammengefasst, die zu einer gezielten Auswahl für das schulische Betriebspraktikum führt. Drei Berufsfelder werden dabei herausgearbeitet, in die es sich für den Kandidaten reinzuschnuppern lohnt. Die Potenzialerkennung ist die erste von fünf Phasen der Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“.

Stimmen zum Projekt

„Es müssen bei der Berufswahl einfach mehr Varianten angedacht werden. Plan A, B, C und D“, sagt Susanne Escher, Lehrerin an der Realschule Halden. Uwe Becker, Einrichtungsleiter der Jugendhilfe an der Frankfurter Straße: „Die Eltern sind nach wie vor die wesentlichen Bestimmer bei der Berufswahl. Auch ihnen können die Ergebnisse der Analyse hilfreich sein.“ Michaela Trcezinski von der kommunalen Koordinierung der Agentur Mark: „Es ist gut, dass die Initiative verbindliche Elemente für alle Schüler an allen Schulen schafft.“ Ab spätestens 2016/2017 wird sie für alle Schulen verbindlich sein.

Kritik aus Schulsicht

Schön und gut, dass es künftig verbindliche Standards geben soll, findet Lehrerin Susanne Escher. „Das Schulministerium hat aber noch nicht geregelt, wie die Beratung gemäß der Potenzialanalyse in den Schulen stattfinden soll. Und vor allem, wer die vielen Schüler adäquat beraten soll.“

In dem aktuell teilnehmenden Jahrgang aus Halden sind zum Beispiel 92 Schüler. Die intensive Beratung jedes Einzelnen benötig entsprechend Zeit und Personal.