Hagen/Warstein. . Gute Nachrichten aus Deutschlands drittstärkster Industrieregion: Der Energieversorger Enervie hat seine neue Zentrale in Hagen eröffnet, der Halbleiter-Hersteller Infineon eine neue Produktionsstätte in Warstein. Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin stattete beiden Unternehmen einen Besuch ab.

Das Thema Energie steht in NRW ganz oben auf der Agenda - bei industriellen Energieverbrauchern, bei Versorgern, bei der Landesregierung. Und damit die Energiewende und ihre Auswirkungen. Unternehmen in Südwestfalen, der drittstärksten Industrieregion Deutschlands, haben jetzt ein Zeichen gesetzt, Millionen in die Hand genommen und investiert: Der regionale Hagener Energieversorger Enervie in eine neue Zentrale und der Halbleiter-Hersteller Infineon in Warstein in eine neue Produktionsstätte - Chips für die Elektromobilität in den Zeiten der Energiewende.

Die Unternehmen dokumentieren damit ihre Verbundenheit mit der Region und senden ein Signal der Zuversicht an ihre Mitarbeiter. Am Freitag wurden beide Gebäude von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Gemeinsam war in beiden Fällen der Dank an Politik und Verwaltung.

„Vorstand hat Mut bewiesen“

Duin fand beim Besuch in Hagen schon die neue Enervie-Adresse am „Platz der Impulse“ wegweisend und nannte die Eröffnung der Zentrale des von der Energiewende durchgeschüttelten Unternehmens „einen ganz wichtigen Impuls für Belegschaft und Region.“

Der Vorstand habe „Mut bewiesen“ - der aktuelle Einspeisevorrang für erneuerbare Energien dränge Versorger mit konventionellen Kraftwerken wie Enervie aus dem Markt, selbst der Betrieb modernster Kraftwerke rechne sich nicht mehr, so Duin vor rund 260 Gästen.

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Aber gerade konventionelle Kraftwerke seien „dringend notwendig in Zeiten, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“. Im Falle Enervie komme hinzu, dass wegen der Insellage der Stromversorgung die Kraftwerke gebraucht würden, um die Netze stabil zu halten und die Versorgung zu sichern - das zentrale Thema der Wirtschaftsregion Südwestfalen.

Das Land NRW habe daher den Antrag gestellt, das Energiewirtschaftsgesetz so zu ändern, dass Kraftwerke systemrelevant seien und die Kosten auf den Übertragungsnetzbetreiber (in diesem Fall Amprion) abgewälzt werden könnten.

„Wir werden Sie noch weiter brauchen“, rief Enervie-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen Duin zu. Grünhagen betonte, der Neubau an der Ausfahrt Hagen-Süd der A45 für 750 der knapp 1500 Mitarbeiter sei kein Selbstzweck sondern solle die Kulturveränderung im Unternehmen fortsetzen: hin zu mehr Offenheit und Transparenz: „Das ist der innovativste Bau in Hagen und das innovativste Konzept in der gesamten Energiebranche.“ Immerhin spart er durch die Zusammenlegung von acht Standorten zu einem rund 500.000 Fahrkilometer im Jahr.

Leitanbieter für Elektromobilität 

Der Infineon-Standort Warstein ist auf einem guten Weg, einer der Leitanbieter für weltweite Elektromobilitäts-Lösungen zu werden. „Infineon hat sich in Warstein zum Weltmarktführer in der Halbleitertechnik entwickelt“, sagte Duin am Freitagmorgen bei der Eröffnung des mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro errichteten neuen Produktionsgebäudes für Halbleitermodule im Ortsteil Belecke.

Im neuen, 9000 Quadratmeter Fläche umfassenden neuen Produktionsgebäude würden Halbleitermodule für die weltweite Elektromobilität gefertigt, die in Elektro- und in Hybrid-Fahrzeugen zur Antriebssteuerung eingesetzt werden.

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1800 unter Reinraumbedingungen hergestellte Leistungshalbleitermodule pro Tag sollen das Werk verlassen, die Hälfte davon für Elektro- und Hybridfahrzeuge, ergänzte Dr. Arne Kohring, Chef der Produktion für Halbleitermodule und Sprecher der Betriebsleitung.

Die Wechselrichter verwandeln Gleichstrom in Wechselstrom und steuern damit etwa die Drehzahl von Motoren und dienen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung etwa von ICE-Zügen, Windkraft- und Solaranlagen, elektrischen Industrieantrieben, aber auch von Waschmaschinen.

Duin gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass „einer der innovativsten Entwicklungsbetriebe des Konzerns hier in Warstein beheimatet ist“ - Südwestfalen gilt mit den Firmen Hella und Mennekes, seinen Forschungsschwerpunkten an den Hochschulen und mit den Automotive-Kompetenzzentren in Lippstadt und Attendorn als Schwerpunkt beim Ausbau der Elektromobilität.

In gerade einmal drei Jahren habe Infineon in Warstein ein Drittel des globalen E-Bike-Marktes mit einem eigens dafür entwickelten Micro-Controller erobert: „Elektrifizierte Antriebe, die aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden, können und müssen deshalb einen Beitrag für die mittelfristig unbedingt klimafreundliche Mobilität leisten“, so Duin.