Hagen. . 230 Seiten schönster Ausflugsziele im Gebiet des Regionalverbands Rhein-Ruhr präsentiert dieser in seiner neuen Broschüre „Natur erleben 2014“. Nur Hagen ist nicht dabei. Und das, obwohl die Volmestadt jährlich 1,6 Millionen an den RVR überweist.
Dieser Artikel könnte mit der Nachricht beginnen, dass der Regionalverband Ruhr (RVR) zu spannenden Entdeckungstouren durch die Natur einlädt. Dass das druckfrische Jahresprogramm „Natur erleben“ Naturbegeisterten einen Überblick über 300 Veranstaltungen und Ausflugstipps gibt. Doch obwohl auch Hagen als eine von 15 Kommunen zum RVR gehört und jährlich 1,6 Millionen Euro an dessen Verwaltungssitz in Essen überweist, findet die Volmestadt in der 230 Seiten dicken Broschüre keine Erwähnung. Keine Entdeckungsreise, keine Wanderung, kein Obstpressen, keine Wildnistour, keine Kartierexkursion – und das, obwohl Hagen als Großstadt mit dem höchsten Waldanteil in NRW gilt. Die Stadt scheint für den RVR nicht zu existieren. Wieder einmal.
Das Verhältnis zwischen Stadt und Verband gilt seit Jahren als angespannt, wenn nicht zerrüttet. Weil die Hagener sich vom RVR als Goldesel, der für seine Millionen keine angemessene Gegenleistung erhält, missbraucht sehen, wurde im Oktober 2008 sogar der Austritt aus dem Städtebund diskutiert, die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Abstimmung im Rat jedoch knapp verpasst.
Aktivitäten komplett eingestellt
Auch in den Folgejahren gab es immer wieder Initiativen zur Kündigung der Mitgliedschaft, doch ist die Stadt bis 2020 an den RVR gebunden und muss mindestens so lange weiterzahlen. „Es besteht derzeit keine Chance auszusteigen“, bestätigt Baudezernent Thomas Grothe. Resolutionen und Appelle an den RVR, endlich etwas gegen das Ungleichgewicht von Beitragszahlungen und Zuschüssen zu unternehmen, verpufften wirkungslos. Immerhin sei das Arbeitsverhältnis zwischen Stadt und Verband seit einiger Zeit „geringfügig besser geworden“, konstatiert Grothe.
Rat blickt kritisch auf RVR-Gesetzesänderung
Äußerst kritisch begleitet der Hagener Rat einen aktuellen Vorstoß der Landesregierung, die Rolle des RVR durch eine Gesetzesänderung zu stärken.
Eine solche Aufgabenübernahme dürfe nur in Abstimmung mit den betroffenen Kommunen erfolgen. Andernfalls entstehe eine Ermächtigungsgrundlage, die Anlass zur Sorge gebe, so der Rat in einer Stellungnahme.
Offen bleibe, welchen Vorteil die Kommunen durch die Erledigung ihrer Aufgaben durch den RVR haben würden.
Das hat vor allem mit der Prüfung des Cargobeamer-Projektes am Hengsteysee zu tun, mit dem sich der RVR auf Antrag der Stadt zwangsläufig beschäftigen muss. Auch bei der Optimierung des Radwegenetzes zwischen Haspe und dem EN-Kreis kooperiere man mit dem Verband in Essen, so Grothe, zudem soll Waldbesitz getauscht werden (der RVR besitzt in Hagen mehrere Naturflächen, die größte in der Selbecke und am Eilper Berg). Doch Ausflüge oder Lehrfahrten werden in Hagen schon seit Ewigkeiten nicht mehr angeboten, berichtet der für den RVR-Wald in Hagen verantwortliche Förster Klaus Peter: „Wir haben das in den 1990er Jahren versucht, aber das Interesse war gleich Null. Sogar in den Schulen gab es keinerlei Resonanz.“ Ungefähr seit der Jahrtausendwende habe er seine Natur-Aktivitäten in Hagen deshalb komplett eingestellt.
Biologische Station auf Seite 213 erwähnt
Das dürfte denn auch einer der Gründe dafür sein, dass die Stadt in dem neuen Naturführer keine Berücksichtigung findet. Die Hagener müssen sich damit trösten, dass sie bei der Finanzierung der zahlreichen Wald- und Wiesenführungen in den anderen Kommunen des RVR behilflich sein dürfen.
Auf Seite 213 des Druckwerks wird immerhin die Biologische Station in Helfe aufgeführt – ein zarter Hinweis darauf, dass Hagen beim Verbandssitz in Essen noch nicht völlig in Vergessenheit geraten ist.
Ohnehin verneint der RVR jede böse Absicht. Sprecher Jens Hapke sagt: „Wir haben in der Broschüre nun mal nur Veranstaltungen aufgeführt, die auch auf Flächen des Regionalverbands Ruhr stattfinden.“ Das sei aber in Hagen derzeit nicht der Fall. „Wenn aber jemand auf unseren Flächen Aktionen aus dem Bereich Natur und Bildung durchführen möchte, dann ist er dazu herzlich eingeladen.“ Interessierte sollten sich beim RVR melden. „Dann werden wir die Veranstaltungen auch in die Broschüre für das Jahr 2015 aufnehmen.“