Hagen. . Manfred Müller wohnte im Erdgeschoss des Brandhauses an der Ecke von Eickertstraße und Totenhofweg, wo in der Nacht zum Montag ein verheerendes Feuer wütete. Er wurde als Letzter aus dem Haus gerettet. Glücklicherweise hat er eine neue Wohnung gefunden.

Wenn die Feuerwehr seine Tür nicht mit der Axt eingeschlagen und ihn geweckt hätte, dann wäre Manfred Müller (53) jetzt tot. Wegen der Schulterschmerzen hatte er ein starkes Schlafmittel genommen, er schlief wie ein Stein, von dem Getöse und dem Prasseln im Haus bekam er nichts mit, er war der letzte Bewohner, der aus dem brennenden Haus gerettet wurde: „Gott sei Dank bin ich da heraus gekommen“, war sein ständiger Gedanke, als er in Jogginganzug und Badeschlappen auf der Straße stand und zusehen musste, wie die Flammen an der Hauswand empor züngelten.

Penetranter Gestank

Manfred Müller wohnte im Erdgeschoss des Brandhauses an der Ecke von Eickertstraße und Totenhofweg, wo in der Nacht zum Montag ein verheerendes Feuer wütete. In seiner Wohnung hat es nicht gebrannt, das Feuer brach durch einen Defekt an einem elektronischen Gerät im ersten Stock aus und wühlte sich nach oben hinauf. Müller wäre nicht verbrannt, wenn ihn die Feuerwehr nicht aus dem Bett geworfen hätte, er wäre im Schlaf an den giftigen Gasen, die sich im Hause ausbreiteten, erstickt. Er lebt. Er sagt, er sei der Feuerwehr unendlich dankbar.

Das Zehn-Familien-Haus ist unbewohnbar. Auch in Müllers Wohnung im Erdgeschoss hat sich der pene­trante Gestank nach kaltem Rauch festgesetzt, das Löschwasser stand eineinhalb Zentimeter hoch in seiner 40-Quadratmeter-Bleibe. Die Tapeten sind geworfen und bräunlich verfärbt, viele Möbelstücke durchtränkt, der Laminatboden ist aufgequollen, Fernseher und Kaffeemaschine sind kaputt. „Ich bin erst vor sechs Monaten eingezogen und hatte frisch renoviert“, berichtet Müller. Jetzt steht ein Abfallcontainer vor dem Haus, in den er seine Siebensachen entsorgen kann. Den materiellen Schaden schätzt er auf 10.000 Euro: „Ich habe keine Hausratversicherung, ich stehe vor dem Nichts.“

Manchmal kommt alles zusammen im Leben

Dabei hat er noch Glück gehabt. Er lebt. Und er hat eine neue Unterkunft gefunden, er wohnt jetzt in der Wohnung einer Bekannten, die, welch glücklicher Zufall, gerade zu ihrem Freund gezogen ist. Unbürokratisch hat der Wohnungsverein den in Not geratenen Müller als zukünftigen Mieter akzeptiert. Er ist Busfahrer bei Sander Reisen, einem Tochterunternehmen der Hagener Straßenbahn, er verfügt über ein festes Einkommen. Er wird sich wieder fangen, er hat einen großen Verwandtenkreis, der ihm dabei hilft.

Denn Müller, manchmal kommt alles zusammen im Leben, ist nahezu hilflos. Er wurde kürzlich an der Schulter operiert, kann den rechten Arm kaum in die Waagerechte bugsieren und schon gar nichts Schweres heben. Mit einem Umzug wäre er als Quasi-Einarmiger überfordert. Also bringt sein Bruder Rolf die wenigen Habseligkeiten, die das Löschwasser nicht zerstört hat, zur neuen Wohnung in der Aschenbergstraße.

Aufräumen mit Schutzmasken

Auch die übrigen Bewohner des Brandhauses können bis auf weiteres nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Aufräumkommandos mit Schutzmasken und Handwerker machen sich in dem Gebäude, das einer dänischen Wohnungsgesellschaft gehört und von einer Immobilienverwaltungsfirma aus Wuppertal betreut wird, zu schaffen.

Als Manfred Müller in jener Nacht erwachte und den Feuerwehrmann mit der Axt in der zerstörten Tür stehen sah und aufstand, trat er in eine Lache: „Ich dachte, die Wasserflasche vor meinem Bett sei umgefallen.“ Erst später wurde ihm bewusst, dass er im Löschwasser stand.