Hagen. . Dieser Diebstahl macht fassungslos. Josef (armamputiert) und Karin Tschuden (querschnittsgelähmt) haben ihr Erspartes und eine Lebensversicherung in einen speziell hergerichteten VW T5 investiert. Es war ihre Fahrkarte in den Beruf und den Alltag. Jetzt wurde der Wagen gestohlen.

Wer? Verflixt noch mal, wer macht sowas? Man sitzt fassungslos vor dem Ehepaar Tschuden, das sein Leben nicht nur lebt, sondern meistert. Josef Tschuden fehlt seit einem Unfall in seiner Kindheit der linke Unterarm, seine Frau Karin ist von Geburt an querschnittsgelähmt. Ihre Fahrkarte zur Teilnahme am Berufsalltag, am gesellschaftlichen Leben, war ein umgebauter VW T5 mit Einstiegsbühne für den Rollstuhl. Wert: 76.000 Euro. Erspartes und eine Lebensversicherung waren dafür aufgebracht worden. Als Josef Tschuden am Dienstagmorgen vor die Haustür trat, war der Wagen weg. Das Paar, die Nachbarschaft, Freunde und Kollegen sind erschüttert und geschockt.

Die Tschudens leben im Zeppelinweg unweit des Schmandbruchs, einer ruhigen Wohngegend an der Stadtgrenze zwischen Hagen und Wetter. Die Wohnung ist barrierefrei gestaltet, damit Karin sich mit ihrem Rollstuhl problemlos bewegen kann. Sie arbeitet als Verwaltungsfachangestellte an der Fernuniversität. Ihr Mann Josef ist dort ebenfalls als technischer Zeichner und Designer angestellt. Seit über 35 Jahren.

Lösungsstrategien für sämtliche Situationen

Berufsleben, Sportvereine, Kultur – auf nichts, auf rein gar nichts wollen die Tschudens trotz ihrer Einschränkungen im Leben verzichten und haben sich auf beeindruckende Weise Lösungsstrategien für sämtliche Situationen geschaffen. „Man darf sich vom Leben nicht unterkriegen lassen“, sagt Josef Tschuden. Und wenn er das sagt, wirkt das 100 Mal nachahmenswerter als wenn andere es sagen.

Er fährt bei gutem Wetter sogar mit einem umgebauten Motorrad und Armprothese zur Arbeit. Doch die gemeinsame Mobilität des Paares wurde von Montag auf Dienstag binnen weniger Sekunden zum Erliegen gebracht. „Man hat uns unser Auto vor der Tür geklaut“, sagt Josef Tschuden.

Tschudens lassen sich nicht hängen

Er ringt um Fassung. Man spürt, dass er zornig ist, sich aber bemüht, nach vorne zu schauen. Ein Satz wie „Warum ausgerechnet wir?“ kommt nicht über die Lippen der Tschudens. Das passt vermutlich auch gar nicht zu ihrer Lebenseinstellung.

Die Kollegen von der Fernuni, die unsere Redaktion auf den Fall aufmerksam gemacht haben, beschreiben Josef Tschuden als einen Menschen, der andere aufrichtet, wenn sie schlecht drauf sind. Als Gutmenschen mit sonnigem Gemüt. Sie leiden mit ihm.

Der mit einer Hebebühne für den Rollstuhl ausgestattete T5 ist gestohlen worden. Das Ersparte ist aufgebraucht. Die Lebensversicherung war in den Wagen investiert worden. Das nächste Problem: Die Versicherung zahlt nur den Zeitwert des Fahrzeugs. „Und der liegt ungefähr bei 25.000 Euro“, sagt Josef Tschuden. Der Umbau eines Fahrzeugs für die Bedürfnisse einer Querschnittsgelähmten und eines Armamputierten kostet aber allein 10.000 bis 13.000 Euro. „Es ist ein Desaster“, sagt Karin Tschuden.

17 Sekunden reichen zum Knacken

Im Internet hat Josef Tschuden gelesen, dass Profis für das Knacken eines T5, inklusive Entriegelung der Wegfahrsperre und Kurzschließen des Wagens, 17 Sekunden brauchen.

Den Wagen haben sie bereits abgemeldet und Anzeige erstattet. „Die Polizei geht davon aus, dass es Diebstahl auf Bestellung war“, sagt Tschuden. Wie es weitergeht? „Wir wissen es nicht. Neben dem Alltag hatten wir auch Urlaubspläne.“ Wer das Fahrzeug irgendwo sieht, wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden. „Wir sind aufgeschmissen ohne den Wagen“, sagt Karin Tschmuden. Sie ist verzweifelt.