Hagen. . Bürgerbeteiligung und regionale Zusammenarbeit sollen die Kulturlandschaft der Zukunft sichern. Rund 400 Kulturschaffende, Politiker, Bürgermeister und Landräte haben sich in Hagen zum Erfahrungsaustausch getroffen.
Kultur wird in Zeiten des demographischen Wandels immer wichtiger für die Standortentwicklung. Gleichzeitig droht wegen der kommunalen Haushaltskrise vielerorts der Kultur-Kahlschlag. Angesichts dieser Zwickmühle haben sowohl der Landschaftsverband Westfalen-Lippe wie auch das NRW-Kulturministerium erstmals strategische Kulturplanungsprozesse angeregt.
Rund 400 Kulturschaffende, Politiker, Bürgermeister und Landräte trafen sich am Freitag auf Einladung des Landschaftsverbandes in der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer in Hagen zum Erfahrungsaustausch über die Kulturagenda Westfalen.
Kultur ist eine Pflichtaufgabe
Zu den neun Pilotkommunen des Projektes gehören die Großstadt Hagen, die Kleinstadt Freudenberg und der Kreis Olpe. Die Kulturentwicklungspläne sollen von einer breiten Bürgerbewegung getragen werden und möglichst neue Formen der interkommunalen Zusammenarbeit erproben. Jörg Dehm, Oberbürgermeister der Stadt Hagen, bringt das Dilemma auf den Punkt: „Wenn über Kultur diskutiert wird, geht es in der Regel um Geld, Geld, das wir nicht haben, und um Angebote, die wir deshalb in Zukunft nicht mehr anbieten können. Es fehlt oft an Visionen.“
Dehm unterstützt den Ansatz einer stärkeren regionalen Kooperation, fordert aber in erster Linie zu einer Debatte auf, welchen Stellenwert Kultur im staatlichen Gefüge haben soll. „Kultur muss endlich von der freiwilligen Leistung zur Pflichtaufgabe werden. Wir brauchen regionale Finanzierungs- und Förderansätze. Da ist das Land auch gefordert.“
Die westfälischen Pilotprojekte finden bundesweit reges Interesse, resümiert Bernd Neuendorf, Staatssekretär im NRW-Kulturministerium in Düsseldorf. Mit dem geplanten Kulturfördergesetz wolle NRW den vom Land geförderten Einrichtungen eine mittelfristige Perspektive und Planungssicherheit geben.„Kulturpolitik muss sich angesichts des demographischen Wandels als Strukturpolitik begreifen.“
Die beteiligten Kommunen selbst berichten von unterschiedlichen Erfahrungen. Positiv wird das große Interesse der Bürger an den Kulturentwicklungsplänen registriert. Thomas Huyeng, Kulturdezernent der Stadt Hagen: „Wir waren angenehm überrascht, dass sich in diesen Prozess wirklich die Stadtgesellschaft intensiv einbringt.“
Akteure besser vernetzen
Hagen ist eine Großstadt mit einem durch die Haushaltskrise gefährdeten Musiktheater und besonderen Herausforderungen, was die Partizipation von Zuwanderern am kulturellen Angebot betrifft. Der Kreis Olpe ist dagegen ein Landkreis, der in der Planung einen Schwerpunkt auf den Jugendbereich gesetzt hat. Dabei hat sich schnell herausgestellt, dass es um Vernetzung geht. Wolfgang Hesse, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Sport im Kreistag, berichtet: „Kommunikation ist die eigentliche Größe bei der Kooperation. Es gibt ganz viele Einrichtungen, die gar nichts voneinander wissen. Jugendamt und Kulturamt, die kannten sich nicht. Es gibt noch keine Kultur der Zusammenarbeit, das müssen wir hinkriegen.“
Auf dem Land sind die kulturellen Akteure häufig ehrenamtlich tätig, daher sind spezielle Ansprechpartner in der Verwaltung besonders wichtig. Während es im Kreis Olpe inzwischen eine Koordinierungsstelle gibt, bleibt eine solche Position zur Enttäuschung der Beteiligten vorerst eine Vision in der 18 000-Einwohner-Kommune Freudenberg mit ihren 16 Stadtteilen.
„Die Diskussion ist mit großer Begeisterung und Motivation geführt worden“, berichtet Kornelia Busch-Pfaffe als Vorsitzende des Kulturausschusses. Schnell stand fest, dass ein Ansprechpartner in der Kulturverwaltung wünschenswert sei. Ein entsprechender Antrag auf Unterstützung wurde in Düsseldorf jedoch abgeschmettert. Kornelia Busch-Pfaffe: „Jetzt müssen wir einen Schritt zurückgehen. Dass das Land unser Ziel für nicht richtig befunden hat, das hat uns viel Sand ins Getriebe gestreut.“