Hagen. . Der Börsenverein des deutschen Buchhandels meldet erstmals seit Jahren wieder ein Umsatzplus. Die Kunden ändern ihr Kaufverhalten - auch wegen der Diskussion über den Online-Händler Amazon. Die Bücher-Kette Thalia macht sieben Prozent Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft.

Der stationäre Buchhandel atmet auf. Erstmals seit Jahren gibt es für 2013 ein leichtes Umsatzplus von 0,9 Prozent. Das gab der Börsenverein des deutschen Buchhandels gestern bekannt. Die Zahlen deuten eine grundlegende Trendwende in der Branche an. Denn ebenfalls erstmals schneidet der stationäre Buchhandel sogar besser ab als der gesamte Publikumsmarkt, der auch das digitale Geschäft und den Buchverkauf in Warenhäusern umfasst. Gleichzeitig zeichnet sich ein Rückgang des Online-Umsatzes ab.

„Bereits in den vergangenen acht Monaten wurde in den Buchhandlungen vor Ort durchgehend ein besseres Ergebnis erzielt als in den drei Vertriebswegen zusammen“, heißt es im aktuellen Branchen-Monitor Buch, der die Daten für den Börsenverein ermittelt.

Die kompetente Beratung zählt

Nach den Umsatz-Einbrüchen der vergangenen Jahre, bei denen Internet-Riesen wie Amazon die stationären Buchhandlungen regelrecht vom Markt zu fegen drohte, gibt es jetzt also Anlass für vorsichtigen Optimismus. „Der persönliche Kontakt, die kompetente Beratung und das Einkaufserlebnis vor Ort ziehen die Kunden an“, so Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Rietmüller.

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Diese Tendenz bestätigen die Buchhändler in Südwestfalen. „Die monatlichen Auswertungen zeigen rund ein Prozent Steigerung. Endgültig kann man das erst sagen, wenn die Bilanz vorliegt“, berichtet Buchhändlerin Margit Paulus, die zusammen mit Barbara Siepe-Brune Inhaberin von „Bücher & mehr“ in Schmallenberg ist. Auch Andreas Wallentin, Inhaber der Buchhandlung Daub in Menden, bezeugt die Trendwende: „Das war ein langer Weg, bis wir Buchhändler uns darauf eingestellt haben, wie das Geschäft in Zeiten des Internets funktioniert. Die Kunden sind heute immer gut vorbereitet, die wissen, was sie wollen. Man muss daher Bücher anders präsentieren; die Kunden müssen sich zurecht finden und etwas entdecken können. Man braucht einen eigenen Internetauftritt. Und ohne gute Beratung geht gar nichts.“

Kunden ändern ihr Kaufverhalten

Der Börsenverein geht davon aus, dass die Diskussion um Online-Konzerne wie Amazon zusätzlich Kunden motiviert haben, wieder mehr beim lokalen Buchhändler einzukaufen. „Wir hören immer wieder, dass die Kunden Amazon nicht mehr unterstützen wollen“, so Margit Paulus. „Wir haben uns deshalb der Initiative ,buy local’ (Kauf vor Ort) angeschlossen, um das Bewusstsein dafür zu stärken, in der eigenen Stadt einzukaufen. Die Leute sagen jetzt: Wir haben das Buch im Internet gesehen und kaufen es aber bei ihnen.“

Die Schmallenberger Traditionsbuchhandlung hat ebenso wie die Mendener Traditionsbuchhandlung längst einen eigenen Internetauftritt. „Wir sind genauso schnell wie Amazon“, unterstreicht Margit Paulus. „Die Kunden können die Bücher online bestellen und sich in das Geschäft liefern lassen. Aber wir verschicken auch per Post oder liefern persönlich aus.“

Andreas Wallentin ergänzt, dass der Umsatz im eigenen Online-Shop ebenfalls einen Zuwachs verzeichnet. „Die Abkehr der Käufer von Amazon zeichnete sich schon seit dem ARD-Beitrag über die Arbeitsbedingungen ab. Die Leute besinnen sich wieder auf den Buchhandel vor Ort. Das Kaufverhalten hat sich positiv verändert.“

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Manchmal bringen auch lokale Buch-Höhepunkte das Geschäft in Schwung. So hat Claus-Peter Levermann, früher Redaktionsleiter unserer Zeitung in Menden, mit „So war es früher. Mendener Geschichten“ einen regelrechten Bestseller geschrieben. „Den Band haben wir 780 Mal verkauft, wenn wir so einen Renner nur jedes Jahr hätten“, freut sich Wallentin.

Die Filialisten sind durch Amazon & Co. noch stärker als die kleinen Selbstständigen in die roten Zahlen geraten, wie die Krise bei Thalia vor zwei Jahren beweist.
Doch bei der Buchhandelskette mit Sitz in Hagen ist Land in Sicht. Das Weihnachtsgeschäft brachte rund sieben Prozent Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr. „Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden und konnten mit einem sehr erfolgreichen Weihnachtsgeschäft – insbesondere im digitalen Bereich – ins aktuelle Geschäftsjahr starten“, resümiert Thalia-Sprecherin Mirjam Berle.