Hagen. . Aufbruchstimmung in der heimischen Landwirtschaft. In seiner Jahresbilanz bescheinigt Dirk Kalthaus den lokalen Landwirten gute Arbeit, mahnt die Politik aber gleichzeitig an, noch einmal kräftig nachzubessern. Die Ergebnisse aber stimmen, trotz eines viel zu kalten Märzes.
„Ackerbaulich interessant, preislich durchwachsen und agrarpolitisch spannend,“ so blickt der Ennepetaler Landwirt und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus auf das Jahr 2013 zurück.
Witterungsmäßig und somit ackerbaulich sei es ein interessantes Jahr gewesen: Ein langer, kalter Winter, wenn auch ohne extreme Tiefsttemperaturen und ein anschließendes kühles Frühjahr habe das Wachstum der Pflanzen zu Beginn des Jahres zunächst stark verzögert.
„Gute Erträge, gute Qualitäten und gute Erntebedingungen“
„Wir konnten den kältesten März seit 25 Jahren vermelden“, so Kalthaus. Allerdings hätten die Pflanzen diese Zeit gut überstanden, denn es habe keine so extrem niedrigen Frosttemperaturen ohne schützende Schneedecke wie im letzten Jahr gegeben.
Danach habe sich ein kaltes feuchtes Frühjahr angeschlossen. „Pünktlich zur sommerlichen Ernte kam die Kehrtwende mit viel Sonnenschein und hohen Temperaturen“, sagt Kalthaus. Das sei die richtige Witterungskombination für das Getreide gewesen. „Gute Erträge, gute Qualitäten und gute Erntebedingungen“, fasst er zusammen. Das Grünland allerdings habe stark unter dieser Trockenheit gelitten und geringere Erträge im zweiten und dritten Schnitt gebracht. Die herbstliche Ernte habe dann recht unterschiedliche Ergebnisse beschert: „Bei den Kartoffeln hatten wir aufgrund der Sommertrockenheit einen rund 15 Prozent geringeren Ertrag und beim Mais variierte er auf den verschiedenen Standorten – bedingt durch die unterschiedliche Wasserversorgung – sehr stark“, so der Landwirt.
Niedrige Getreidepreise
Zu den Preisen: Die Getreidepreise seien aufgrund der Weltmarktlage niedriger als im letzten Jahr, sagt der Vorsitzende. Positiv hingegen sei die Entwicklung der für die Bauern im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen so wichtigen Milchpreise gewesen: „Zum jetzigen Zeitpunkt liegt der Milchauszahlungspreis deutlich über Vorjahresniveau. Wir Milchbauern können nun etwas Luft holen und Einbußen vergangener, magerer Jahre ausgleichen.“ Der Schweinemarkt sei wie immer Preisschwankungen unterworfen gewesen, im Schnitt seien die Erlöse aber keineswegs „zum Jubeln“, macht er deutlich.
Politisch ein großes Thema in 2013 war die Reform der Europäischen Agrarpolitik. „Auf europäischer Ebene sind im Frühjahr die Würfel für die nächsten sieben Jahre gefallen“, sagt der Vorsitzende. Das bedeute aber noch nicht, dass der Weg schon bis ins Detail vorgezeichnet sei. Sorge bereite den Landwirten, wie sie tatsächlich auf nationaler Ebene ausgestaltet werde. Dies werde sich in den kommenden Monaten zeigen. Kalthaus: „Hier brauchen wir eine möglichst praxisbezogene Umsetzung.“
Politik muss nachbessern
Auch auf die Koalitionsverhandlungen im Herbst schauten die Landwirte mit Sorge. „Der nun entstandene Vertrag von Union und SPD ist ein in den meisten Punkten tragfähiger Kompromiss für die Landwirtschaft“, erklärt der Vorsitzende. In einigen Punkten müsse aus Sicht der Landwirtschaft aber noch nachgearbeitet werden.
Beispielsweise gehe die Einigung auf einen gesetzlichen Mindestlohn für die Landwirtschaft teilweise über das hinaus, was wirtschaftlich tragfähig sei. Vom Landwirtschaftsministerium, das nun im neuen Zuschnitt existiere, erhofft er sich – trotz einer gewissen „fachlichen Ferne“ des Ministers – eine praxisorientierte Landwirtschaftspolitik.
In das kommende Jahr blickt Dirk Kalthaus mit Aufbruchstimmung: Die großen Themen unserer Zeit – Klimawandel, Welternährung, Bioenergie – seien ohne den Beitrag der Landwirtschaft nicht zu bewältigen. Den heimischen Höfen komme dabei eine besondere Rolle zu: Nach einer in 2013 durchgeführten repräsentativen Infratest-dimap-Umfrage sehen 91 Prozent der Bevölkerung die Stärken der deutschen Landwirtschaft in der Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel. „Diese Vertrauen freut uns“, so Kalthaus, „wir Bauern werden alles daran setzen, diesem gerecht zu werden.“