Hagen. . Mit einem Holzknüppel ging ein Hobby-Landwirt von den Hagener Höhen auf einen Außendienstermittler vom Jobcenter los. Ein brutaler Angriff, der jetzt einen Strafprozess im Amtsgericht zur Folge hatte. Versuchte gefährliche Körperverletzung lautete der Vorwurf.
Der Job von Dietmar Baum (61) ist nicht so harmlos wie er klingt: „Verwaltungsangestellter bei der Agentur für Arbeit“. Baum ist Ermittler im Außendienst. Er muss Hartz-IV-Betrüger aufspüren. Betroffene mögen das womöglich als Schnüffelei empfinden – doch oftmals werden Leistungsempfänger beim Tricksen erwischt.
Offenbar auch am 3. Mai. Da war Dietmar Baum mit seinem Kollegen André Neu (54) zu einer Kontrolle in Haspe. Eigentlich galt der Besuch der beiden Männer vom Amt gar nicht dem Rentner (68) mit landwirtschaftlichem Betrieb, sondern der Frau, die schon seit Jahren mit ihm auf dem Resthof lebt. Weil sie behauptet, mit dem Mann „keine eheähnliche Gemeinschaft“ eingegangen zu sein und deshalb die vollen Sozialleistungen in Anspruch nimmt, sollten „die Wohnverhältnisse amtlich überprüft“ werden.
"Schlag wurde gezielt ausgeführt"
Die beiden angemeldeten Kontrolleure waren gegen 10.30 Uhr schon wieder auf dem Rückweg, als sie den Rentner am Haus auf einer Bank sitzen sahen und ihm zur Verabschiedung „ein schönes Wochenende“ wünschten.
Der 68-Jährige empfand das als Provokation und geriet voll in Rage. Er sprang auf und brüllte: „Ihr werdet kein schönes Wochenende haben!“ Dann ergriff er einen Holzknüppel und lief hinter den beiden Ermittlern her.
In Höhe des Gatters hatte er sie eingeholt. Der Rentner schwang den Knüppel, wollte ihn Dietmar Baum mit voller Wucht auf den Kopf hauen. „Der Schlag wurde gezielt gegen mich ausgeführt. Wenn ich nicht sofort zur Seite gesprungen wäre, hätte er mich voll erwischt“, sagt Baum.
Richter: "Sie machten nur ihre Arbeit"
Stattdessen wurde nur der Stahlzaun getroffen. Es gab einen Knall, dabei zerbrach der Knüppel in Stücke. Baum: „Ich habe sehr große Angst gehabt.“ Kollege André Neu pflichtet ihm bei: „Seit 2006 bin ich im Außendienst, aber sowas habe ich noch nicht erlebt.“
Vor Gericht gab sich der Rentner kleinlaut: Es habe sich nicht um einen Knüppel, sondern um den Treibstock für seine Pferde gehandelt. Er hätte damit ganz gezielt und nur auf das Eingangstor geschlagen, um die beiden Männer vom Hof zu jagen.
Richter Heinz-Michael Siemon glaubte dem Angeklagten nicht und verurteilte ihn zu 1500 Euro Geldstrafe – das entspricht bei ihm zwei Monatsrenten. „Er war erbost über den Besuch und die Kontrolle“, befand der Amtsrichter, „und hat deshalb versucht, die Ermittler vom Jobcenter körperlich zu misshandeln. Es waren aber keine Einbrecher, die verjagt werden mussten. Sie machten nur ihre Arbeit dort, offiziell und in amtlicher Eigenschaft.“