Breckerfeld. . Mit einer neuen Maschine bringt Landwirt Udo Baumeister Gülle direkt an die Wurzel der Pflanzen. Der Vorteil: Es stinkt nicht mehr.
Drei Zahlen verdeutlichen den technischen Wandel in der Landwirtschaft seit der Mitte des letzten Jahrhunderts: Bis Anfang der 50er-Jahre benötigte der Hof Bellmann in Neuenloh zum Beackern der Felder die Zugkraft seiner beiden Kaltblüter. Dann erweiterte der Bauer von zwei auf 24 Pferdestärken. „So viel hatte der erste Schlepper des Hofes“, erinnert sich Nachbar Ernst Vormann. In der vergangenen Woche bereitete ein Schleppergigant mit 400 PS den Acker des nicht mehr existierenden Hofes mit aufgesattelten und angehängten Geräten auf die Aussaat des Wintergetreides vor.
Umweltschutz wird erfüllt
Claas Xerion heißt der Gigant. Landwirt Udo Baumeister aus Brenscheid hat sich mit dem Lohnunternehmen von Christian Schiller aus Halver zusammengetan und investiert. Mit neuem Gerät wollen sie den Anforderungen des Umweltschutzes gerecht werden. Sie können Gülle ohne Geruchsbelästigung nach dem neuesten Stand der Technik aufbringen.
„Schiller hat den starken Schlepper mit dem Spezialaufbau gekauft, unser Betrieb hat den angehängten Grubber erworben“, sagt Baumeister. Der Schlepper ist mit einem Gülletank mit einem Volumen von 15.000 Liter ausgestattet. Der Grubber verfügt über eine Arbeitsbereite von vier Metern. Mit vielen Scharen lockert er den Boden. „Hinter den Scharen enden kurz unter der Ackeroberfläche flexible Rohre, die an den Gülletank angeschlossen sind“, erklärt Baumeister.
300.000 Euro investiert
Man habe sich vor dem Entschluss zur Gesamtinvestition in Höhe von rund 300.000 Euro den Rat der Landwirtschaftskammer geholt. Tenor der Auskunft: Das Gerät ist Zukunftstechnik. In einer Überfahrt wird die Gülle ausgebracht und direkt eingearbeitet. „Es gibt praktisch keine Geruchsbelästigung“, sagt Udo Baumeister, „die Einarbeitung der Gülle, die innerhalb von vier Stunden abgeschlossen sein muss, war immer mit einem zweiten Überfahren der Ackeroberfläche verbunden. Eine Verdichtung des durch die Gülle vernässten Bodens war die Folge. Vier Stunden lang stank es.“
Jetzt fuhren Mike Niggemann und Norman Blau mit Schleppern des Landwirts (200 und 180 PS) mit ihren zwei Tankanhängern (je gut 15.000 Liter) im Pendelverkehr vom Hof zum Feld. Dort stand Fahrer Hendrik Wulf, gelernter Landwirt, mit seinem Xerion an der Stelle auf dem Acker, an dem sein Computer meldete: „Tank leer“. Die Fahrer rangierten ihre Hänger neben seinen Traktor. Er fuhr den Rüssel aus und drückte das Rohr in eine Gummidichtung auf dem gefüllten Fass. In fünf Minuten saugte die Pumpe des Xerion die 15.000 Liter Gülle in den Schlepper-Aufsatztank.
Auch für Grünland geeignet
„Der Grubber lockert den Boden 16 cm tief auf“, sagt Hendrik Wulf, „die Gülle bringe ich in fünf bis acht Zentimeter Tiefe da aus, wo demnächst die Wurzeln des Wintergetreides sie benötigen. Der Bodenstrom der gelockerten Erde deckt die Gülle sofort ab.“ Die am Ende des Grubbers montierte Ringelwalze sorgt für den für die spätere Aussaat notwendigen Bodenschluss. Weder in seiner Kabine noch auf dem Feld riecht es nach Gülle, sondern nach fruchtbarem Ackerboden.
In den folgenden Tagen wurde bei trockenem Boden das Wintergetreide ausgesät. Christian Schiller und Udo Baumeister hoffen, dass weitere Berufskollegen ihre Maschinenkombination auch nutzen werden. Übrigens: Christian Schiller setzt seinen Xerion mit dem großen Gülletank auch beim Ausbringen von Gülle auf Grünland ein: Er baut dann direkt hinter dem Aufbautank ein „Injektions-Aggregat“ an. Dieses schlitzt die Grasnarbe auf, die Gülle wird durch Schläuche in den Boden zu den Wurzeln geleitet.