Hagen. . Das pädagogische Personal in Hagens Kindertagesstätten muss bislang mehrere Stunden täglich in der Küche verbringen. Ein Brandbrief wurde verfasst und an den SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg übergeben. Doch der bracht die Entwarnung mit: Das Land gibt Geld, um Hauswirtschafterinnen zu beschäftigen.

Es war ein regelrechter Brandbrief, den der Personalrat der Stadt Hagen und Vertreter aus städtischen Kindertagesstätten an den SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg verfasst hatten. Doch bei der Übergabe gab es gestern ein unerwartet großes Aufatmen. Die geplanten Änderungen im Kinderbildungsgesetz (Kibiz), die die rot-grüne Landesregierung kommende Woche auf den Weg bringen will (siehe Berichterstattung im überregionalen Teil), versprechen genau dort Entlastung zu bringen, wo die Erzieherinnen große Not sehen: bei den hauswirtschaftlichen Arbeiten in den Kitas.

Kommt alles so wie geplant, dann könnten die Kindergartenträger auf 500 Euro und mehr pro Gruppe hoffen, mit denen Hauswirtschaftskräfte bezahlt werden können. Sowohl die Kita-Leiterinnen Susanne Schönlau (Kita Emst) und Ulrike Scholz (Kita Tondern­straße) als auch der städtische Beigeordnete Christian Schmidt und Sozial-Fachbereichsleiter Gerd Steuber werteten dies in einer ersten Reaktion als gangbaren Weg.

Stellenpool aus mehreren Kitas

Eine Kita mit drei bis vier Gruppen hätte über diese neue Personalpauschale die finanziellen Möglichkeiten, dass eine sozialversicherungspflichtige Stelle für eine Hauswirtschafterin geschaffen werden kann. Um Urlaubs- und Krankheitszeiten abzufangen, könnten mehrere Kitas zudem einen Stellenpool bilden, so Gerhard Steuber.

Wie groß der Bedarf an Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich ist, hat der Gesamtpersonalrat der Stadt Hagen ermittelt. Karin Flüshöh hatte alle 23 städtischen Kitas angeschrieben, um die Tätigkeiten und den Zeitaufwand zu ermitteln. Das Ergebnis: Je nach Größe der Einrichtung sind ein bis zwei gut ausgebildete Pädagoginnen, die sich eigentlich um die Kinder kümmern sollten, drei bis fünf Stunden pro Tag mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten beschäftigt. Dazu gehören Tisch decken, das angelieferte Mittagessen vorbereiten und die Hygienevorschriften kontrollieren, Betten beziehen, Wäsche waschen, Fläschchen zubereiten und sterilisieren und noch viele mehr. „Diese Zeit fehlt den pädagogischen Fachkräften bei der Arbeit mit den Kindern“, so Karin Flüshöh. Das könnte sich nun ändern.

Große Hoffnung setzen die Verantwortlichen in Hagen auch in die Zwei-Jahres-Garantie bei den neuen Personalpauschalen. Selbst wenn im Folgejahr die Zahl der angemeldeten Kinder in einer Einrichtung zurückgehen sollte, bleibt der Zuschuss der gleiche. Werden mehr Kinder angemeldet, erhöht sich der Zuschuss sofort.

Viele Stellen bald unbefristet?

Und noch eine weitere Hoffnung verbindet sich mit der geplanten Kibiz-Änderung: Durch einen neuen Sozial-Index sollen Kitas in sozial schwierigen Gebieten mehr Geld bekommen. Die Stadt Hagen und die freien Träger könnten dann zumindest einen Teil der vielen befristeten Verträge (der Anteil liegt derzeit bei bis zu 40 Prozent) entfristen können.

Susan Schönlau: „Es ist so wichtig, dass Kinder kontinuierlich Bezugspersonen haben.“ Das gelte für das pädagogische Personal, aber auch für die Hauswirtschafterinnen: „Es ist mir unheimlich wichtig, dass wir alle in das Team einbinden.“