Hagen-Mitte. „Denn es ist Weihnachtszeit“: Das Konzert des MGV „Heiderose“ Hagen-Boelerheide 1896 unter der Leitung von Stefan Lex lockte am Sonntagnachmittag wie immer eine Menge Zuhörer in die Stadthalle und hatte Riesenerfolg. Sowohl die Solisten als auch der Chor überzeugten.
Diana Petrova, Sopran, „die russische Nachtigall“, Oliver Weidinger, Bariton, Sigrid Althoff, brillant bei Solo-Aufgaben („Drei Nüsse für Aschenbrödel“) und zuverlässig in der Orchester-Ersatz-Begleitung, und Jenny Ruppik, Harfe, spielten eine herausragende Rolle besonders im niveauvollen klassischen Teil des Programms.
Das „Exsultate, jubilate“ von Mozart freilich fiel durch das opernhafte Vibrato der Sängerin, kirchenmusikalisch gesehen, aus dem Rahmen. Wunderbar fügte sie sich dagegen in ihre Rolle bei einem Stück aus Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Auch ein sehr temperamentvolles Weihnachtslied aus ihrer Heimat hatte den richtigen Drall.
Bravouröse Technik
Die Harfenistin, engelsgleich (da blond) oder als Elfe vorgestellt, spielte die Sonate h-Moll K 27 von Scarlatti, bravourös in der Technik und mit Echowirkung in Laut und Leise unterteilt, perfekt im barocken Stil. Bei „Le danse de sylphes“ von Godefroid sah man bei zarten Arpeggien die Schleier der Elfen wehen. Der Bariton warf sich bei „The trumpet shall sound“ aus Händels „Messias“ mächtig in die Brust. Wer hätte gedacht, dass die als unmusikalisch verpönte englische Sprache, gesungen mit perfektem Stimmeneinsatz und gefühlvoller Interpretation, so faszinieren kann? Bei den schlichten Liedern von Cornelius allerdings hätte er nicht so viel Gas geben müssen.
Zum jeweiligen Text passende Hintergrund-Dias mit Weihnachtsgemälden oder Winterlandschaften luden zum Träumen ein, Lex launige Rezitationen zum Lachen. Der Chor fühlte sich wie immer auf vielen Ebenen zu Hause. Fugato-Einsätze beim „Amen“ in „Gottes ist der Orient“ waren exakt, ein russischer Choral von Bortnianski, ein Opernbeitrag mit Bariton aus „Die Macht des Schicksals“, Weihnachtslieder aus Afrika, Amerika und Tschechien gelangen mit flächiger Akkordik und gefühlsbetonten Lautstärkeveränderungen.
Eigenwillige Interpretationen
Lex liebt eigenwillige Interpretationen: „Tollite hostias“ von Saint-Saens wurde relativ langsam gesungen. Das eingeschlossene „Halleluja“ dagegen mit gesteigertem Tempo und abgerissener Schluss-Silbe geriet hektisch, aber publikumswirksam.
Großen Erfolg feierten Bariton, Chor, Harfe und Klavier mit dem Traum von „Jerusalem“. Die letzte Strophe, vom Sopran unterstützt, gehörte als Wiederholung zu den Zugaben wie das sehr flott gesungene Spiritual „Rock a my soul in the bosom of Abraham“, womit die Sänger den Gospel-Chören ein Schnippchen schlugen: „Was ihr könnt, können wir schon lange.“ Die letzte Zugabe, „Die Rose“ (Amanda Mc Broom), gab den Zuhörern die tröstliche Botschaft mit auf den Heimweg: Wer an die Liebe glaubt, feiert das ganze Jahr über Weihnachten.