Hagen. . Erleichterung macht sich beim Personalrat der Stadtverwaltung breit, dass das Ende der Ära Dehm absehbar ist. An den Nachfolger knüpfen die Arbeitnehmervertreter hohe Erwartungen.

„Hätte Jörg Dehm sein frühzeitiges Amtsende bei der jüngsten Personalversammlung in der Stadthalle verkündet, es hätte tosenden Applaus gegeben.“ Der städtische Personalratsvorsitzende Günter Brandau und sein Stellvertreter Thomas Köhler berichten von einem Aufatmen auf den Fluren des Rathauses nach der jüngsten Ratssitzung – eine Stimmung, als habe jemand die Fenster aufgerissen und mal richtig durchgelüftet.

Sie hoffen, dass in Zukunft ein Verwaltungschef die Führung der 2500 Rathaus-Beschäftigten übernimmt, der ein neues Wir-Gefühl erzeugt und die Motivation zurückbringt: „Gerade jetzt brauchen wir eine starke Stadtspitze, der wir vertrauen können und nicht nur das Gefühl haben, wir werden abgewickelt.“

Resignation

„Zuletzt hat sich nur noch Resignation breit gemacht. Dehm wusste sicherlich, wie Verwaltung funktioniert, aber auch wie man sie manipuliert.“ Das habe die Kommunikation alles andere als gefördert und ein Klima der Angst entstehen lassen, wie es zuletzt nur unter Kämmerin Annekathrin Grehling geherrscht habe. Doch deren Droh-Szenarien, so die Einschätzung der Belegschaftsvertreter, seien von Oberbürgermeister Wilfried Horn damals immer wieder relativiert und eingefangen worden. Bei Dehm habe dieses ausgleichende Regulativ gefehlt.

Vor diesem Hintergrund sei es auch nur folgerichtig, dass der Rathaus-Chef sich an seinem eigenen Anspruch messen lässt und angesichts der Beratervertragsaffäre zurücktritt: „Er hat einen Rechtsbruch begangen. Wer seinen Leuten bei allen Dingen gleich mit dem Staatsanwalt droht, musste entsprechend konsequent handeln – andernfalls hätte er jegliche Akzeptanz verloren“, betonen Brandau und Köhler unisono, dass der Verwaltungsfachmann Dehm mit dem Ermittlungsverfahren seinen anfänglichen Vertrauensbonus gänzlich verspielt habe. Zumal parallel sein Münsteraner Büroleiter Markus Funk, zum OB-Amtsantritt extern eingestellt und mit einem unbefristeten AT-Vertrag ausgestattet, durch sein „arrogantes Auftreten gegenüber den Ämtern“ bis heute ein Fremdkörper in der Stadtverwaltung geblieben sei.

Ebenso betrachten die gewählten Arbeitnehmervertreter den Fachbereich Personal als zentralen Teil der Dehm’schen Macht- und Druckkulisse. „Der Oberbürgermeister hat den ganzen Laden auf den Kopf gestellt, das Organigramm verschlankt, aber es funktioniert nicht richtig“, kritisiert Brandau, dass die Fachbereichsstrukturen nur auf dem Papier existierten, aber nicht greifen würden: „Darin liegt viel Sprengstoff.“

Klares Anforderungsprofil

Entsprechend anspruchsvoll klingt auch das Anforderungsprofil für den künftigen Oberbürgermeister, das Brandau und Köhler auf ihrem vorweihnachtlichen Wunschzettel festgehalten haben: „Er sollte Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz mitbringen, sich mit Verwaltung und Politik auskennen sowie über Netzwerke in Richtung Arnsberg und Düsseldorf verfügen.

Außerdem sollte er Vorbild sein, sich mit der Stadtverwaltung identifizieren können, die Beschäftigten mitnehmen und sie motivieren. Wir brauchen dringend ein neues Betriebsklima und eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit.“

Mehr Kontinuität

Bis heute leide das Rathaus unter der Abschaffung der Doppelspitze. Seit die Rolle des Oberstadtdirektors 1996 abgeschafft worden sei, arbeite sich jetzt bereits der fünfte hauptamtliche Oberbürgermeister in den Job ein, die Belegschaft sehne sich nach mehr Kontinuität. „Wir brauchen endlich wieder ein Stück Korpsgeist – das wird umso wichtiger, je dünner die Personaldecke wird“, ergänzt Köhler. „Eine positive Atmosphäre macht die Mitarbeiter auch belastbarer, dann wird sich vieles von selbst entwickeln.“

Wer dieses Anforderungsprofil ausfüllen könnte? „Ich weiß auch nicht, wer sich den Job antun möchte“, zuckt der stellvertretende Personalratsvorsitzende nach einer ausgedehnten Denkpause mit den Schultern: „Wir brauchen jetzt einen Überzeugungstäter. Einen, der es kann, der Bock hat. Er muss Hagener sein und reichlich Energie mitbringen.“