Hagen. . Einen Brandbrief zum Zustand des Hagener Hauptbahnhofs hat Oberbürgermeister Jörg Dehm an den NRW-Bahn-Chef, Reiner Latsch, geschickt. Und zwar versehen mit mehr als 40 Beweisfotos, die den schlechten Zustand dokumentieren sollen. Jetzt ist fraglich, ob es schnell zu Verbesserungen kommt.
Mehr als 40 Fotos vom Hagener Hauptbahnhof liegen nun in Düsseldorf bei Reiner Latsch, dem NRW-Konzernbeauftragten der Deutschen Bahn, auf dem Schreibtisch. Fotos allerdings, die Hagens früheren Stolz in keinem guten Licht erscheinen lassen: Bröckelnder Putz, ein Bahnsteig ganz ohne Dach, Pappkartons, die ein Loch in der Wand abdecken, ein leeres Ladenlokal oder auch Unkraut, das überall wächst.
Geschickt worden sind die Beweisfotos von Oberbürgermeister Jörg Dehm, der Hagen damit nicht im besten Licht erscheinen lässt, so aber Druck machen will. In dem dreiseitigen Begleitschreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es: „Weder für Ihr Unternehmen noch für die Stadt Hagen sowie die Region ist der heutige Gesamtzustand des Hauptbahnhofes Hagen als akzeptabel zu bezeichnen.“
Berufsschüler waren Auslöser
Es sind deutliche Worte des Oberbürgermeisters – aber warum kommen sie gerade jetzt? Schließlich ist der Zustand des Hauptbahnhofs nicht neu. Dehm erklärt im Gespräch frank und frei: „Seitdem ich meine Hagener Wohnung nicht mehr habe und noch mehr Bahn fahre, fällt mir das natürlich auch noch mehr auf.“
Sicherlich seien in vielen Städten die Bahnhöfe nicht im allerbesten Zustand: „Aber wir unterschreiten in Hagen mittlerweile eine Untergrenze deutlich. Man muss wohl leider sagen: Der Hagener Hauptbahnhof ist der schlimmste im Ruhrgebiet.“
Der eigentliche Auslöser, das sich der OB gerade jetzt an den NRW-Bahnchef wendet, sind aber Schüler des Berufskollegs der Kaufmannschule II in Hohenlimburg. Die hatten sich in Zusammenarbeit mit der Hagen-Agentur kritisch mit dem Bahnhofsquartier auseinandergesetzt. Herausgekommen sind dabei 16 Plakate, die die Hagener Bürger aufrufen sollen, bei der Neugestaltung des Bahnhofsviertels mitzumachen. Das Engagement will Dehm mit seinem Schreiben unterfüttern.
Erfolgsaussichten unklar
Ob es denn auch gehört werden wird? Ein Bahnsprecher bestätigte gestern den Eingang des Schreibens bei DB-Chef Latsch. Dieses werde nun bearbeitet – in Kürze werde es ein Antwortschreiben an den Oberbürgermeister geben. Ob darin auch konkrete Verbesserungen oder Bauarbeiten angekündigt werden, blieb gestern unklar. Er wolle Latschs Schreiben an den OB nicht vorgreifen, so der Bahnsprecher.
Offensichtlich hat die Bahn aber schon zugesagt, dass die Sanierung der Außenfassade bis Februar abgeschlossen sein wird. Und gestern haben die Arbeiten für eine neue, behindertengerechte Bahn-Information im Inneren der Bahnhofshalle begonnen. OB Dehm fordert aber nun, dass „über die in Aussicht gestellten Maßnahmen hinaus nachhaltig und zeitnahe Abhilfe“ geschaffen werden müsse.
Dehm selbst, der im kommenden Juni aus dem Amt scheiden wird, würde diese mögliche Verbesserung wohl nicht mehr als OB erleben. Wie groß die Erfolgsaussichten sind, dass sich überhaupt etwas tut, erscheint auch unklar: „Es muss ja nicht gleich die Investition in siebenstelliger Euro-Höhe sein“, so Dehm. „Man kann ja auch mit relativ kleinen Dingen schon Verbesserungen erreichen.“ Auf die hofft er jetzt in den Gesprächen mit NRW-Bahnchef Latsch.
Dass eine Bahnhofssanierung nur langsam und zäh voran geht, erfährt derzeit auch die Nachbarstadt Dortmund. Dort ist der Start für den großen Umbau im Bereich der Gleise erneut verschoben worden. Er soll nun frühestens 2017 starten und fünf Jahre dauern.