Hagen. . Im Laufschritt die Hagener Innenstadt erkunden – ein Angebot der Hagen-Agentur macht dieses sportive Erlebnis möglich. Hinein ins Jogging-Vergnügen.
Das Wichtigste vorweg: Nein, man muss kein Supersportler sein, um Hagens Sehenswürdigkeiten joggend zu erleben. Martin Kriwett ist zwar ein passionierter Langstreckenläufer, aber er veranstaltet kein Rennen mit den Teilnehmern seiner Tour. „Hagens Highlights joggend erleben” heißt diese und ist ein bisschen die Exotin unter den Stadtführungen, die die Hagen-Agentur anbietet.
Wir haben uns mit Martin Kriwett auf die etwa acht Kilometer lange Tour durch die Hagener Innenstadt begeben. Eine Tour, die der 44-Jährige auch ab kommenden Frühjahr wieder anbieten will. Und er hat auch noch mehr Pläne im Kopf. Los geht’s an der Hagen-Agentur an der Körnerstraße. Kriwett, der im Hauptberuf eine Versicherungsagentur in Bathey betreibt, lädt erst einmal zum Aufwärmen und Dehnen ein. Da bleibt noch genug Luft, um zu fragen: Wie ist er eigentlich joggender Stadtführer geworden?
Kriwett ist ein Ur-Hagener
„Durch Zufall”, sagt Kriwett. Er habe gehört, dass die Hagen-Agentur ein solches Angebot plane und da habe er sich gemeldet. „Weil ich das mal in Berlin mitgemacht hatte, begeistert war, und es toll fand, dass es das jetzt auch in meiner Heimatstadt geben soll.“
Und das darf man wohl durchaus einen Glücksfall nennen, denn die Stärke bei Kriwetts Tour ist vor allem, dass er ein Ur-Hagener ist. Dass er all die sehenswerten Stationen auf der Tour mit persönlichen Erlebnissen und Dönnekes bereichern kann.
Faktensicher auf allen Gebieten
Locker geht es los durch den Volkspark, an der Konzertmuschel vorbei zur Zentralplastik des Planentenmodells. Das wird uns auf unserer Tour immer wieder begegnen. Mit Leidenschaft erklärt Martin Kriwett dann, auf welcher Planentenumlaufbahn wir uns gerade befinden. Hier zeigt sich der 44-Jährige genau so faktensicher wie bei den anderen Stationen: Zur Geschichte des Stadttheaters kann er ebenso etwas erzählen, wie zu dem Kunstquartier, zur Vita Karl-Ernst Osthaus oder Emil Schumachers, zum Hagener Impuls und zur Geschichte des Hochbunkers oder des Elbers-Geländes. All dies sind Stationen der Tour.
Hat sich Martin Kriwett das alles extra angelesen? „Ja klar. Da habe ich mich in Eigenrecherche ein bisschen eingelesen, um die wichtigsten Zahlen und Fakten parat zu haben und das jeweils Besondere herauszufinden.”
Die Legende von den Zwergen
Dass Martin Kriwett trainiert ist, merkt man schon daran, dass er auch bergauf nicht aus der Puste kommt und weiter erzählen kann, als es am Kultopia vorbei hoch in Richtung Allgemeines Krankenhaus geht, um einen guten Blick über die Innenstadt zu bekommen. Alle, die nächstes Jahr selbst einmal mitlaufen wollen, können aber beruhigt sein: Dies ist in der Berg-und-Tal-Stadt Hagen auch schon die größte Steigung bei der Sightseeing-Jogging-Tour.
Später geht es nur noch einmal zur Stadthalle hoch, wo Kriwett im Steinbruch die Legende von den Zwergen, die dem Wasserlosen Tal seinen Namen verschafft haben, erzählen kann. Martin Kriwett kann aber vor allem immer wieder Erlebnisse aus seiner eigenen Vita einflechten: „Hier im Marienhospital bin ich geboren und ich weiß noch, dass die Fassade der Marienkirche fast schwarz war, bevor sie gereinigt worden ist.”
Erinnerungen an goldene Zeiten
In der „Spinne” hat er selbst einmal gekellnert. Und er erinnert sich noch an die goldenen Zeiten der Hagener Kneipenszene: „Da war am Wochenende der Platz vor der Spinne schwarz vor jungen Leuten. Hier haben sich alle getroffen und sind dann später noch weiter gegangen.”
Der Volmestädter kann sich noch erinnern, als „Wetten, dass . . .” aus der Stadthalle gesendet und in der Tiefgarage ein Lkw auf Biergläser gestellt wurde. Er schildert, wie er die Sprengung der Sparkassen-Zentrale, des Langen Oskars, erlebt hat: „Ich hatte früher den Bau aus meinem Kinderzimmer verfolgt und dann aus der selben Perspektive die Sprengung.“ Und Martin Kriwett kann aus erster Hand aus der Zeit erzählen, als Hagen als deutsches Liverpool galt, als Hochburg der Neuen Deutschen Welle: „Da war eine Kneipe, da konnte man Nena treffen oder die Musiker von Extrabreit.”
Weitere Touren in der Planung
Nach einer Stunde sind wir wieder an der Hagen-Agentur in der Körnerstraße angelangt. Nicht körperlich erschöpft, aber um viele Eindrücke und Fakten reicher. Martin Kriwett hat noch mehr Ideen für Sightseeing-Jogging-Touren: „Außerhalb der Innenstadt gibt es noch so viel Sehenswertes. Ich kann mir Läufe in der Natur vorstellen, etwa auf dem Drei-Türme-Weg. Oder eine Tour mit Hohenhof, Fernuniversität und Schloss Hohenlimburg. Der Hengsteysee mit dem Wasserschloss Werdringen wäre auch denkbar.”
Wer ist eigentlich die Zielgruppe seiner Touren? Touristen oder doch eher Hagener? „Beide“, sagt Kriwett. „Hotels könnten da noch reger werden und offensiver bei ihren Gästen für das Sightseeing-Jogging werben.“