Hagen. . Erstmals hat sich die Hagener Industrie-Elektrik-Firma Kostal an der langen Nacht der Industrie beteiligt. Rund 100 Besucher interessierte es, wie Bauteile für Solaranlagen hergestellt werden. Produktionsleiter Jürgen Temp traf auf Gäste mit Fachwissen, konnte aber auch ganz einfach erklären.

Sie huschen von links nach rechts, blitzschnell nach vorne und wieder zurück. Wenn die Automaten in der Produktionshalle von Industrie Elektronik Kostal loslegen, kommt man mit dem Gucken kaum hinterher. Wie gierige Tauben picken sie die elektrischen Widerstände, Stecker und anderen Bauteile von den Rollen und setzen sie auf die Leiterplatten.

„Diese Technik haben Sie alle in der Hosentasche“, sagt Produktionsleiter Jürgen Temp. „Jedes Handy basiert darauf, genauso wie Kaffeemaschinen oder Föne.“ Oder eben Anschlussmodule und Wechselrichter für Solaranlagen. Die Produkte also, die Kostal in Hagen produziert – und bei der langen Nacht der Industrie erstmals Otto Normalbürgern vorstellt.

Besucher zeigten viel Fachwissen

Wobei: Otto Normalbürger ist vielleicht ein wenig untertrieben. Die meisten Besucher machen jedenfalls keine fragenden Gesichter, als Temp von SMD-Technik (alias automatische Oberflächenmontage von Bauelementen ohne Drahtanschlüsse), Handbestückung (für gröbere Bauteile) oder Wellenlöten spricht (hierbei wandert die Leiterplatte durch einen etwa sechs Meter langen Lötofen).

Stattdessen nicken die Besucher wissend. So wie Patrick Langosch. Der 24-jährige Hagener studiert Elektrotechnik, wohnt „direkt um die Ecke“ von Kostal und war deshalb neugierig. „Es ist einfach mal interessant, das aus der Nähe zu sehen“, sagt er.

Auch Ulrich Dorow ist kein Neuling in Sachen Industrie-Elektrik. Als langjähriger Service-Mitarbeiter einer Hydraulikfirma braucht er keinen Übersetzer für das technische Vokabular. Überrascht war er trotzdem: „Ich wusste gar nicht, dass die hier für Photovoltaik produzieren.“ Die lange Nacht der Industrie wollte der arbeitssuchende Düsseldorfer eigentlich nutzen, „um zu schauen, was der Markt so hergibt.“ Doch kurz vor der Fahrt nach Hagen gab’s die Zusage für einen neuen Job.

Kostal will Industrie erlebbar machen

Sonst hätte Dorow perfekt zur Zielgruppe von Kostal-Marketingchef Markus Vetter gepasst, der mit der Teilnahme an der langen Nacht der Industrie unter anderem zeigen möchte, was für Jobs es bei Kostal gibt.

„Außerdem bietet die Veranstaltung die Chance, unsere Marke erlebbar zu machen“, sagt Vetter. „Wir wollen die Vernetzung von Bürgern und Industrie leben und vielleicht auch ein bisschen Stolz darüber vermitteln, was hier in der Region gemacht wird.“

Zu zeigen, was und vor allem wie es gemacht wird, ist bei dieser besonderen Spätschicht immer noch die Aufgabe von Jürgen Temp. Die flinken Automaten (SMD-Technik, wie wir jetzt wissen) hat die Gruppe mittlerweile hinter sich gelassen. Nun geht es ans Löten – Wellenlöten, wie der Fachmann sagt. Und wenn der will, kann er übrigens auch so erklären, dass es selbst der größte Technik-Laie versteht: „Das müssen Sie sich vorstellen wie einen Pizzaofen. Die Leiterplatte erwärmt sich, das Zinn schmilzt, macht ,Blubb’ und verlötet.“