Hagen-Mitte. . Das einst glanzvolle Bahnhofsviertel soll aufgewertet werden. Am Freitag gibt’s vor Ort einen „Blauen Tisch“.
Die glanzvollen Zeiten des Bahnhofsviertels sind längst vorbei. „Früher – vor und nach dem 1. Weltkrieg – bezeichnete man das Quartier als die erste Adresse der Stadt, hier waren die besten Hotels und Geschäfte ansässig“, blickt Johann Dieckmann zurück. Der ehemalige Stadtbaurat kennt den Grund des mehr und mehr verblassenden Glanzes: „Mit der abnehmenden Bedeutung der Bahn, ausgelöst durch den Individualverkehr und der zunehmenden Wertschätzung des Autos in den 1960er-Jahren, begann der Niedergang vieler Bahnhofsviertel – auch des Hageners.“
Der traurige Trend hin zum Schmuddelviertel mit verfallenen Gebäuden und leerstehenden Ladenlokalen soll nun nicht nur gestoppt, sondern ins Gegenteil verkehrt werden. „Wir möchten den Bereich rund um die Bahnhofstraße in ein hippes Quartier, in dem Aufbruchstimmung herrscht, verwandeln“, betont Gerhard Schießer, Geschäftsführer der Hagen-Agentur. Man wolle eine Kampagne starten, an der sich neben der städtischen Wirtschaftsförderung auch die Immobilienbesitzer besagter Häuser, potenzielle Existenzgründer sowie der Architekten- und Ingenieurverein Mark-Sauerland (AIV) beteiligen.
AIV lädt am 19. Juli zum „Blauen Tisch“
Apropos AIV: „Die Bahnhofstraße ist die zentrale Verbindungsachse vom Bahnhof zum Kern der City. Ohne eine intakte und durch die Nutzung interessante Bahnhofstraße wird sich auch der Bereich hinter dem Bahnhof nicht positiv entwickeln können“, prophezeit Stefan Bild, Vorsitzender des AIV. Erfreulich bewertet er hingegen die Fortschritte in puncto Bahnhofshinterfahrung und die Sanierung des ehemaligen Aral-Parkhauses. Fragen wie „Wodurch kann die Bahnhofstraße aufgewertet werden?“ und „Welche Vorstellungen haben die Eigentümer von der künftigen Entwicklung des Bahnhofsquartiers“ werden übrigens bei der nächsten „Blauen Tisch“-Veranstaltung, zu dem der AIV am Freitag Nachmittag einlädt, vor Ort diskutiert.
Flankierend zum „Blauen Tisch“ soll die Kampagne „Mietfrei“ nun Fahrt aufnehmen. „Wir haben Flyer gedruckt und führen mit Multiplikatoren Gespräche“, erläutert Schießer. Heißt: Momentan leerstehende Büroflächen und Ladenlokale sollen Existenzgründern oder Neuansiedlern für einen bestimmten Zeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die jungen Kreativen können den Start-up-Impuls nutzen, um sich zu orientieren.
Schießer spricht von "Win-Win-Situation"
„Natürlich ist unser Ansatz nicht rein altruistisch, sondern Immobilienbesitzer dürfen die Hoffnung hegen, einen künftigen festen Mieter an der Angel zu haben“, räumt Schießer ein und spricht von einer Win-Win-Situation. Johann Dieckmann empfiehlt, die kostenfreie Mietzeit für mindestens sechs oder zwölf Monate zu vereinbaren, „im Gegenzug hat der Eigentümer dann den Vorteil, dass ,der Neue’ die Nebenkosten für die Räumlichkeiten trägt“.